Ja, aber wenn er sich bei jedem Zahn so anstellt, dann freu ich mich auf die nächsten acht Monate ;(
13.08 Uhr, Jeffrey
"A-also.. bewiesen ist die Allergie nicht. Mein Arzt sagt, ich würde sie, sie mir einbilden," Jeffrey rückte nervös seine Brille zurecht. "Aber sie haben das Niesen gehört, nicht wahr? So etwas kann man sich doch nicht einbilden. Und, und ja, das, das hier ist wirklich eine große Überraschung gewesen. Und n-natürlich bin ich ihnen nicht böse, Lily," wie könnte er jemals Lily wegen irgendetwas böse sein?
"Nein, ich denke nicht, dass man sich das einbilden kann", log Lily ohne zu Zögern und ohne ein allzu großes schlechtes Gewissen deswegen zu haben. Sie wusste schon, dass man sich durchaus Krankheiten nur einbilden konnte beziehungsweise dass sich vieles nur im Kopf abspielte, ohne körperliche Krankheitsanzeichen oder Symptome zu zeigen. Aber sie war im Moment nur froh, dass Jeffrey ihr nicht böse war und Nameless als Gesellschaft akzeptieren konnte. Deswegen war es ihr lieber, zu einer Notlüge zu greifen, als Jeffrey als Hypochonder hinzustellen. Denn dann wäre er ihr sicher böse gewesen und Lily hätte es ihm nicht verdenken können. "Und ja, das Niesen war echt. Deswegen ... sagen Sie einfach Bescheid, wenn es wieder schlimmer wird. Dann überlege ich mir was wegen Nameless." Sie sah lächelnd zu Jeffrey und dann zu dem - ihrem - Hund, der immer noch damit beschäftigt war, wie ein Rasenmäher mit der Nase jeden Stein und Staubkrümel auf dem Weg umzudrehen und eine richtige kleine Spur hinter sich zu lassen.
Oh glaub mir, da ist er schon perfekt Mann. Aber eben durfte ich kucken und man sieht ihn!!!
13.09 Uhr, Jeffrey
"Oh danke, Sie sind zauberhaft, Lily," sagte Jeffrey ehrlich und erleichtert, dass Lily nicht einen ärztlichen Beweis verlangte oder ungläubig das weite suchte, weil ihr der Hund wichtiger war, als er und.. nein halt so weit wollte er jetzt in Gedanken gar nicht gehen... Aber der Hund.. Moment, wie hatte sie ihn genannt? "Uhm... wie... wie kommen sie denn auf so etwas ausgefallenes wie Nameless?"
*g* Welcher ist es denn? So ein schöner einzelner Eckzahn oder ein versteckter Backenzahn?
13.10 Uhr, Lily
"Bin ich da?", fragte Lily und sah Jeffrey dabei überrascht an. Zauberhaft ... nun, das hatte noch niemand gesagt, aber es gefiel ihr. Vor allem weil es von Jeffrey kam und dabei so völlig überraschend. Damit hatte sie gar nicht gerechnet und sie wusste auch gar nicht, womit sie das jetzt in dem Moment verdient hatte. Sie hatte doch gar nichts getan. Außer einen Hund mitgebracht, der sich nicht benehmen konnte und der bei Jeffrey eine Allergie auslöste. Das war doch nicht zauberhaft. Gut, sie hatte auch gerade gelogen, statt ihm zu sagen, wie die Psyche manchmal dafür sorgen konnte, dass man Krankheitssymptome zeigte, obwohl es keine körperliche Ursache dafür gab, aber so etwas hätte nur ein Holzkopf getan. Nicht sie. So war sie einfach nicht. Doch als Jeffrey dann wieder Interesse an ihrem Hund zeigte und fragte, warum er so hieß wie er hieß, wischte Lily die Gedanken weg und kraulte den Kopf des Hundes, der bei Jeffreys Stimme wieder nähergekommen war und versuchte, an ihren Beinen vorbei, näher zu kommen. "Ich hab letztens ein Buch gelesen, indem jemand seinen Hund so getauft hat", sagte sie. "Bis gestern hieß er noch Wuschel, aber das kam mir so gewöhnlich, so verspielt vor. Nameless hat etwas ausgefallenes, fast mysteriöses an sich, finden Sie nicht auch? Ich finde es interessanter, als Wuschel. So nennen kleine Kinder ihre Wollknäuel, aber nicht ich. Erst hatte ich über Schopenhauer nachgedacht - Sie wissen schon, dieser deutsche Philosoph. Aber darauf hat der Hund gar nicht reagiert. Ich glaube, weil der Name zu hart klingt. Nameless ist weicher, melodischer. Ich mag den Namen."
"Ja, das sind sie," nickte Jeffery und war seltsamerweise gar nicht mehr so nervös. "Und uhm... es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Der Name, meine ich. Nameless.. klingt ein bisschen so, als wäre ihnen kein Name eingefallen. Also.. also wenn mir das zu sagen gestattet ist?"
"Natürlich dürfen Sie das sagen, Jeffrey", sagte Lily und lächelte Jeffrey an, nachdem sie Nameless wieder ein bisschen mehr Leine gegeben hatte, weil er den nächsten Baum interessant zu finden schien und gerne einen näheren Blick drauf werfen wollte. "Warum sollten Sie das nicht sagen dürfen? Hm? Mache ich Sie so unsicher und nervös? Das will ich nicht. Und he, sehen Sie es doch mal so: Würde der Hund weiterhin Wuschel heißen, hätten Sie sich nicht gewundert, nicht nachgefragt und schon hätten wir nicht darüber gesprochen. Aber so haben wir ein Gesprächsthema. Ist das nicht toll?"
"Ja, ja, ganz toll," nickte Jeffrey und fühlte sich auf eimal wieder ganz verunsichert UND nervös. Er lockerte seine Krawatte, obwohl es da inzwischen nichts mehr gab, was er hätte lockerer machen können und lächelte verlegen. "Und ehm.. ja, ja offengestanden machen sie mich das Lily. Nervös meine ich. Aber auf eine angenehme Art und Weise... und eh... ja... zu viel gesagt, nicht?"
"Nein, das haben Sie nicht", sagte Lily lächelnd und fand es unheimlich süß, dass Jeffrey so nervös war. Es war zwar auf Dauer anstrengend und machte sie auch nervös, aber sie fand es süß und liebenswert. So hatte Lily auch keine Probleme, sich einfach bei Jeffrey unterzuhaken und ihm so ein wenig näher zu kommen, als vielleicht angebracht war oder für Jeffreys Zustand klug war. Aber das Glücksgefühl, das sie wegen Namesless noch verspürte, das schöne Wetter und die ausgelassene Wochenendstimmung, machten sie einfach lockerer und mutiger.
"Oh! Oh?," Jeffrey sah Lily erleichter und auch erstaunt an, ehe sich sein Gesicht unter einem breiten Lächeln verzog und er etwas entspannter durchatmete. "Dann ist.. gut. So und.. jetzt.. uhm.. wo soll es hingehen? Haben sich mich zum 'Gassigehen' eingeladen? Oder lassen sie mich später ihnen noch einen Kaffee spendieren?"
"Oh, ich hoffe sogar sehr, dass wir noch einen Kaffee trinken gehen", antwortete Lily lächelnd. "Vielleicht sogar Lunch wie geplant? Tremont Ecke Winter ST gibt es ein schönes kleines Cafe, wo man auch draußen sitzen kann. Ich denke sogar mit Hund. Wenn sie sich benehmen." Sie grinste kurz und hoffte, dass dieses Kriterium Jeffrey nicht gleich abschreckte. "Dort könnten wir hinspazieren und uns einen Tisch suchen und ein wenig das schöne Wetter genießen. Nach dem langen Winter halte ich es in dunklen geschlossenen Räumen nicht mehr so aus. Wenn Ihnen das Recht wäre."
"Sicher, ja, n-natürlich. Das klingt sogar nach einem sehr guten Vorschlag, Lily," sagte Jeffery und freute sich dass sie nicht abgelehnt hatte. "Ich glaube ihr Hudn weiß sich allerdings doch zu benehmen...immerhin hat er bis jetzt nur versucht mich umzuwerfen und nicht die anderen Parkgäste."
Lily war froh, dass Jeffrey sich nach dem ersten kleinen Schock doch mit ihrem neuen Gefährten zu arragieren schien und nicht gleich entsetzt weglief, nur weil sie vorschlug, 'zu Dritt' etwas zu unternehmen. Verstanden hätte sie es ja, auch wenn sie schon traurig gewesen wäre. Dass er allerdings begeistert war, freute sie ungemein und ihr Lächeln wurde noch ein wenig breiter. "Er hat Sie nicht umschmeißen wollen, Jeffrey", sagte sie. "Er ist nur ein kluger Hund und hat gleich verstanden, dass Sie ein Freund sind, jemand, den ich mag und den er deswegen auch mögen muss. Sie wissen schon ... dieses Rudelverhalten von Tieren. Was das Frauchen mag, mag auch der Hund. Auch wenn ich bezweifel, dass Nameless mich nach so kurzer Zeit schon als sein Frauchen akzeptiert. Aber immerhin hat er verstanden, dass Sie ein Freund sind, und er wollte Sie nur begrüßen. Nicht umwerfen." Sie hatten fast schon den Spielplatz erreicht und Nameless wurde immer aufgeregter und hellhöriger, als er die Kinder auf der Wiese und den Spielgeräten entdeckte und Lily hatte Mühe, ihn in der Nähe zu halten. Sie spannte die Flexileine etwas an und ließ die Sicherung einrasten, sodass Nameless sich maximal einen Meter von ihr wegbewegen konnte. Mehr war ihr zu unsicher und sie hatte keine Lust, dass ihr Hund ein kleines Kind so stürmisch begrüßte wie er Jeffrey begrüßt hatte, und das Kindd dabei umschmiss.
"Ja, ehm... ich sagte ja, dass mich Hunde irgendwie mögen und das mir mit meiner Allergie," seufzte Jeffrey, besah sich Nameless aber schon ein bisschen freundlicher. "Na ja, es gibt ja Tablette... denke ich, für die Zukunft. Falls Nameless jetzt immer mit Kaffeetrinken kommt," und den Seufzer unterdrückte er dieses Mal. "Wollen wir.. zum Hundeplatz? Oder spazieren wir direkt zu diesem Cafe?"
"Ich ... also ... ich weiß es nicht", sagte Lily unsicher, während sie links abbogen und wieder Richtung Frog Pond liefen. Sie war nun mehr als verunsichert und wusste wirklich nicht, was sie wollte. Nein, ganz stimmte das nicht, da sie schon wusste, was sie wollte: Nameless zurück. Doch sie wusste nicht, was sie tun wollte oder sollte, um ihn zurück zubekommen. Die ganze Sache war so aussichtlos und ohne Hoffnung auf ein HappyEnd, dass sie einfach nicht daran glaubte, das irgendetwas von dem, was sie taten, einen Sinn hatte oder helfen würde. "Was würden Sie denn tun, Jeffrey?", fragte sie und sah verzweifelt zu ihrem Begleiter, dessen Stimme so gefestigt und professionell wirkte, dass Lily einfach die Hoffnung hatte, dass Jeffrey wusste, was zu tun war. Er war doch schließlich Anwalt und hatte täglich mit Verbrechen aller Art zu tun. Das musste doch irgendwie hilfreich für sie sein.