Ach die zwei hier wieder... gut das ich nichts gerade trinke
14.24 Uhr, David
"Ja also gut, Honey und Schatz geht auch. Ist aber nur halb so... ach vergiß es," sagte David mit einem breiten Grinsen, als sie das Kiosk endlich erreicht hatten. Sie mussten es ja nicht wieder wie üblich auf die Spitze treiben. Am Ende gab er noch seine guten Vorsätze auf. Und gegen ein bisschen angenehme Ablenkung nach diesem Tag hatte er wirklich nichts einzuwenden... aber wie Annie vorhin schon so unschön sagte... es musste warten. "Sag mir lieber, ob dir ein Wasser reicht oder ob du noch etwas anderes willst, dann schau ich nämlich mal, was sie so haben."
Annie runzelte irritiert und fragend die Stirn, als David mitten im Satz abbrach und das Thema wechselte. Was war nur halb was? Honey war nur halb so sexy? Oder Schatz war nur halb so schön wie Boss oder Sir? Hm, falls sie da richtig lag, war es wohl an der Zeit, dass sie mal ein paar ernsthafte Worte über ihre Neigungen wechselten und Missverständnisse gleich aus dem Weg räumten, bevor sie zum Problem wurden ... aber nicht jetzt. Vielleicht heute Abend. Oder auch nie - denn wie sie sich kannte, würde sie sich vor dem Thema drücken, bis es wieder in Vergessenheit geriet. Deswegen wäre es wohl ratsam, es gleich anzusprechen. Aber wie sollte sie den Bogen von Wasser dahin schlagen? Das ging irgendwie schlecht, weswegen Annie es erst gar nicht versuchte und stattdessen kurz nachdachte. "Ich denke, Wasser reicht mir", sagte sie. "Oder wenn sie haben, vielleicht eine Cola light oder Apfelschorle. Aber im Prinzip reicht mir Wasser." Nicht, dass sie sich blamierten, weil Cola und Apfelschorle hier in der Provinz zu exotisch waren und nicht angeboten wurden.
"Okay, ich schau mal was sich machen lässt," sagte David und trat näher an den Kiosk heran und deutete auf eine Bank davor - für Annie. Sie brauchte in ihrem Zustand wirklich nicht auch noch im Stehen darauf zu warten, bis er so weit war. Der Junge hinter dem Kiosk sah erwartungsvoll von seinem Comic auf und schien sich über ein bisschen Abwechslung zu freuen. Aber das David das Angebot studierte, unternahm der Junge keinen Versuch mit ihm übers Wetter zu plaudern oder darüber wo er herkam und hinwollte. Darauf hatte David auch gar keine Lust.
Er bestellt gleich schon einmal zweimal Wasser und eine Diet-Cola dazu, griff nach ein paar Schokoriegel, die auslagen und entschied sich, dann doch dafür, das Wagnis 'Hot Dog' einzugehen. Erstens ging das schnell und so viel konnte man an einer heißen Wurst in einem Brötchen wirklich nicht machen...
"Danke, Honey", sagte Annie mit einem Lächeln, das mehr ein Grinsen war, weil sie sich gleich wieder an das erinnert fühlte, über das sie gerade gesprochen hatten. Sie folgte David Hand, die auf eine Bank deutete und hätte ihn dafür in dem Moment umarmen können. Er dachte wirklich an alles ... Langsam ging Annie zur Bank und setzte sich vorsichtig hin. Sie versuchte erst gar nicht, David und sich etwas vorzumachen, indem sie so tat, als wäre alles in Ordnung und sie könnte noch stehen. Sie war wirklich müde und dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, merkte sie erst, als ihre Beine beim Hinsetzen leicht nachgaben und sie doch nicht so vorsichtig wie geplant zum Sitzen kam. Aber als sie einmal saß und ihre Beine entlasten konnte, ging es ihr gleich ein bisschen besser und sie beobachtete David einfach dabei, wie er das Sortiment studierte und dann ziemlich viel durcheinander bestellte. Annie lächelte, weil es wieder so eine ganz normale, alltägliche Situation war, und sie doch gerade in solchen Momenten merkte, wie sehr sie David liebte und wie glücklich sie war, ihn zu haben. Schon komisch, dass einem die Erkenntnis immer so plötzlich überfiel, wenn man nicht damit rechnete ... Was natürlich nicht hieß, dass sie nicht sowieso zu jeder Tages- und Nachtzeit so empfand. Es gehörte nur eben oft einfach schon mit 'dazu' und man trug es mit sich, ohne es immer zu realisieren. Und das war eigentlich schade. Und sicher auch der Grund, warum viele Beziehungen in die Brüche gingen, obwohl alles normal scheint. Man nimmt den anderen für Selbstverständlich und bemerkt ihn irgendwann gar nicht mehr, weil man sich kaum die Zeit nimmt, Momente wie diesen hier bewusst zu bemerken und zu erleben. Sie hoffte nur sehr, dass ihr diese Fähigkeit nicht verloren ging und sie irgendwann auch an dem Punkt angekommen war, wo David zwar noch ein Teil von ihr war, aber eben nur noch das.
Lange musste David dann tatsächlich nicht auf seinen Hot Dog warten und nachdem Geld den Besitzer gewechselt hatte, packte David alles zusammen und schaffte es irgendwie mit zwei Wasserflaschen in den Hosentaschen, der Dose Cola unterm Arm geklemmt, den Schokoriegeln und seinem Hot Dog zur Bank zu balancieren. Schneller laufen war einfach nicht drinnen. Aber das er Annie auf der Bank entdeckte, beruhigte David wengistens was die Wartezeit für Annie anging und er war auch froh, dass sie seinen Rat als solchen beherzigt hatte und nicht einfach stolz wie sie war, stehen geblieben war, um auf ihn zu warten.
Als er die Bank erreichte sah er hilfesuchend auf sie herab und räusperte sich leise. "Ehm... eine helfende Hand wäre toll."
Annie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht mitbekam, dass David fertig war und sogar einen Hot Dog in Händen hielt, was ihr zeigte, dass wohl mehr Zeit vergangen war, als ihr bewusst gewesen wäre. War sie eingedöst? Im Sitzen? Nein, eher nicht ... Trotzdem war sie verwirrt und brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo Davids Problem war. Dann grinste sie. "Hatten sie keine im Angebot?", fragte sie. "Eine helfende Hand, meine ich." Ihr Grinsen wurde etwas breiter und sie streckte ihre Hände aus. "Ich könnte dir meine kurz leihen, wenn du magst. Pack sie einfach voll."
"Nein, leider nicht. Sie haben da so einen Teenager hinter der Kasse... aber ich glaube der war froh, dass er wieder sein Comic weiterlesen konnte, als ich bezahlt hatte," mit den Worten drückte er Annie die Schokoriegel in die Hände. "Such dir ruhig was aus. Du weißt ja, Diät ist erst morgen. Und hier deine Cola. Wasser hab ich hier," wieder Besitzer einer freien Hand zog David eine der Flaschen hervor und schwenkte sie leicht. "Und jetzt wo ich meine Last verteilt habe, wollen wir weiter? Ich glaube am See direkt ist es schöner als hier, wo es nur die Bank gibt, den Holzsteg, Bäume..."
"... eine hübsche Blondine auf der Bank, ein gut aussehender Kerl davor ... soll ich weitermachen?" Annie grinste David an und griff nach der Flasche Cola, während sie gleichzeitig aufstand und neben David trat. Die Schokoriegel hätte sie ihm am liebsten gleich wieder gegeben, aber dann hätte er wieder beide Hände voll und eine Flasche Wasser zu viel gehabt, weswegen sie die Riegel erstmal behielt. Auch wenn sie nicht vorhatte, auch nur einen davon zu essen. "Gehen wir zum See. Vielleicht ist die Aussicht da noch besser und wir bekommen noch mehr zu sehen. Hübsche Menschen in Bikinis und Badehosen zum Beispiel."
"Ach weißt du, die Aussicht hier gefällt mir auf einmal doch viel besser, als die am See," sagte David mit einem Grinsen und hätte Annie ja gerne beim Aufstehen geholfen, aber er hatte schon wieder beladene Hände mit Hot Dog und Wasserflasche und musste darauf vertrauen, dass Annie alleine gut zurechtkam. "Aber wir können ja trotzdem mal schauen. Wobei ich denke für einen Bikini ist es noch zu frisch. Also nicht das du denkst ich mach mir da Hoffnungen.. also wir wollten ja sowieso Boot fahren..."
"Du alter Charmeur", sagte Annie grinsend und schüttelte den Kopf. "Wer weiß ... vielleicht treffen wir ja sogar ein paar Nacktbader. Die sind teilweise bei jedem Wetter unterwegs. Aber wenn ich du wäre, würde ich darauf nicht unbedingt bauen und dich einfach damit trösten, dass du mich hast. Im Moment zwar nicht im Geburtskostüm, aber was nicht ist, kann ja später noch werden ..."
"Auf dem See?", fragte David gleich und grinste breit. "Mach mir keine Versprechen, die du nicht halten kannst... ich sage nur schwankendes Boot. Alles andere was du mit später meinst dauert doch viel zu lange. Und ehrlich gesagt, tröste ich mich sehr gerne mit dir, um meinem Zweitnamen "Charmeur" gerecht zu werden. Diese Nacktbader sind nicht unbedingt eine Augenweide. Zudem bezweifel ich, dass die prüden Gründungsväter so etwas mitten im Wald an einem See genehmigen."
"Ich glaube nicht, dass die Nacktbader sich daran stören würden, was die prüden Gründungsväter genehmigen oder nicht", sagte Annie und ging ein paar Schritte Richtung See. "Zumal ich hier auch gar keine Gründungsväter sehe ... Aber egal. Was ich eigentlich sagen wollte" - Ihr Tonfall wurde tadelnd - "Ist, dass Geduld eine Tugend ist, die du dir langsam mal aneignen solltest, mein Lieber. Und gleichzeitig solltest du mal darüber nachdenken, ob die inneren Werte nicht viel mehr wert sind als eine äußere - und zudem noch vergängliche - Hülle. Ich möchte nämlich nicht, dass du mich in zehn oder zwanzig Jahren gegen in jüngeres Modell eintauschen musst, nur weil dir nicht mehr gefällt, was du siehst. Eine Augenweide bin ich dann nämlich garantiert auch nicht mehr."
"Nein nicht egal. Du hast mich falsch verstanden. Ich meinte die Nachfahren, dass sind für mich noch immer irgendwie die Gründungsväter. Alles was in Boston gelandet ist und sich nach Nordan ausgebreitet hat", sagte David und ignorierte erst einmal Annies Mahnung zum Thema Geduld und innere Werte. Dafür nahm er Annie mit seinem Hot Dog Arm erst einmal in den Arm und drückte ihr einen Kuß auf die Wange. Einen sanften. "Ich hab keine Geduld, das weißt du doch, außer .. außer mit dir. Da hab ich sehr viel Geduld. Und jetzt mach ich mir langsam Gedanken, was du von mir hältst... aber natürlich zählen die inneren Werte für mich - auf jeden Fall. Wer hat den von uns den Altersruhe sitzt in Hawaii geplant? Hm?"
"Ach, ich hab doch nur Spaß gemacht, damit du dich in Form eines Kusses entschuldigen musst", sagte Annie grinsend. "Ich weiß doch, dass du kein oberflächlicher Mensch bist. Ganz im Gegenteil … und ich weiß auch, dass du mich noch lieben wirst, selbst wenn ich alt und runzlig bin und inmitten von jungen, feurigen Dingern liege, die alle nur diese schicken Zweiteiler tragen - du weißt schon … knappes Höschen und Hut - und darüber hinaus nichts. Das denke ich von dir. Und nichts anderes." Ihr Grinsen wurde ein bisschen breiter und sie lehnte sich etwas enger an sich. So sicher war sie sich zwar nicht, dass David sich Hawaii nicht nur wegen der jungen Dinger ausgesucht hatte, aber es war in Ordnung. Solange es beim Gucken blieb und er wusste, zu wem er gehörte, konnte er soviel gucken wie er wollte. Männer brauchten so was. Das hatte sie schon vor langer Zeit verstanden und sie versuchte auch, sich daran zu gewöhnen. War nicht einfach, aber so langsam ging es.
"Ach, mein kleines Biest eben," sagte David und lachte leise. "Was hatte ich da schon anderes erwartet? Aber gut, dass du den wahren David kennst. Und weißt du was? Für mich darfst du immer einen schicken Zweiteiler tragen, weil ich sowieso nur Augen für dich habe und mich nicht interessieren wird, was links und rechts von uns ist."