Es war einer dieser herrlichen Mittage im Frühling, besonders an einem Samstag, der die Stadtbewohner in die Parks trieben und ein buntes Leben zwischen dem ersten, kräftigen Grün der Anlagen zauberten.
Zwischen all den lärmenden Jugendlichen, die mit ihren Skatboards die Halfpipe herunterdonnerten, verirrten sich junge, verliebte Paare, die lachenden Kindern auswichen, die ihre ersten Fahrradfahr-Versuche machten, während ihre leidgeprüften Eltern hinter her rannten und mehr als einmal mit einer Entschuldigung auf den Lippen älteren Pärchen ein entwaffnendes Lächeln schenken mussten.
Auf dem Basketball-Platz lieferte sich eine kleine Gruppe junger Erwachsener ein heißes Match, während auf der Hundewiese neben an stolze Tierbesitzer mit ihren Vierbeinern Spielchen spielten, sie rennen ließen, Stöckchen warfen oder ganz unverbindlich den einen oder anderen Flirt wagten. Manche tauschten auch nur Erfahrungen mit ihren Hunden aus.
Ein Leierkastenspieler lockte eine Traube Kinder an, die Enten und Schwäne bekamen von Kindern in Begleitung ihrer Großeltern altes Brot zugeworfen, ein Zuckerwattenverkäufer buhlte gegen eine Popcornmaschine, während der Hot Dog-Stand konkurenzlos sein gemachtes Mittagsgeschäft einfuhr.
All dieses bunte Treiben konnte Marilyn Jones nicht ihre Traurigkeit nehmen. Sie war wie jeden Mittag auch in den Boston Common gekommen - nur dieses Mal alleine. Gewöhlich nahm sie "Nero" mit, ihren weißen Pittbull, mit dem lustigen schwarzen Kringel um sein rechtes Auge. Natürlich trug er einen Maulkorb, wenn sie mit ihm hier her kam. Obwohl er gar kein wirklich bösartiges Tier war. SIe hatte ihn sich nicht angeschaft, um ihn als Waffe zu besitzen. Er war mehr Tarnung, eine Art Abschreckung, damit man sie in Ruhe ließ, wenn sie im Park joggte oder noch spät abends unterwegs war. Dabei war Nero ein ganz lieber. Leider gab es Nero nicht mehr in ihrem Leben. Er war ihr einfach hier im Park vor drei Tagen weggelaufen. Dabei horchte er ihr normalerweise aufs Wort. Irgendetwas hatte ihn dort hinten auf der Hundewiese abgelenkt und seine Neugier geweckt. Er war wie ein Verrückter bellend ins Unterholt eingebrochen, dann hatte sie nur noch ein WInseln gehört. Bis sie zu der Stelle kam, wo Nero verschwunden war, war von dem Hund keine SPur mehr gewesen. Eine halbe Stunde war sie wie verrückt herumgerannt und hatte laut nach ihm gerufen. Ohne Erfolg. Die Polizei hatte sie tagsdrauf ausgelacht und ihr versichert, dass man sie anrufen würde, wenn jemand einen entlaufenen Kampfhund meldet. Bis heute hatte sich niemand gemeldet. Aber Marilyn kam trotzdem hier her, in ihrer Tasche Neros Lieblingswurst, und suchte nach ihrem Liebling.....
Es war eigentlich ein wunderschöner Tag. Wäre da nicht Gerrys Hund Zorro verschwunden. Einfach so. War er mal wieder in einem Kanienchenbau stecken geblieben? Oder war er von den Chinesen entführt und landete gerade im Kochtopf? Nein, so war es natürlich nicht und Gerry glaubte auch nicht an so was, zumindest nicht hier in Boston. In China mochte das ja so sein, aber doch nicht in Boston.
Jedenfalls war Gerry heute im Boston Commenpark mit seinem kleinen und quirrlichen Welpen Zorro unterwegs. Eigentlich wohnte Gerry ein wenig ausserhalb, wo er ja das Haus seiner Schwester geerbt hatte ... welche auf so grausame Weise gestorben war, aber darüber wollte Gerry gerade nicht nachdenken. Es belastete ihn eh schon viel zu sehr. Aber an ihrem Tod konnte er nichts mehr ändern, dass stand leider fest. Leider. Er war in die City gekommen, um die letzten Erbangelegenheiten zu regeln. Er hatte den Termin gerade hinter sich, ganz in der Nähe des Parkes. Und Zorro hatte halt auch seine Bedürfnisse und so hatte er gefragt, wo es denn hier eine Grünanlage gab, da sich Gerry ja noch nicht auskannte. Man nannte ihm diesen Park und so war er mit Zorro und seinem schwarzen MG-Oldtimer hier her gefahren und führte Zorro somit in dem Park Gassi.
ZORRO
Er hielt ihn noch an der Leine, kannte sich Gerry doch nicht gerade damit aus, ob man hier Hunde frei laufen lassen konnte. Doch dann gab es da eine Art Areal, wo man Hunde frei laufen lassen konnte. Zorro war inzwischen stubenrein und kannte seinen Namen. Ok, er gehorchte noch nicht so richtig, dafür war Gerry u sanft und Zorro zu quirrlich, aber Zorro mochte Gerry, sah ihn als Rudelführer an und kam meistens auch zurück, wenn Gerry ihn bei seinem Namen rief. Ausser, er steckte, wie neulich, in einem Kanienchenbau fest. Sollte es Gerry dennoch wieder wagen, den kleinen Kerl hier von der Leine loszumachen? Gerry tat es, weil er dem kleinen Zorro einfach so viel Freiheit wie es ging zugestehen wollte. Zwar hatte er vorhin noch gehört, wie eine Frau verzweifelt nach ihrem Hund rief, aber Zorro war ja nicht irgendwer. Der würde schon nicht abhauen. Und so hockte sich Gerry vor den kleinen Zorro, schaute ihm tief in die Augen und meinte: »Also, kleiner Mann. Mach mir keinen Kummer. Ich lass dich nun von der Leine. Meide Kanienchenbaus, verstanden?« Zorro bellte einfach nur, der verstand kein Wort, auch wenn er Gerrys ernsten Ton wahrnahm. Und er wedelte aufgeredet mit seinem Schwanz. Hier gab es so viele interessante Gerüche. Gerry seufzte dann nur und liess Zorro von der Leine. Natürlich flitzte das kleine Kerlchen nun einfach drauf los, wusste gar nicht, wo es zu erst hinsollte. Er war total aufgewühlt und freute sich, von der Leine gelassen zu werden. Eine Zeitlang ging das alles auch gut. Und auch wenn Gerry ihn versuchte, immer im Blickkontakt zu halten, wanderten Gerrys Gedanken leider ab und an zu seiner Schwester und er wurde sehr traurig. Dann hörte oder sah er Zorro plötzlich nicht mehr und rief nach ihm. Sofort flitzte der kleine Kerl zu Gerry und umsprang Gerry mit einem heftigen Wedeln seiner Rute. Gerry zwinkerte dem kleinen Kerl dann zu und entliess ihn dann auch wieder.
So ging es 10 Minuten.
Wieder einmal war Zorro in den Büschen verschwunden. War ja auch interessant da. Doch dann blieb er wieder auffallend lange weg und Gerry rief nach ihm. »Zorro? Zoooooorro!« Gerry hörte nichts und kein Zorro kam angelaufen. Gerry machte sich erst keine Sorgen. Doch als es zu lange dauerte, dann doch. »Zorro? Zorro, verdammt, wo bist du?« Gerry stieg selbst in die Büsche und suchte den kleinen Kerl überall. Aber er fand ihn nicht. Auch hörte er ihn nicht. »Och Zorro ... ich hab dich echt lieb, aber halte mich nicht zum Narrren. Nun komm schon, sonst gibt es heute kein Schweineohr ...Zooooooorro!!«
Nix. Der Welpe schien wie vom Erdboden verschwunden. Gerry hatte zwar Zeit, aber das ärgerte ihn nun doch. War er zu sanftmütig mit dem Welpen gewesen, dass dieser nun nicht mehr gehorchte? Eigentlich hatte Gerry ihn schon ganz gut dressiert. »Och nicht wieder ein Kanienchenbau, aus dem ich dich ziehen muss ...« stöhnte Gerry und dann suchte er weiter. Viel mehr blieb ihm ja nicht übrig. Das da was passiert war, das konnte Gerry noch nicht ahnen. Und so war er nicht anders als die Frau vor einer halben Stunde, die verzweifelt nach ihrem Hund gerufen hatte. Gerry tat es dieser nun nach.
„Na, komm her, du dummer Hund!“ Joey hielt dem kleinen Kläffer eine dicke Scheibe Wurst unter die Nase und versuchte ihn noch ein Stück weiter ins Unterholz zu locken. Doch langsam wurde er wirklich ungeduldig. Von wegen, Welpen waren die leichtere Beute … Was hatte Angie da falsch gelegen. Welpen waren die Pest. Sie wollte nur spielen und kapierten einfach nicht, was man von ihnen wollte. Okay, sie waren noch nicht so auf ihre Halter fixiert und hatten auch nicht so scharfe Zähne wie die großen Köter, doch einfacher war die Sache trotzdem nicht. „Komm schon!“ Will sah seinen Partner dabei zu, wie dieser versuchte, den Hund zu locken und musste angewidert den Kopf schütteln. Es war schon schlimm genug, das Joey heute morgen mit einer neuen Frisur aufgetaucht war - wenn man die drei schwarzen Haarsträhnen, die er sich von links nach rechts über die tätowierte Glatze gekämmt hatte, denn als Frisur bezeichnen konnte - und damit so unauffällig aussah wie ein Weihnachtsmann mitten im Sommer, aber dass er den Hund jetzt auch noch so blöde angrinste und ihnen allen damit die gelben Zähne präsentierte, von denen schon ein paar fehlten, machten die Sache noch schlimmer. „Du stinkst aus dem Mund, Alter!“, sagte Stefanie und beugte sich vor, um Joey die Wurst abzunehmen, wobei ihren an die hundert Armreifen - Will hatte mal versucht, sie zu zählen, war aber bei 20 stecken geblieben - viel zu laut klimperten. Aber wenigstens hatte das den Effekt, dass der Hund seine Aufmerksamkeit auf Stefanie richtete und sie mit aufgestellten Ohren und schief gelegtem Hund aufmerksam anstarrte. „Der Köter steht auf dich“, meinte Will anerkennend, hielt den Blick aber an den Hund gerichtet, aus Angst, dieser könnte jeden Moment einen Satz machen und sich in seinem Arm festbeißen. Die alte Bisswunde von letzter Woche war immer noch nicht verheilt und brannte tierisch, weswegen Will keinen Bock hatte, sich noch mal beißen zu lassen. Hätte er mal seine Lederjacke angezogen, statt nur die Weste und das löchrige Sex Pistol T-Shirt, das schon fast vor Dreck stand. „Nimm das Seil, Joey“, befahl er seinem Kumpel, während Stefanie sich dem Hund langsam näherte, bis dieser die Wurst genau vor der Nase hatte und neugierig daran schnupperte. „So ist es brav“, flüsterte Stefanie leise und näherte sich dem Hund noch ein wenig, bis Joey plötzlich von rechts kam, Will von links zupackte und sie den vor Schreck erstarrten Hund endlich im Schwitzkasten hatten. Während Joey ihm das dicke Seil umlegte, stopfte Stefanie ihm die Wurst ins Maul und stand dann auf, um vorsichtig durch die Äste zu schauen. „Die Luft ist rein. Der Kerl sucht in der anderen Richtung.“ Will nickte und ließ den Hund los, der inzwischen mehr gefallen an der Wurst gefunden hatte, als daran, sich zu wehren. Er zog sein Handy aus der Tasche, drückte die Wahlwiederholung und wartete, bis Angie sich meldete. „Auftrag ausgeführt“, sagte er nur knapp, bevor er wieder auflegte und beobachtete, wie Angie sich von der Bank erhob, das Handy in ihrer kleinen Handtasche verschwinden ließ und gemütlich - wenn man in diesen High Heels und dem engen roten Minirock, der kaum breiter als ein Gürtel war, überhaupt gemütlich schlendern konnte. Aber wenigstens sah Angie gepflegter aus als sie alle. Okay, das Zungenpiercing und der Ring in ihrer Nase war vielleicht etwas gewagt um ein unschuldiges Schulmädchen zu spielen, aber ihre weiße Bluse wirkte sauber und ihr rabenschwarzes Haar hing ihr locker über die Schultern. Als Angie den Kerl erreicht hatte, drehte Will sich zu seinem beiden Begleitern um und gab den Befehl zum Rückzug. Angie würde den Kerl ein bisschen ablenken und sich dann später mit ihnen am Parkausgang treffen. Wenn sie nicht mehr da waren, würde sie die U-Bahn nehmen. Wie abgesprochen … Joey hatte den Hund wieder auf dem Arm und folgte Stefanie, die die Äste aus dem Weg hielt, damit sie auf die kleine Lichtung hinter dem Hundeplatz treten konnte, vor wo aus es nicht mehr weit bis zum Ausgang war. Weiter zwar, als wenn sie den direkten Weg genommen hätten, aber dann wären sie an dem Typen vorbeigekommen, was völlig außer Frage stand. Nein, dann lieber am Spielplatz und Springbrunnen vorbei, die zwar beide gut besucht wurden, aber wer achtete hier in Boston denn schon auf zwei Punker und eine Tussi im Gruftieoutfit? Niemand. Selbst ein wild zappelnder Hund, der ein Seil, statt einer Leine umgebunden hatte, störte hier niemanden. Zumindest bisher nicht ...
--> Spielplatz
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13.00 Uhr, Angie
Angie näherte sich dem Mann, der nach seinem Hund rief und ziemlich verzweifelt wirkte. Dabei ernst zu bleiben, fiel ihr schwer, aber sie hatte ihre Rolle lange eingeübt und spielte nicht zum ersten Mal die Rolle des hilfsbereiten Schulmädchens. Auch wenn sie eher wie 20 wirkte, statt wie 16. Aber sie war schließlich auch schon 20 und froh, nicht mehr wie ein Baby zu wirken. Okay, unter dem knallroten Lippenstift und ohne den dicken schwarzen Eyeliner sah sie viel jünger aus, aber das würde der Kerl nie merken oder erfahren. „Suchen Sie jemanden?“, säuselte Angie, als sie bei dem Kerl angekommen war, mit weicher Stimme und spielte dabei mit einer Haarsträhne herum, die sie verführerisch um ihren Finger wickelte, den Blick dabei aber starr auf den Typen gerichtet hielt.
Verzweifelt rief Gerry nach dem kleinen Welpen Zorro. Ja er lauschte sogar immer wieder, für den Fall, dass er ihn winseln hörte, so wie vor zwei Tagen, als Zorro in einer Öffnung eines Kanienchenbaues stecken geblieben war. Aber Gerry hörte nicht. Er machte sich immer mehr Sorgen, war ihm der kleine Kerl doch inzwischen wirklich ans Herz gewachsen, vom ersten Augenblick an. Gerry kannte hier niemanden, hatte keine Freunde. Da kam doch so ein kleiner Welpe doch schon ganz Recht, auch wenn es kein Ersatz sein sollte. »Zoooooroooo!!« Immer wieder hatte er Passanten angesprochen, aber niemand konnte Gerry Auskunft geben. Plötzlich sprach ihn eine Jugendliche an. Sie wirkte irgendwie gewollt. Ihr Rock war gerade mal so kurz wie ein Gürtel, sie trug Piercings und knallrote Lippen und auffallend war ihr schwarzes Haar. Irgendwie wirkte sie so, als wolle sie mehr als auffallen, was sie auch tat. Und auch ihr Schulmädchengehabe machte Gerry alles andere als an. Aber er blieb natürlich höflich. Jeder eben wie er wollte. Er hatte nichts dagegen, wie sie sich gab, auch wenn es ihn alles andere als anmachte, besonders, weil sie sich so Schulmädchenhaft gab und es irgendwie nicht gut wirkte. Und auch wie sie mit ihren Locken spielte, wirkte mehr als aufgesetzt. Gerry war ein recht guter Menschenkenner. Aber dann ahnte er dennoch nicht, dass dies Frau ihm tatsächlich nur was vorspielte, und dabei in Verschwörung mit den Entführung seines kleinen Zorros in Verbindung stand. »Ja, ich suche meinen Welpen. So ein kleiner Münsterländerwelpe mit Namens Zorro. Er war eben noch da und nun ist er wie von Erdboden verschwunden ...Ehm, sorry: Also so weiss, dunkebraun gescheckt und mit dunkelbraunen Schlappohren ...« Woher sollte sie wissen, wie ein kleiner Münsterländer aussah? So oft gab es diese Rasse auch nicht gerade. Gerry schaute sich weiter hektisch um und schenkte der Fremden ein höfliches, aber leicht verzweifeltes Lächeln. Gerry war mit Zorro natürlich, nachdem er ihn so seelenallein gefunden hatte, beim Tierarzt gewesen, der ihm die üblichen Wurmkuren und Impfungen verabreicht hatte und wo Gerry dann erfuhr, welcher Rasse Zorro war. »Haben Sie ihn zufällig gesehen, Miss?« Weiter sah sich Gerry suchend um.
@Gerry: Du schreibst hinter die Zeitangabe immer nur den Namen hin, den Du spielst. Also Gerry. Das reicht. Das Bild von Zorro braucht auch nicht immer in die Beiträge. Dafür hast Du es im Steckbrief, den jeder sich anschauen kann. Und wir sollten uns dann einigen, ob Du Zorro spielst oder ob die Drei und Hana ihn mitführen. So wirkt es etwas wirr und durcheinander ...
13.05 Uhr, Angie
"So einen kenne ich", sagte Angie, nachdem sie die große rote Kaugummiblase wieder im Mund hatte verschwinden lassen und sich die restlichen klebrigen Gummistücke aus dem Mundwinkel strich. "So ein weißer, dunkelbraun gefleckter mit Schlappohren ... ja, der lief gerade dorthinten rum, Mister." Sie deutete in die entgegengesetzte Richtung von dem Gebüsch, aus dem Will und die anderen sich jetzt wahrscheinlich gerade davonmachten und nickte zu ihren Worten überzeugend. "Der war nich groß. So en Baby, nicht? Der war da hinten. Ist zu den Bäumen da gelaufen. Gerade vor 'ner Minute oder so. Soll ich es ihnen zeigen?"
Gerry war sichtlich erleichtert, als die junge Frau, sie war wohl so 18 oder 19, machte aber 14 oder so, ihm sagte, dass sie Zorro dort hinten an den Bäumen gesehen hatte und deutete auch in diese Richtung. Irgendwas machte ihn aber stutzig. War sie, als die junge Frau nicht aus entgegen gesetzter Richtung gekommen? Auch registrierte er kurz, dass sie selber keine Leine, geschweige keinen Hund dabei zu haben schien, wo sich hier auf der Hundewiese doch meistens nur Hundehalter und Hunde tummelte. Aber Gerry war viel zu aufgeregt und nun erleichtert, so dass er dem erst komischen Gefühl gar keine weitere Beachtung schenkte. »Ich danke Ihnen Miss!« sagte er höflich, schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Und nein, das ist nicht nötig ... danke!« Gerry erkannte ja sogleich auch die Stelle mit den Bäumen, auf die sie deutete und so machte er sich gleich auf den Weg. Langsam machte er sich wirklich Sorgen. Zorro war doch hoffentlich nicht mit einem grösseren Hund an einander geraten?
Bei den Bäumen angekommen suchte er wieder überall herum und rief Zorros Namen. Aber von Zorro war weit und breit keine Spur zu sehen. Das sich dieser gerade in den Fängen von Hundedieben befand, auf die Idee kam Gerry einfach nicht. Gerry suchte und rief verzweifelt weiter.
"Nix zu danken, Mister", murmelte Angie und freute sich innerlich, dass sie gerade wieder ziemlich schnell und einfach Geld verdient hatte. Der Typ war einfach zu leicht zu täuschen gewesen ... Sie formte mit ihrem Kaugummi noch eine dicke Blase, bis diese platze und sah dem Kerl nach, der sein blödes Hundchen suchte und wieder nach ihm rief. Wie bescheuert, diesen Zwerghund Zorro zu nennen. Das war, als wenn man Roseanne aus dem Fernsehen nicht Roseanne, sondern Lily oder so was genannt hätte. Zorros waren gefährliche Hunde und nicht so Winzlinge ... Aber ihr sollte es egal sein. Bald war der Hund im Lagerhaus und nächste Woche schon über der Grenze. Und dann würde er nicht mehr Zorro heißen, sondern lediglich zu einem ausgebildet werden. Glaubte Angie zumindest. So genau hatte sie den Plan nicht kapiert und es interessiert sie auch nicht wirklich. Hauptsache sie bekam ihre Kohle ... Als Angie sicher war, dass der Kerl nicht mehr in Richtung Will und dem Rest laufen würde, nahm Angie ihr rotes Kaugummi aus dem Mund und klebte es mitten auf die Rückenlehne der Parkbank, an der sie gerade stand. Dann schlenderte sie in die andere Richtung davon, um zurück zum Wagen zu kommen und noch mitfahren zu können.
Marilyn hatte irgendwann das erneute Suchen aufgeben und sich auf eine der Bank erschöpft niedergelassen. Die Hundeleine in ihrer Hand legte sie fast schon ein wenig achtloser als noch gestern, neben sich ab und seufzte leise. Das Suchen hatte keinen Zweck. Ihr Hund war weg. Nero war entweder längst auf und davon, von einem Auto überfahren worden oder von einem Hundefänger erwischt worden. Und während sie diesem gar nicht mal so schlecht aussehenden Mann dabei zusah, wie er aufgeregt über die Hundewiese immer wieder lief und nach einem Hund namens Zorro rief, verdrängte sie Nero langsam aus ihren Gedanken. Sich verrückt wegen eines Hundes zu machen... was brachte das schon? Nero war zwar teuer gewesen, aber ersetztbar. Wenn sie wirklich Schutz wollte... aber nein, ganz so war es nicht. Aber es war einfacher den Verlust zu ertragen, wenn sie sich so etwas einredete. Ihre Neugier wurde ein bisschen geweckt, als eine junge Frau den Mann aufhielt, mit ihm kurz redete und dann in eine Richtung zeigte. Auf sie. Automatisch sah sie um sich, konnte aber den Hund des Mannes niergends sehen. Besser gesagt, sie konnte eine Menge Hunde sehen, aber keinen herrenlosen. Und der Mann kam tatsächlich herüber, schwenkte aber ein wenig links von ihr ab und machte sich zwischen einer REihe Bäume auf die Suche. Sie konnte sich das nicht mehr länger mit ansehen, und stand von ihrer Bank auf, um erst ein paar langsame Schritte auf die Bäume zu zumachen, wurde dann aber ein wenig entschlossener.
Als sie die Bäume erreichte, rannte der Mann immer noch ziemlich aufgescheucht hin und her und rief nach Zorro.
"Uhm... ehm.. entschuldigen Sie? Sir," sagte Marilyn laut um auf sich aufmerksam zu machen und ging die paar letzten Schritte weiter auf den Mann zu.
Langsam wurde Gerry, der sonst nicht schnell ungeduldig wurde, wirklich immer verzweifelter. Wo war nur Zorro hin. Langsam bekam er ein mulmiges Gefühl. Ok, Zorro war ein lebhaftes Kerlchen. Aber er kannte inzwischen seinen Namen, war stubenrein und gehorchte auch manchmal, wenn er ihn rief. Oder rannte er wie besessen einer Hündin hinterher? Aber dafür war er doch eigentlich noch zu jung? Oder? Gerry musste sich eingestehen, dass er kaum Ahnung von Hunden oder Hundewelpen hatte. Wieder sah er sich nach Zorro um, rief nach ihm, doch er sah ihn nirgends, noch brachte sein Rufen etwas. Dann plötzlich stand eine junge Frau neben ihn, räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen und Gerry drehte sich zu ihr um. Die Stimme klang anders als von diesem Girli eben, die irgendwas komisches an sich gehabt hatte, warm, wusste er nicht. »Ja?« fragte Gerry dann und blickte er die Fremde Frau leicht gehetzt, aber nicht unfreundlich an. Sie schien eine Hundebesitzerin zu sein, was ihm auffiel, weil sie eine Leine in der einen Hand hielt. Leicht nervös nestelte er in seiner Jackettasche und holte eine Packung Lucky Strike hervor und steckte sich eine Zigarette an. Immer wieder aber wagte er einen suchenden Blick in die Umgebung und lauschte auch, ob er Zorro vielleicht irgendwo hörte. Aber Fehlanzeige.
"Uhm entschuldigen Sie, wenn ich Sie einfach so anspreche, Sir," sagte Marilyn und lächelte angespannt. "Aber ich habe mitbekommen wie Sie nach Ihrem Hund suchen und... also... er scheint weggelaufen zu sein? Mir ist nämlich dasselbe vor ein paar Tagen passiert. Genau hier. Im Park. Auf der Hundewiese. Ist wie ein verrückter ins Unterholz eingebrochen und kam nicht mehr wieder. Und wissen Sie was? So seltsam wie das klingen mag - unsere Hunde sind nicht die einzigen. Ich hab von der alten Mrs Caroll gehört, das ihr Bello letzte Woche weggelaufen sei, hier im Park. Zwar nicht auf der Hundewiese sondern vorne am Frog Pond, aber Mr Harris Pitbull wurde gestern auch das letzte Mal gesehen, wie er etwas da hinten im Gebüsch entdeckte und dann verschwand. Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? Übrigens.. ich hab Sie hier noch nie gesehen?", nicht das sie sich hier gerade um Kopf und Kragen redete, dachte Marilyn, weil sie mit dem unbekannten Fremden redete, den Mrs Caroll noch erwähnt hatte. Aber davon wollte sie dem Fremden nicht gleich erzählen.
Als die Frau sich dafür entschuldigte, Gerry einfach so angesprochen zu haben, winkte er nur ab, lächelte leicht nervös und rauchte seine Zigarette. »Kein Problem ...« Gerry war ja die Höflichkeit in Person. Ja, das Rauchen tat doch gut. Scheiss Sucht. Aber er war nun eben auch nicht fehlerlos und er brauchte das gerade mehr als dringend. Dann aber lauschte er den Worten der Frau, wenn auch anfänglich etwas ungeduldig, wollte er sich doch eigentlich nicht vollquatschen lassen, sondern Zorro suchen. Nichts gegen einen Smaltalk zwischen Hundebesitzern und er wusste auch, dass man so manchmal zu interessanten Menschen Kontakt bekam, eben wegen des gemeinsamen Themas. Aber Gerry wollte nur Zorro wieder haben. Alles andere war ihm gerade nicht wichtig. Dennoch hörte er zu und wurde auf einmal sehr hellhörig. Das war wirklich sehr interessant, was die Frau da erzählte. Die Häufung vom Verschwinden einiger Hunde, das mahte ihn doch gleich stutzig. Und dann noch besorgter. Er lauschte weiter. Dann kam eine letzte Frage, die er schnell beantwortet: »Stimmt, ich bin ganz neu in Boston ... aber ja, das klingt wirklich interessant ... Miss ... Mrs ... « Gerry Blick viel schnell auf die Hand der Frau und suchte ein Indiz, ob sie einen Ring trug. Hier verschwanden also Hunde und das gleich ungewöhnlich fiel. In Gerry ratterte es und er zog heftig an seiner Zigarette. Was konnte der Grund sein? EIn Hundehasse? Oder ein illegales Geschäft? Gerry war nicht blöd. Aber dazu wusste er zu wenig und war ausserdem in Sorge um seinen kleinen Zorro. »Das klingt wirklich sehr seltsam und interessant, Miss ...« Schnell trat Gerry seine Zigarette aus, streckte ihr die Hand entgegen: »Harding mein Name, Gerry Harding.Kriminalpsychologe ...«
Und dann dachte er wieder an dieses Girli und an seine seltsamen Gedanken und nun schlugen langsam bei ihm die Alarmglocken los. Hier war etwas im Busch. Und das war kein Hund.
Marily kam nicht umhin das Lächeln des Mannes zu erwidern, der mit einem ganz ungewöhnlich harten Akzent sprach. Und auch wenn sie eben noch ein wenig auf Vorsicht bedacht war, ergriff sie seine Hand und vernahm erleichtert, dass Mr Harding mit der Polizei zu tun hatte. Das beruhigte. Ein Polizist ging bestimmt nicht auf Hundefang.
"Miss Jones," half sie ihm dann aber erst einmal auf die Sprünge und nickte dann aufgebracht. "Nicht war, Mr Harding? Die Polizei will allerdings nichts davon wissen. Hunde laufen nun mal weg, haben sie mir gesagt. Laufen weg und kommen unter die Räder oder landen in Tierheime. Sie wissen ja was mit Kampfhunden in TIerheimen passiert. Einschläfern tun sie die Armen. Mein Nero ist ein Pitbulle, aber Mrs Carolls Hund war ein Pinscher... da sind leider keine besondere Ähnlichkeiten im SPiel und die Polizei winkt nur ab..."
Zuerst wollte Gerry es nicht glauben, aber dann schien es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen. Irgendwas stimmte hier wahrlich nicht. Dieses Girli, ohne Leine. Was machte so ein Mädchen auf einer Hundewiese? So wie die sich herausgeputzt hatte und sich gab? Was gab es da langweiligeres als eine Hundewiese, wo Herrchen oder Frauchen ihr Döggchen herumtollen liess? Und sie hatte Gerry in eine Richtung gedeutet, wo sie meinte, Zorro gesehen zu haben, kam aber aus der vollkommenen anderen Richtung. Die passte einfach nicht hierher, so dachte Gerry zumindest und eigentlich war er ein Kenner in seinem Fach. Oder bildete er sich das gerade ein? »Sie haben vollkommen Recht, Miss Jones, irgendwas stimmt hier nicht ... mein Hund ist ein Münsterländer-Welpe ...« sagte er nur und schaute nach diesem Schulmädchen-verschnitt. Aber sie war fort. Sofort wollte Gerry seine Visitenkarte hervorziehen und sie der Frau geben, aber noch hatte er keine für hier in Boston. »Ich werde mich der Sache annehmen ... Miss Jones ...« Sagte er nur und wollte sich schon entfernen. »Ich muss mich nun darum kümmern ... « Gerry war richtig aufgebracht. Und dann stürmte er in die Richtung Spielplatz, wo dieses Möchtegern-Schulmädchen gegangen war. Er ahnte schreckliches ...
OOC: Gerry dir fehlt unter dem Post noch der Ortswechsel (--> Spielplatz)
13.06 Uhr,Marilyn
"Ja ehm... keine Ursache," murmelte Marilyn, als Mr Harding plötzlich aufgebracht davon stürmte. Na ja jedenfalls wollte er da wohl einer Spur nachgehen. SIe hoffte es. Ihr und noch ein paar Hundebesitzer waren die Häufung der entlaufenen Tiere doch merkwürdige verdächtig erschienen. Aber wenn die Polizei nichts unternahm.. vielleicht konnte ja so ein Kriminalpsychologe etwas ausrichten.. sie musste auf jeden Fall Mrs Caroll suchen und ihr von den Neuigkeiten erzählen...
(danke, aber ich weiss jetzt nicht so recht wie ich posten soll. Ich warte erst mal ab. Wollte mich nicht in was anderes reindrängen. Oder kann ich mich zum Spielplatz posten?)