Abby hatte einfach aufgegeben. Und zwar alles. Zu reden, zu erklären, auf Vergebung zu hoffen, auf Besserung, auf Änderung, auf Nachdenken, auf Zuhören... sie wollte einfach nur noch ihre Ruhe. Im Grunde hatte sie noch die Hoffnung gehabt, dass das Gespräch im Wagen mit ihrer Mutter irgendetwas gebracht hatte, etwas geändert hatte. Aber dem war so nicht. Und wieso sollte sie sich da die große Mühe machen und versuchen den Streit zwischen ihren Eltern zu verhindern? Es war so schon ein schreckliches Gefühl, dass die beiden haarscharf an einem Streit entlang schlitterten - wegen ihr. Und es war wohl auch nicht zu ändern, dass sie ungewohnterweise Rückendeckung ovn ihrem Dad bekam und ihre Mutter die Sache viel ernster und besorgter nahm, als er. Beides fühlte sich für Abby irgendwie nicht richtig an und es war auch befremdend. Auch das er so bereit war die Verantwortung zu übernehmen, ohne die Hilfe von Maggie. Am Ende sah sie nur müde vom Seitenfenster in den Rückspiegel auf und nickte. Zu mehr hatte sie keine Kraft mehr. Weder auf einen anderen Vorschlag, noch auf Widerstand... klein beigeben war das einfachste. Sie würde sich fügen, was auch immer die beiden für richtig hielten....
"MIr ist alles recht, sofern du zufrieden bist mit der Entscheidung," seufzte Garret ergeben und hatte schon wieder das Gefühl gegen eine WAnd gelaufen zu sein. Jetzt hatte er Maggie die Hintertür geöffnet, damit sie sich davonschleichen und sich heraushalten konnte, aber scheinbar wollte sie das auch nicht. Nur glaubte er inzwischen, dass es besser wäre, wenn Maggie wirklich vergessen könnte, dass sie hier waren und Probleme hatten, mit denen sie alleine klar kommen mussten. Er wollte für nichts mehr garantieren, wenn er erst einmal sein Bemühen einstellte und die beiden sich einfach selbst überließ und sie sich dann ruhig die Köpfe einschlagen konnten oder sich zu tote schweigen konnten... ihm war es irgendwie langsam auch egal. Er würde sich absofort um seine eigene Probleme mit Abby kümmern und die waren nicht gerade wenig oder unwichtig... da war diese Tablettengeschichte wirklich ein Klacks dagegen. Aber das oknnte er Maggie ja nicht erklären, weil sie vorhin ja noch groß verkündet hatte, sich heraushalten zu wollen. Und wenn Abby ihr nichts davon hatte erzählen dürfen, konnte er Maggie jetzt nicht die Dinge aufzwingen, um sich und sein Verhalten zu erkären.
"Fahren wir erst einmal ins Krankenhaus und dann sehen wir weiter", sagte Maggie und vermied es dann, noch einen Blick mit Garret zu tauschen, der alles andere als zufrieden wirkte, noch mit Abby, der alles egal zu sein schien. Sie hatte nichts mehr dazu zu sagen und sah es auch nicht ein, zuzugeben, dass sie ebenfalls nicht zufrieden war. Mit gar nichts. Und am allerliebsten hätte sie gleich einfach vor ihrer Hütte angehalten, wäre ausgestiegen und hätte den dreien den Wagen überlassen. Aber da keiner von ihnen mehr fahrtüchtig war, konnte sie das vergessen und musste jetzt einfach dadurch, was sie angeboten hatte. Ohne Emotionen, ohne Worte, ohne Gedanken ... einfach nur funktionieren, einen Schritt nach dem anderen setzen und warten, bis es vorbei war. So tat es am wenigstens weh und war am wenigsten anstrengend. Nicht unbedingt befriedigend, aber doch in Ordnung. Für sie. Ob es das für die anderen auch war, wusste sie nicht, und im Moment war es ihr auch egal. Hier machte doch eh jeder was er wollte und wie er es wollte, ohne mal auf den anderen zu hören oder nachzudenken. Warum sollte sie das denn machen?
"Oh...," sagte Renee erst einmal, wobei sie für sich schmunzeln musste. Anderes hatte sie von David gar nicht erwartet. Nur... Annie am Telefon wollte sie auch nicht unbedingt sagen, was sie beschäftigte und was alles schief gegangen war... genauso wenig wie David. "Da ist nicht viel zu sagen. Es, also... wenn es euch nichts ausmacht, wäre es nett, wenn ihr später doch noch einmal kurz vorbeischauen könntet? Oder David nur, falls du dich ausruhen möchtest? Ich, ich brauche nur einen kurzen Rat und... und würde es verstehen, wenn du Ruhe brauchst und keine Lust mehr auf unseren Mist hast. Was heißen soll... es geht mir wirklich den Umständen entsprechend gut, aber ich mach mir eben Sorgen und deswegen fahren wir ins Krankenhaus um diese Sorgen zu beruhigen. Ansonsten ist.. ist gar nichts in Ordnung aber ich möchte nicht unbedingt am Telefon darüber sprechen... wenn, wenn das okay für euch wäre?"
Abby, Garret
"Okay," sagte Garret und beschränkte sich vollkommen auf dieses eine Wort. Was sollte er noch weiter versuchen zu schlichten, wo sie alle an einem Punkt angelangt waren, nicht weiter zu wissen? Und Abby, die es mit einer einzigen unbedachten Handlung geschafft hatte, alles mal wieder zu zerstören, hüllte sich in absolutes Schweigen.... was er irgendwie begrüßte, aber ihnen auch nicht weiterhalf. Irgendwie war die ganze Situation zum Weglaufen, oder zumindest zum Heulen. Er hätte am liebsten wütend auf das Amaturenbrett geschlagen, aber was brachte ihnen das schon, außer das jeder wusste, dass er durchaus nicht so ruhig war, wie er versuchte zu vermitteln. Als hätte er nicht ganz andere Probleme. Die genauso wichtig waren und die schräg hinter ihm saßen und mit Annie telefonierten. Probleme, die Renee ihm einfach nahm, in dem sie ihn einfach gehen ließ... nein, das fühlte sich auch nicht besonders gut an und entzog ihm eine ganzes Stück Sicherheit und Halt. Aber was interessierte das schon Abby oder Maggie? Von den beiden dachte doch jeder, er trüge ein schwereres Päckchen als der andere und sahen nicht nach links und rechts, sondern sahen nur sich als das Opfer der Umstände auf das Rücksicht genommen werden musste. Er verstand ja Maggie, er verstand, wieso sie nicht mehr konnte und nicht mehr wollte, verunsichert war und Angst vor jedem neuen Problem hatte. Aber er konnte sich doch auch nicht gehen lassen? Er musste einfach weitermachen und immer wieder etwas neues versuchen, egal ob es richtig oder falsch war. Ach.. egal ob als Ergebnis Abby ihm einfach vor den Latz knallte nicht zu wissen, wie viele echte Gefühle sie für ihn aufbrachte oder ihn nur als "selbstverständlich" nahm, weil man eben irgendwie so zur Familie gehörte... oh nein, halt an diesen Ort wollte er gar nicht gehen. Darüber nachdenken wollte er nicht einmal.. verdrängen wie sooft, ging aber leider in diesem Fall nicht. Genauso wenig nicht, wie er darüber hinweg sehen konnte, dass Maggie scheinbar doch ein viel tiefer sitzendes Problem mit den ganzen Entwicklungen hatte, als er bisher angenommen hatte. Vielleicht sollte er gar nicht mit Abby reden, sondern mit Maggie? Um herauszufinden, was mit ihr los war? Vielleicht würd er ihr das sogar später vorschlagen... schließlich waren sie doch über Abby hinweg reifer, klüger und ja, eben klüger geworden? Freunschaft... das war es doch was sie jetzt hatten. Was Maggie und er sich immer gewünscht hatten und es seit Abbys Drogenmißbrauch waren. und das wollte er auch beschützen und nicht einfach wegen so einer Lapalie wegwerfen. Hoffentlich sah Maggie das a uch noch so und war nicht all zu verärgert über das Gespräch von eben....
"Ja doch," sagte Renee und schmunzelte leicht. "Hattest du erwähnt. Ich wollte doch auch nur... Rücksicht nehmen," sagte Renee vorsichtig, weil sie nicht wusste, ob diese Rücksicht erwünscht war oder Annie deswegen nicht sogar ein bisschen gekränkt war. "Aber ist okay... dann kommt ihr eben beide vorbei," was vielleicht für Garret gar nicht so verkehrt war, wenn er reden wollte und sie nicht unbedingt die beste Ansprechpartnerin war.
Doch offenbar gingen ihre Worte unter, weil sie hörte, wie Annie David gerade über das Gesprochene aufklärte. Am besten sie hätte doch direkt mit ihm telefoniert, seufzte sie innerlich vor allem als Annie ganz blitzgescheid richtig kombinierte und die drei hier im Wagen mit ins Boot nahm.
"Oh, ehm.. hi David," sagte Renee und fühlte sich ziemlich unwohl weil es im Wagen auf einmal so still geworden war. "Eigentlich wollte ich nur, dass ihr... also das Annie dir ausrichtet, dass ihr später vielleicht noch einmal reinschaut? Ich... ich brauch deinen Rat, aber weißt du am Telefon ist das gerade schlecht. Wir sitzen alle im Wagen und frahen zum nächsten Krankenhaus. Das, das verstehst du doch?"
Renee verdrehte leicht die Augen, als David nicht locker ließ, aber klugerweise ihr so die Fragen stellte, dass sie ausweichen konnte, ohne alle Insassen mithören zu lassen.
"Ersteres," sagte sie daher ungezwungen, seufzte leise und hoffte das würde David reichen. Aber sie kannte ihn ja und wusste es besser. Nur jetzt hier über Garret redne konnte sie wirklich nicht. "Frag aber bitter nicht weiter. Es ist kompliziert und natürlich mach ich mir auch Sorgen um das Kind.. aber wie gesagt, deswegen fahren wir ja ins krankenhaus. Wir rufen dich an, sobald wir mehr wissen okay? Und alles andere später, ja?"
Froh das David ein Einsehen hatte und nicht weiter bohrte, hatte Renee aufgelegt und das Handy in ihre Handtasche verschwinden gelassen. Zwar hing sie noch ihren eigenen Gedanken nach, aber das Schweigen im Wagen erinnerte sie sehr unangenehm daran, was sie mit ihrem Versuch Garret gegenüber ein Hilfe mit Abby zu sein verursacht hatte. Sie traute sich fast nicht die Stille zu durchbrechen und beugte sich auch nur leicht und so weit es ihre Schmerzen zu ließen nach vorne, um Garret mit Maggies Handy anzutippen, damit er es ihr abnahm. Was er auch tat, aber ohne sich groß herumzudrehen, murmelte nur ein Danke und ließ Maggies Handy im Handschuhfach verschwinden. Sie konnte es im Moment sowieso nicht gebrauchen, noch wollte er sie groß fragen, wo er es hin verräumen sollte.
Renee ließ sich betreten in das Polster zurückfallen und sah zwischen den dreien mit einem leisen Seufzen hin und her, ehe sie den Mut fand, dann doch etwas zu sagen. "Uhm... seid mir nicht böse, wenn ich das jetzt frage... aber.. ich muss das wissen, weil ihr mir die letzten Wochen über mein Schweigen alle miteinander übel genommen habt... aber, also hätte ich in diesem Fall meinen Mund halten sollen?"
Garret seufzte bei Renees Frage leise durch und sah kurz zu Maggie ehe er sich dazu durchrang etwas zu sagen. "Nein, es.. es war richtig. Es hat zwar ein bisschen die Illusion geraubt, dass wir hier gerade auf dem Weg der Besserung sind, aber in meinen Augen... also ich meine, für mich ... es ist okay, Renee," was sollte er auch schon groß sagen? Abby war bestimmt sauer auf Renee, aber das war ja nichts neues. Und nachdem er die letzten Wochen über so große Reden über Offenheit und Ehrlichkeit gehalten hatte, musste er Renee dafür ja irgendwie "loben", auch wenn es ihm dieses Mal wirklich lieber gewesen wäre, sie hätte geschwiegen. Sie hatten doch so schon alle genug Probleme...
Maggie hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie die restliche Fahrt einfach schweigend hinter sich gebracht hätten und sie fand die Stille, die sich nach dem Ende des Telefonats einstellte, recht angenehm. Niemand stellte Fragen, sie musste nichts beantworten oder Auskünfte geben, die sie nicht geben wollte. Es fiel kein falsches oder böses Wort ... alles war bestens. Bis Renee dann meinte, etwas sagen zu müssen und Maggie innerlich aufseufzte. Aber nach außen hin behielt sie einfach ihren neutralen Gesichtsausdruck bei und beschloss, Garret einfach reden lassen. Nur als er dann so schnell wieder verstummte, hatte Maggie das Gefühl, dass man von ihr auch eine Antwort erwartete - vor allem weil Renee ja von 'ihr' gesprochen hatte und damit wohl auch sie einschloss. "Es war schon okay so", sagte sie deswegen ruhig und nickte leicht. "Garret hat Recht ... so wissen wir wenigstens, was los ist und machen uns nichts vor. Sich in Sicherheit zu wiegen ist in solchen Situationen gefährlich und wahrscheinlich spricht die Tatsache, dass Ihnen etwas aufgefallen ist, uns aber nicht, schon dafür, dass wir uns der Gefahr schon längst ausgesetzt hatten. Weil wir es einfach nicht gesehen haben oder sehen wollten. Dafür ... müssten wir uns wohl bedanken."
Es war okay? Einfach nur.. okay? Vor ein paar Wochen war sie noch die schrecklich Böse gewesen, weil sie Abby zu liebe geschwiegen hatte und sie hatte deutlich in Garrets und Maggies Augen lesen können, wie sie sie dafür verachtet hatten. Und jetzt war es einfach nur okay, wenn sie sich an Abmachungen hielt? Am liebsten hätten sie Abby verständnisvoll die Hand getätschelt oder ihr sonst irgendwie zu verstehen gegeben, wie schrecklich leid ihr das Ganze hier tat. Für ein "okay" hat sie das nämlich nicht getan. Daran änderte auch nichts mehr, was Maggie zu sagen hatte.
"Oh, einen Dank erwarte ich nicht. Das.. dafür ist die Stimmung wohl viel zu ruiniert... ich wollte nur sicher gehen, ob Garret nicht ... nein, gar nichts wollte ich wissen. Ist schon okay," sie seufzte leise und holte dann einen Zettel hervor, auf den ihr der Arzt das Krankenhaus notiert hatte. "Wir müssen übrigens nicht weit fahren. Zurück nach Rockland."
Maggie hatte keine Ahnung, was sie jetzt schon wieder falsches gesagt hatte, dass Renee so reagierte und ganz offenbar verstimmt war. Sie hatte doch Garret nur zugestimmt und versucht, Renee ein eventuell schlechtes Gewissen zu nehmen oder ein Schuldgefühl, weil sie sich für die Sache hier verantwortlich fühlte. Und bedanken wollte sie sich auch für ihr Handeln. Was war denn daran jetzt wieder falsch gewesen? Sie hatte doch nur ... ja, wahrscheinlich war das irgendein Virus, der sich rasend schnell ausbreitete und dafür sorgte, dass sie sich jedem gegenüber falsch verhielt und nur noch das Falsche sagte oder tat. Aber das wäre wohl eine zu einfache Theorie gewesen, die sie von aller Verantwortung entband und das wollte Maggie auch nicht. Deswegen war sie jetzt auch mal hier bei Renee mutig und lief lieber Gefahr, dass sie alles nur noch schlimmer machte. Was ja eigentlich kaum mehr möglich war. "Habe ich ... habe ich etwas falsches gesagt?", fragte sie ruhig und ohne anklagend oder verletzt zu wirken, sondern vollkommen neutral. "Dass Sie mein Danke nicht hören wollen, meine ich. Denn wenn ja, dann sagen Sie es bitte. Was auch immer es ist, ich würde es gerne hören. Und ... die anderen vielleicht auch?"
Renee wusste, dass sie viel zu kühl und abgehakt geklungen hatte. Aber sie hatte einfach keine Lust ihre Probleme mit Garret vor seiner Ex-Frau auszudiskutieren. Die zwar offener geworden zu sein schien, auf ihre Person bezogen, aber trotzdem gab es da noch sehr viel mehr Dinge, die zwischen ihnen standen, um wirklich locker miteinander umzugehen.
Als Maggie dann jedoch nachfragte und es nicht Garret war, der entsprechend verkratzt reagierte, machte REnee die Situation ungemein unangenehm. Sie war froh auf dem Rücksitz zu sitzen, um ihre Verlegenheit verstecken zu können.
"Oh nein, Maggie, Sie haben überhaupt nichts falsches gesagt," sagte Renee schnell und mit sehr großem Bedauern, dass ihre Worte bei der falschen Person völlig falsch angekommen waren. "Das.. das tut mir Leid, ich... ich wollte sie nicht kränken. Ihr Danke ist durchaus willkommen und ich weiß es auch zu würdigen. Ich wollte damit nur sagen, dass ich für etwas, das erstens völlig selbstverständlich ist und zweitens die Stimmung ruiniert hat, nicht unbedingt ein Lob oder ein Danke brauche. Mir ist das nämlich sehr unangenehm, dass ihr drei wegen meinem Drängen euch anschweigt und diese leicht gelöste Stimmung von vorhin verpufft ist. Ich wollte nämlich nichts zerstören, nur helfen." Und das sie mit ihren Worten Garret hatte treffen wollen, behielt sie dann lieber mal schön für sich.
"Oh, ich denke nicht, dass es Ihre Schuld ist, dass die Stimmung ruiniert ist, Renee", sagte Maggie überrascht, weil Renee so ganz anders reagierte, als sie es erwartet hätte. Sie klang etwas verlegen und dass sie einfach so beim Vornamen blieb, gefiel Maggie zwar, aber es irritierte sie auch. "Wenn jemand die Schuld daran trägt, dann Abby, weil sie die Tabletten geschluckt und uns etwas vorgespielt hat, und uns, weil wir zu blind waren, um es zu sehen oder zu naiv, um es sehen zu wollen. Ich bin Ihnen wirklich dankbar dafür, dass Sie zumindest wachsam waren und es gesagt haben. Den Streit haben wir zwar jetzt irgendwie, aber der ist besser, als wenn wir uns etwas vorgemacht hätten oder in dem Glauben leben würde, dass alles okay sei. Das Spiel haben wir damals jahrelang gespielt. Und wohin das geführt hat, wissen Sie ja selber. Deswegen ... machen Sie sich keinen Vorwürfe. In meinen Augen haben Sie das Richtige getan." Für Garret und Abby konnte sie da nicht sprechen, aber die waren beide alt genug, um es selber zu tun. Wenn sie es für nötig hielten und es ihnen noch wichtig war.
"Naütrlich war es das Richtig. Das sagte ich doch eben schon," versicherte Garret noch einmal, war sich aber nicht sicher, ob es das war, was Renee hören wollte. Irgendwie war er seit dem Wochenende sehr verunsichert in Bezug auf Renee und darüber, wie er sich weiter zu verhalten hatte. In etwa so musste sich wohl Maggie in Bezug auf Abby fühlen, seufzte Garret in Gedanken und versuchte im Sitz ein wenig nach rechts zu rutschen um sich zu Renee herumzudrehen. Es gelang ihm, aber nur mit äußerster Anstrenung. "Wirklich. Mach dir keine Gedanken. Was wir daraus gemacht haben... das ist unsere Sache und Schuld, aber nicht deine. Und wenn Abby deswegen erneut sauer ist, dann muss sie es eben sein, aber du hast... geholfen. Wir wissen doch gar nicht wo es hingeführt hätte, wenn es niemand von uns bemerkt hätte. In der HÜtte haben wir so vieles mit dem sich Abby bedienen hätte können..."
"Oh großartig. Das ist wieder typisch. Vorhin warst du noch der Meinung, dass man mir vertrauen könnte und Mom nicht so viel THeater drum machen soll. Und jetzt unterstellst du mir aber in einem Atemzug, dass ich durchaus wegen den drei, vier Tabletten rückfällig werden könnte? Prima... ja Renee, vielen dank. Wie Mom sagte, es ist nicht deine Schuld, dass wir wieder von vorne anfangen. Es ist auch nicht Davids Schuld, weil ich zusehen durfte, wie er Dad zusammengeschlagen hat und es ist auch nicht Dads Schuld, weil er mich herumgeschubst hat, nur weil ich offen über meine Gefühle zu ihm gesprochen habe... es ist alleine meine Schuld, weil ich selbst schuld an meiner Sucht bin und weil ich nicht in der Lage bin mit solchen Dingen klarzukommen und ich hab's wohl auch nicht anders verdient, weil ich eine furchtbare Tochter bin... können wir dann einfach schweigend weiterfahren, jetzt wo geklärt ist, auf wen alle sauer sein dürfen?"
Danke, Garret, dachte Maggie, als Garret das aussprach, was sie sich verkniffen hatte. Wozu hatte sie sich die Mühe gemacht, die Schuld gleichmäßig auf alle zu verteilen? Damit er das Messer noch ein Stück in die Wunde reinschieben und es herumdrehen konnte? Ein tolles Team waren sie. Da half es auch nichts, dass er zumindest bei Renee einer Meinung mit ihr war. Und Abby - ganz Dramaqueen - musste natürlich auch wieder übertreiben und Dinge behaupten, die so nicht gesagt worden waren.
"Nein, Abby", sagte sie deswegen etwas schärfer als beabsichtigt. "Jetzt können wir nicht mehr schweigen und zur Klinik fahren. Denn jetzt hast du ein paar Dinge gesagt, die so nicht stehenbleiben können. Niemand hat dir die Schuld alleine gegeben. Hättest du erst mir und dann Garret richtig - und damit meine ich vom ersten bis zum letzten Wort - zugehört, dann wäre dir das aufgefallen, dass wir alle schuld sind. Wir drei. Aber du hast nur Garrets letzte Bemerkung für dich wahrgenommen und musst dir damit wieder die Opferrolle zu schreiben. Warum? Gefällt dir das so gut? Macht es dir Spaß? Ich glaube, diese Fragen hab ich dir schon mal gestellt. Gut, diese Bemerkung war hart, aber sie entspricht der Wahrheit. Ich kann sogar noch einen Schritt weitergehen und dir sagen, dass wir noch nicht von Rückfall sprechen können. Du steckst noch mitten in deiner Sucht. Von Rückfall könnte man in ein paar Monaten oder Jahren sprechen. Du hast doch gesagt, dass du zu dieser Gruppe gegangen bist. Hast du das da nicht gelernt? Dass selbst eine kleine Tablette, zu einem Rückfall führen kann. Wusstest du, dass Alkoholiker selbst durch den Schuss Rum im Kuchen wieder rückfällig werden können? Auch wenn sie schon seit Jahrzehnten trocken waren? Glaub es mir oder glaub es mir nicht, aber es stimmt. Ich kann dir die Seiten in den Büchern gerne zeigen, wenn es dich interessiert. Also hör bitte auf, die Sache herunterzuspielen, indem du von ein paar Tabletten sprichst. Eine war schon zu viel."
Was genau hat Garret jetzt falsch gemacht? Er und ich sitzen auf der Leitung.. sorry?
14.02 Uhr, Garret, Abby, Renee
Garret verdrehte nur die Augen, als hinter ihm seine schlecht gelaunte Tochter ihren Unmut freien lauf ließ, während Renee noch damit klarzukommen versuchte, was da über sie hereinbrach. Aber Maggie hatte die Situation Renees Meinung nach ganz gut im Griff und wies Abby recht deutlich in ihre Schranken. Nur ob Abby sich darauf einließ bezweifelte Renee. Aber wenigstens schwieg sie einen Augenblick und wirkte ein wenig nachdenklicher oder zumindest so, als würde sie sich Maggies Worte durch den Kopf gehen lassen. REnee hoffte, dass dabei wenigstens etwas herauskam.
"Nein, die Rolle gefällt mir nicht," sagte Abby nach der kurzen Schweigesekunde, in der sie sich wirklich die Worte ihrer Mutter durch den Kopf hatte gehen lassen. "Ich wollte auch gar nicht.. eigentlich wollte ich doch ... ich wollte nicht so motzig klingen. Nur allen klar machen, dass es okay ist und reicht, niemand braucht sich wegen mir oder dem was ich getan habe streiten. Das war nicht mein Plan. Ich hatte vorhin gar keinen Plan, ich wollte nur weg und die günstige GElegenheit ausnutzen. Und ja, ich weiß, so handelt eine egoistische Süchtige. Aber ich wußte weder dass du vorbeifahren würdest, noch dass du mich zurück bringen würdest... niemand wäre dabei zu schaden gekommen, wenn diese Zufälle nicht eingetroffen wären. Sonst hätte ich das doch nie getan. Und ja ich weiß, dass ich es verharmlose und ich weiß, dass ich noch süchtig bin, und ich weiß, dass ihr alle recht habt... aber helfen tut es mir nicht, okay? Ihr macht alles nur schlimmer, weil ich mich wirklich schuldig fühle, nicht weil ich mir die Rolle aussuche, weil ich mir darin so gut gefalle. Ich hab versagt, ihr streitet euch deswegen, Renee hat ein schlechtes Gewissen, da hilft es mir nicht, wenn ihr mir versichert, wir haben alle Schuld. Haben wir nämlich nicht. Ihr seid nicht los gezogen und habt euch einen Rausch verschafft - das war ich. Meine Entscheidung und die ging nach hinten los. Fertig aus."