Renee sah Garret einen Moment an, als hätte er eben seinen Verstand verloren. Er wollte nicht über Abby reden? Ausgerechnet nicht jetzt, wo die MÖglichkeit bestand, dass Abby ausnahmsweise tatsächlich etwas zugestosen sein könnte? "Ist das dein Ernst?"
"Würde ich es sonst sagen?", sagte Garret sanft. "Es ist mein Ernst. Wir müssen warten und statt uns verrückt zu machen, also... ich weiß, der Moment ist nicht unbedingt so, wie ich es geplant hatte mit einem guten Essen, Kerzenschein und eine Flasche Champagner, was wegen der Schwangerschaft sowieso ausgefallen wäre, aber ich wollte gerade eben... das hier tun," und mit diesen Worten griff er sich sehr umständlich in die Hosentasche, um die Schachten wieder herauszuholen, um sie auf der flachen Hand Renee zu präsentieren. Er wartete nicht erst ab was sie dazu zu sagen hatte, sondern öffnete die Schachtel. "Du.. du weißt zwar was da drinnen ist, aber ... also... einmal davon abgesehen, dass du mich vorhin im Wald am liebsten auf den Mond geschossen hättest... ich mag dich noch immer sehr," er versuchte zu grinsen, musste aber mit einem leisen Seufzen aufgeben. "Du weißt schon... lieben und alles was dazu gehört und ich dachte, vor ein paar Wochen, es wäre eine schöne Sache, dir das auch zu zeigen, nachdem wir.. Probleme hatten, was dieses Zeigen anging. Dann kamen all diese Dinge mit Abby dazwischen und ich hatte diesen Ring ewig in der Tasche, unsicher was ich tun sollte. Aber inzwischen, auch wenn du mir es wohl nicht wirklich glauben willst und kannst, bin ich mir sicher. Ich will dich, das Kind... all die Dinge, die wir vor zwei Wochen beschloßen haben, als Neuanfang zu wagen, ehe.. wieder alles schief lief...," Garret brach ab, als Renees erstauntes Gesicht immer ernster wurde und sie so gar nichts sagen wollte und ganz so wirkte, als hätte er etwas völlig dummes und falsches getan. Er sah sie fragend an, ängstlich dazu, aber sie sagte einen langen Moment nichts, ehe sie nach der Schachtel griff. Aber nicht um sie zunehmen, sondern um sie zu schließen....
"Was... was tust du da?", fragte Garret, als Renee statt etwas zu sagen die Schachtel wieder schloß und dann sanft seine andere Hand nahm und diese über die Schachtel legte. Eigentlich wusste er genau was sie da machte, aber es war zu furchtbar um es sich einzugestehen, dass sei Plan nach hinten los ging.
"Ich weiß Garret, was du damit sagen willst," sagte Renee leise und schloß ihre eigene Hand über Garrets und drückte sie sanft. "Und ich versichere dir, dass ich mich... geschmeichelt fühle. Und überrascht bin. Ich war gestern morgen schon überrascht, als diese Schachtel zu Tage kam und... ehrlich gesagt ist so ein Ring das letzte was ich von dir erwartet hätte. Und ich finde es auch sehr schön, dass du Abby für den Moment Abby sein lassen kannst und den Mut noch hast, mir den Ring zu geben. Nur... ich kann das nicht Garret. Nicht jetzt." Sie sah ihm dabei kurz in die Augen, lächelte traurig und wich ein wenig seinem Blick kurz aus, als er versuchte in ihren Augen mehr zu sehen, als sie ihm da gerade zu verstehen gab.
"Das kannst du mir nicht antun, Renee," sagte er heißer und entzog ihr seine HÄnde, um die Schachtel wieder zu öffnen. Allerdings starrte er nur auf den Inhalt, und zwang ihn nicht Renee auf, wie sie im ersten Moment befürchtet hatte. "Ich habe mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht und dieses Wochenende hätte so vieles gut machen sollen... und verändern..."
"Siehst du, deswegen kann ich... ich kann den RIng nicht annehmen. Du solltest deiner Sache sicher sein. Eine Entscheidung, die dir so schwer gefallen ist, sollte nicht die Basis für das "uns" bilden, findest du nicht auch?"
"Das hast du völlig falsch verstanden," sagte Garret erstaunt und sah zu Renee auf. "Das ich dich will, seit unsere Weg sich gekreuzt haben, ist doch kein Geheimnis. Ich... ich war mir nur nicht sicher, ob du mehr als nur eine Beziehung möchtest. Mit mir. Oder ob ich nur ein kleines Abenteuer neben dem Büroalltag bin. Und ob ich nach Maggie schon soweit bin, es noch einmal zu wagen, wußte ich auch nicht mit absoluter Sicherheit. Und du hast deine Vergangenheit mit deinem Ex. Ich wollte nichts überstürzen, ich wollte nichts entscheiden, was am Ende möglicherweise unmöglich ist...," Garret brach ab und schloß die Schachtel wieder. "Aber scheinbar habe ich entweder doch zu lange gezögert, oder egal wann ich dich gefragt hätte, wäre der falsche Zeitpunkt gewesen, richtig?"
"Nein Garret," sagte Renee traurig. Traurig, weil sie Garret gerade wohl das Herz brach, traurig weil sie nicht anders entscheiden konnte, traurig, weil Garret nicht das Problem sah oder sehen wollte. "Es gab viele gute Zeitpunkte, die ich, die du, die Abby sabotiert haben. Da hat jeder ein bisschen Mitschuld. Nur im MOment ist es der absolut falsche Zeitpunkt. Abby wird vermißt, David und du... die Verletzung... das kaputte Wochenende und... und wenn ich ehrlich bin Garret, hab ich nicht das Gefühl, dass du mir einen Antrag machst. Es ist mehr... na ja, typisch Garret eben. Ein Anfang und den Rest muss man sich denken. Darüber hinaus... mir war ernst was ich vorhin im Wald gesagt habe. Das kann ich nicht einfach ignorieren oder es zu lassen, dass du es ignorierst."
"Aber.. aber das ignoriere ich doch gar nicht?," sagte Garret überrascht. "Ich versuche der Mann zu sein, den du dir wünscht und der ich wohl auch mal vor ein paar Wochen noch war. Entschlossen, kampfbereit. Ich hätte doch genauso gut im Zimmer dahinten bleiben können und.. und mir die Decke über den KOpf ziehen können. Aber ich bin hier. Ich will nicht aufgeben. Ich will kämpfen. Ich...nun, natürlich mache ich dir hiermit," er hob die Schachtel, "einen Antrag!"
"Ach Garret," seufzte Renee und sah ihn wieder mit einem traurigen Lächeln an. "Das ist... das ist eine ernste Sache. Wie du schon gesagt hast. Du hast eine gescheiderte Ehe hinter dir, ich habe eine gescheiderte Ehe hinter mir... das ist nicht so einfach. Und ich.. ehrlich gesagt, möchte ich nicht, dass du mich nur heiratest, weil wir ein Kind erwarten und du es als deine Pflicht siehst und..."
"Gott nein," fiel Garret Renee unsanft ins Wort, als sie ihre ziemlich überraschende Unterstellung machte, die Garret doch mehr verletzte, als er sich eingestehen wollte. "Nein, das ist nicht alleine... absolut nicht der Grund. Vielleicht hat er ein bisschen mitgemischt, als ich mir die Sache noch einmal überlegt habe, aber... so kann es doch nicht weitergehen? In dem Punkt hattest du vorhin am Wagen recht. Wir müssen etwas ändern. Aber doch zwingend in die Richtung getrennte Wege zu gehen?"
"Ich weiß nicht," seufzte Renee und vermied es Garret anzusehen. "Es ist so vieles passiert, von dem ich gehofft hatte, es vergessen zu können. Oder es dir zu verzeihen... aber seit wir hier sind, hatte ich ein bisschen Zeit um darüber nachzudenken und alles ein wenig mehr auf mich wirken zu lassen. In den letzten Wochen habe ich alles nur verdrängt und gedacht, damit klarzukommen. Aber das ist nicht der Fall. Ich komme mit gar nichts mehr zu recht, ich kann meine Probleme nicht einfach mehr länger verdrängen und darauf hoffen, dass die Zeit schon alles wieder richten wird. Sind wir doch mal ehrlich zueinander, Garret... was verbindet uns noch? Außer die Arbeit und ... und diese Schwangerschaft? Im Grunde hattest du mir in der Nacht, in der wir Abby als Lockvogel mißbrauten, alles dazu gesagt, was du von mir hältst. Im Eifer des Gefechts entschuldbar, aber weh hatte es trotzdem getan und tut es noch immer. Mein Gott, ich war sogar bereit gewesen die Gesundheit unseres Kindes zu riskieren, mit all diesen Tabletten und... ja, wenn du nicht gekommen wärst, wäre es vielleicht wirklich zu spät gewesen. Und genau darauf baut doch das bisschen Beziehung noch auf - auf ein schlechtes Gewissen von dir, auf das Kind und auf meine dumme Hoffnung, dass eines Tages alles wieder so werden könnte, wie vor dem Goddard-Fall."
Garret hatte Renee reden lassen, ein bisschen geschluckt, als sie so unmißverständlich klar machte, dass viel zu viel geschehen war um ihr noch Platz für Hoffnung zu lassen. Am Ende sagte er erst einmal gar nichts, stemmte sich nur mühsam in die Höhe und ging zur KÜchenzeile. Ein wenig humpelnd und unterdrückte ein Stöhnen, während ihm Renee besorgt mit ihren Augen folgte. Sie konnte sich gut vorstellen, was er vorhatte, aber sie würde ihn nicht daran hindern. Wenn er glaubte, ihm würde ein Drink gut tun.. bitte, dann sollte er eben. Bevor es zu viel werden würde, konnte sie noch immer etwas sagen.
Und Garret hatte sich auch schon ein Glas Scotch gefüllt, leerte es auf einen Zug aus und schloss kurz einen Moment die Augen, um das gefährliche Brennen darin zu vertreiben. Als er Renee wieder ansah, konnte Renee mit einem Blick in seinen Augen erkennen, dass sie ihm gerade das Herz gebrochen hatte. Aber sie hatte sich auf ihrer kleinen Wanderung und mit Annies Ratschlägen fest vorgenommen aufzuhören allen etwas vorzumachen. Sie hatte es nicht nötig Garret etwas vorzuspielen, nur um ihn zu schonen oder sich selbst. Sie hatten eine Beziehung oder zumindest glaubte sie, dass sie so etwas in der Art hatten. Noch hatten. Da brauchte man sich nicht verstellen und sich etwas vorlügen.
"Garret, hör mal... ich will damit ja nicht sagen, dass wir es nicht eines Tages wieder hinbekommen. Aber.. nun, nicht im MOment. Du hast so viele andere Sorgen und Probleme, da möchte ich nicht einfach noch mehr... oder besser gesagt nicht einfach nur ein weiteres Problem sein, das hinten ansteht. Kümmere dich um dich, um Abby, um das Institut und wenn das alles wieder in normalen Bahnen läuft, können wir uns um uns kümmern. Wäre das... wäre das ein Vorschlag?"
Sie sah zu Garret auf, der inzwischen mit der ganzen Flasche in der Hand zurück gekommen war, und statt etwas zu sagen, ihr die Ringschachtel zu warf und sich dann wortlos Richtung Schlafzimmer wandte, wo er allerdings noch einmal stehen blieb und ohne sich herumzudrehen sagte: "Behalt ihn. Um dich wenigstens daran zu erinnern, was hätte sein können." Und damit verschwand er erneut im Schlafzimmer und ließ Renee mit einem ganz miesen GEfühl zurück. Da hatte sie sich endlich einmal getraut zu sagen, was SIE will und er reagierte erneut wie eine beleidigte Leberwurst. SIe atmete einmal tief durch, sah sehnsüchtig zur Uhr und wünschte sich den Arzt herbei. Oder Annie oder David.....
Renee hatte ein paar Minuten unschlüssig auf dem Sofa gesessen, die RIngschachtel in ihren Händen nervös gedreht und die Uhr an der Wand angestarrt, um dem Zeiger dabei zuzusehen, wie er von Minute zu Minute kroch. Passieren tat natürlich nichts. Es kam weder Abby zu ihrer aller Erlösung zurück, noch riefen Annie oder David an, wobei es dafür auch noch viel zu früh war, noch kehrte Garret zurück, um sich vielleicht zu entschuldigen oder wenigstens zu zugeben, sich wie ein verdammter Scheißkerl benommen zu haben. Irgendetwas, um vernünftig weiter zu reden. Diese Aktion von vor ein paar Minuten hatte doch ziemlich dem Faß den Boden ausgeschlagen.
Als aus dem Schlafzimmer plötzlich ein lautes Poltern zu hören war und anschließend etwas laut klirrte, zuckte sie aus ihrem Zustand hoch und sie kam erstaunlich schnell auf die Beine, als sie in Sorge um Garret alle anderen Gedanken erst einmal zur Seite schob und alarmiert war. Weh tat es allerdings und sie musste kurz an der Tür angekommen Luft schnappen, um überhaupt den nächsten Schritt machen zu können.
Sie hielt sich dann jedoch weder mit einem Klopfen auf, noch rief sie erst einmal um sicher zu gehen, dass Garret überhaupt noch lebte oder weniger theatralisch überhaupt noch mit ihr redete. Das war jetzt nicht wichtig. Sie musste nachsehen, was passiert war. Doch als sie durch die Tür stürzte, hatte sie mit sehr vielem gerechnet - einem Garret der betrunken aus dem Bett gefallen war udn dabei die Nachttischlampe heruntergerissen hatte, oder im Suff mit einem Stuhl die Scheibe eingeworfen hatte... wobei, nein, er war launisch und mürrisch aber nicht gewalttätig.. nun, jedenfalls nicht im nüchternen Zustand, das hatte ihr die Vergangenheit leider schon gelehrt. Damit aber, dass er am Fußende des Bettes saß, wie ein Häufchen Elend und die zersplitterte Scotchflasche ihm gegenüber halb an der Wand hing und halb am Boden lag, hatte sie nicht gerechnet. Im ersten Moment konnte sie deswegen auch gar nichts sagen, auch nicht als Garret aufsah und zu ihr starrte, als wäre sie gar nicht wirklich da.
"Soll ich wieder gehen, oder reden wir?", sagte sie dann aber doch und ließ ihn deutlich alleine nur an ihrem Tonfall, spüren, was sie von der vorgefundenen Situation hielt.
"Würde das denn noch etwas bringen? Oder ändern?", fragte Garret mit einer ziemlich heißeren Stimme, die Renee ein wenig erschreckte, aber nicht daran hinderte, nicht weiter ins Zimmer zu kommen. Sie ließ die Tür dabei offenstehen, um gleich mitzubekommen, wenn jemand an der Tür klopfte, der Arzt, David... oder Abby wiederkam. So ganz hatte sie die Hoffnung deswegen nicht aufgegeben.
Sie trat zu ihm, sah auf ihn herunter, seufzte leise und gab sich schließlich einen sehr widerwilligen Ruck, um sich neben ihn zu setzen, nahe, vertraut, aber doch mit so viel Abstand, um zu zeigen, dass sie angemessen distanziert blieb, weil ihr das alles nun doch zu viel wurde. Dieser sturre Mistkerl... egoistisch, egozentrisch... Renee wäre noch eine Menge eingefallen, was in Bezug auf Garret im Moment gepasst hätte, aber irgendwie hatte sie auch genug Mitleid mit ihm, um sich selbst im Beschimpfen i hres Freundes zu zügeln. Und dann waren da ja auch noch seine Fragen...
"Ich weiß nicht, Garret.. möchtest du, dass es etwas bringt?"
Garret schloß kurz die Augen und schüttelte den nächsten bissigen Kommentar hinunter, als sie gewohnt mit einer Gegenfrage reagierte. Aber wütend war er deswegen trotzdem und konnte es nicht ganz verbergen. "Herrgott ja, REnee. Ich möchte dass sich etwas ändert. Deswegen sind wir doch ursprünglich hier her gefahren. Ich hatte keien Ahnung, dass sich alles so... schrecklich entwickeln würde."
"Aber wir sind doch mitten drinnen im Veränderungsprozeß," sagte Renee gelassen und ignorierte Garrets agressiven Ton.
"Großartig ja," sagte Garret zustimmend und sah Renee aus müden Augen an. Augen die verdächtig rot waren und das irritierte REnee. Sie wußte ja, dass Garret emotionaler war als ein verwöhntes Prinzesschen, es aber jedes Mal mit eigenen Augen zu sehen, war wieder eine andere Sache. Das Mitleid wuchs dabei sogar noch, auch wenn Renee wusste, dass sie damit nur wieder das tat, was sie immer tat. Auf ihn eingehen und ihre eigenen Wünsche hinten an stellen. "Ja, wir verändern etwas. Du willst dich trennen, eine Pause, was auch immer ... und am Ende geht doch jeder getrennte Wege. Und wer hat das Nachsehen? Unser Kind, oder nicht?"
"Darum sollte es nicht gehe, Garret. Nicht ausschließlich. Wir können keine unglückliche Beziehung führen, nur damit unser Kind eine Familie hat. Ich dachte so viel hättest du aus deinen Fehlern in deiner ersten Ehe gelernt?"
"Oh lass bitte Maggie aus dem Spiel..."
"Ich wollte sei gar nicht mit ins Boot nehmen. Ich wollte dich nur erinnern, dass du gerade dabei bist Fehler zu wiederholen."
"Nein, nein verdammt," sagte Garret ein wenig lauter. "Ich war mir seit langem einer Sache nicht so sicher gewesen wie damit," er deutete auf die Schachtel, die Renee in ihrer Hand hielt und sich erst jetzt ihrer bewußt wurde. Hatte sie sie die ganze Zeit umklammert? "Und wäre Abby damals nicht dazwischen gekommen... dann wäre vieles anders gelaufen. Ich hab es dir vorhin schon gesagt Renee, ich habe diesen Ring nicht erst, seit ich weiß, dass du schwanger bist. Und wenn du mir das nicht glauben kannst oder willst, dann frag Maggie, Abby oder Annie... sie können es bestätigen."
Garret saß, obwohl von seinem Schmerzen dank Schmerzmittel befreit, angespannt da und sah besorgt dabei zu, wie Dr. Torres gerade Renees alte Schußwunde behandelte. Ganz von der Belehrung einmal abgesehen, die Dr. Torres sich hatte nicht nehmen lassen, und die Renee über sich hatte ergehen lassen müssen, fühlte er sich nämlich ziemlich mitschuldig. Er hätte viel öfter fragen müssen, und nicht nur das, er hätte... interessierter sein sollen und sich selbst davon überzeugen müssen, dass die Wunde verheilte. Auch wenn er nicht wusste, wie er das hätte tun sollen. Seine Fragen danach hatte Renee immer abgetan und ihm versichert, dass alles gut war. Irgendwann hatte er auf gehört zu fragen.
Zumindest wußte er jetzt, wieso sie vorgestern darauf bestanden hatte, das Licht auszulassen. Aber das änderte nichts daran, was vor Tagen passiert war und nein, an diesen dunklen Ort wollte er jetzt nicht, es reichte, dass ihm der Gedanke daran den Hals zuschnürte und er fühlte wie er vor Scham rot wurde. Zum Glück waren die beiden mit sich beschäftigt und bekamen nichts von seiner Verlegenheit mit. INnerlich seufzte Garret auf und wagte sich ein wenig nach hinten auf dem Sofa. Weh tat im Moment durch die rettende Spritze nichts mehr.
Und wenn sich Garret die Wunde länger betrachtete, die Dr. Torres gerade desinfizierte, dann hätte er Renee den Vortritt lassen sollen. Anstatt sich verarzten zu lassen, während sie darauf gewartet hatte, nach ihm dran zu kommen. Ihm ging es inzwischen ein bisschen besser, auch wenn er wußte, dass nur ein paar Stunden später alle Schmerzen wieder über ihn hereinbrechen würden, der geklammerte Riß unter seinem Auge, der eingerißene Mundwinkel, der geschwollene Kiefer, die tatsächlich angebrochenen Rippen... wobei Dr. Torres auf einen Krankenhausbesuch bestand, damit er sie sich röntgen ließ. Beim Abtasten hatte es weh getan, aber nicht so schlimm, wie noch vor einer Stunde. Zumindest war es nichts ernstes.... na ja, ernst genug war es natürlich, aber seine Sorge galt im Moment doch mehr Renee und dem Kind. Zumindest bei ersterer konnte der Arzt etwas tun, was das Kind anging bezweifelte er, dass etwas passiert sein könnte, aber Gewissheit hatten sie erst, wenn Renee bei ihrem Frauenarzt war oder am besten auch gleich ins Krankenhaus mit ihm fuhr. Wegen sich wäre Garret wahrscheinlich nicht gefahren, aber im Moment war er felsenfest davon überzeugt, dass es das beste sein würde, was sie tun konnten. Für das Kind.
Aber er war sich sicher, dass Renee wiederum felsenfest davon überzeugt sein würde nicht zu fahren. Um Fragen aus dem Weg zu gehen. Dr. Torres hatten sie nämlich nicht angelogen. Er hatte Schweigepflicht. Und ein Treppensturz hätte er ihm sowieso nicht abgekauft und Renee hatte sowieso keine Lügen gebraucht. Es gab keine Geheimnisse. Sie hatte ihm erklärt, dass sie vor Wochen einen Streifschuß abbekommen hätte, wegen ihrer Arbeit, und eine lange Wanderung am Morgen ihr Schmerzen verursacht hätte... Zu der Prügelei hatte Dr. Torres nichts gesagt. Aber sein Blick hatte Bände gesprochen...
"Ouch...," Renees schmerzhaftes Stöhnen riß Garret schnell aus sienen Gedanken. Dr. Torres tastete gerade mit besorgtem Blick die Wunde ab und zog seine Stirn kraus.
"Ja, das tut weh nicht," murmelte er und drückte ganz ungerührt noch einmal darauf und Renee stöhnte. "Vielleicht hilft ihnen das in Zukunft ein bisschen besser mit sich umzugehen, Ms Walcott. Und ihr Mann hilft ihnen vielleicht dabei," der Blick den er Garret zuwarf, ließ diesen ganz klein werden. Aber er zwang sich zu einem Lächeln und einem zustimmenden NIcken. "Sie haben aber noch mal Glück, die Schwellung kommt von der Entzündung und sollte in den nächsten Tagen abklingen, wenn sie sich regelmässig mit der Salbe, die ich ihnen aufschreibe, eincremen und sich vor allem schonen. Auch wegen ihrer Schwangerschaft..."
Oh ja.. vor allem wegen der Schwangerschaft... Renee warf Torres einen bösen Blick zu, den der Mann überhaupt nicht mitbekam, weil er sich gerade um einen Verband kümmerte. Sie und sich schonen? Hatte er eine Ahnung wie voll ihr Terminplaner für die nächste Woche war? Und da hatte sie schon Abstriche gemacht. Und welcher Mann? Sprach Torres von Garret? Oh ja sicher... aber die Mühe ihn zu korrigieren machte sie sich dann doch nicht. sie konnte damit leben, dass man ab einen gewissen Alter für jedermann verheiratet sein musste. Sie könnte genauso gut mit ihrer Affäre hier sein... na ja, schwanger wohl weniger... trotzdem... nach dem ganzen Ring-Fiasko von Garret war Renee ein bisschen empfindlich auf das Thema zu sprechen. Aber dafür konnte Torres ja nichts. Er bemühte sich nur... und Garret wirkte auch schon ein bisschen entspannter und nicht gerade gesünder, aber irgendwie besser. Vielleicht schaffte Dr. Torres bei ihr dieses Wunder noch einmal.
Die Sorge um das Kind blieb allerdings und sie war schwer am überlegen, ob sie nicht den Rat des Arztes annahm und Garret davon überzeugen konnte, sie in ein Krankenhaus zu fahren. Nur um nachzusehen und um sicher zu sein...
Dr. Torres stand in dem Moment vor ihr auf und ging zu seiner Tasche zurück, die auf dem kleinen Tischchen neben der Tür stand und räumte seine Sachen zusammen. Sie hatten wohl das Schlimmste überstanden.
"Das war's," wandte sich Torres kurz an die beiden, während er zurück zum Tischchen lief und das Verbandsmaterial wieder einräumte. "Ich schreibe ihnen noch die Medikamente auf und weiße noch einmal hin, dass sie beide dringend ein Krankenhaus aufsuchen sollten. Am besten lassen sie sich fahren, und falls sie niemanden haben, könnte ich sie auch gerne gleich mitnehmen und.. oh, ich glaube sie bekommen Besuch," Dr. Torres hatte bei seinen Worten aus dem Fenster gesehen und einen Wagen entdeckt, der ein Stück hinter den beiden Autos vor dem Haus hielt. Aussteigen tat allerdings niemand.
"Besuch?", fragte Garret erstaunt und sah zu Renee. Abby vielleicht? Kam sie zurück und nahm ihnen wenigstens eine der Sorgen? "Oh das ist bestimmt meine Tochter, sie war kurz am See und muss zurückgelaufen sein."
"Nein, ich glaube.. also da ist ein Wagen vorgefahren," sagte Dr. Torres irritiert und kam mit dem Rezeptblock zurück an den Couchtisch.
Noch mehr alarmiert sahen sich Garret und Renee an und Garret hievte sich schwerfällig vom Sofa in die HÖhe, um nachzusehen. Nicht das sie noch ungebeten Gäste in ihrem Zustand bekamen. Der Schock mit der verschwundenen Abby saß noch zu tief, um die nächste Überraschung zu überleben. Renees Blick folgte Garret zum Fenster, während Dr. Torres nichts von der Anspannung bemerkte, sein Rezept ausstellte und dabei munter von dem herrlichen Wetter sprach, wo die Fische im See wunderbar bißen und es eine Schande war, dass sie sich in diesem Zustand hier her gewagt hatten, um jetzt den Urlaub in einer NOtaufnahme zu verbringen. Renee wusste wieder, wieso sie "Landärzte" hasste... ihre Welt war so beschränkt und sie mussten einem immer die Wahrheit sagen....
"Oh ich glaube... also ich glaube das ist Maggies Wagen," sagte Garret erstaunt und fiel Torres ins Wort, der gerade sein Angebot sie ins Krankenhaus zu fahren wiederholte.
"Das ist absurd, Garret. Was sollte deine Ex-Frau hier in Maine, direkt vor unserer Tür.. oh, warte... denkst du Abby hat sie hergebeten? Heute Morgen oder gestern. Als sie telefoniert hatten?"
"Also.. nein. Laut Abby nicht," aber Abby hätte ihn natürlich auch anlügen können. Die Möglichkeit wollte Garret nicht ganz ausschließen. "Sie hat sie 'nur' angerufen. Ich frage mich aber, wieso niemand aussteigt. Ich meine.. der Wagen könnte ein Zufall sein. Maggie fährt den bestimmt nicht alleine. Soll ich schnell nachsehen gehen, während dich Dr. Torres im Auge behält? Um sicher zu gehen?"
Renee verzog kurz das Gesicht. Sie hatte eigentlich keine Lust mehr auf noch mehr Anglergeschichten, aber sie konnte Garret natürlich nicht verbieten nachzusehen, wenn er das wollte. Und so lange sie sowieso in der Angst lebten ungebetene Gäste zu bekommen, war das vielleicht gar kein so schlechter Plan. Oder halt doch.. wenn sie jemanden von ihnen hinauslocken wollten? Um ihn... "Garret.. wa...", aber da war Garret auch schon einfach auf die Veranda hinausgetreten. Wunderbar. Wieso fragte er sie dann überhaupt erst? Sie lächelte Dr. Torres kurz verlegen an, als dieser in seinem Wortschwall innehielt und sie beide irritiert ansah. "Machen Sie ruhig weiter, Dr. Torres. Mein 'Mann' kommt gleich wieder," und dabei verdrehte sie leicht die Augen. Dr. Torres sagte aber nichts mehr, sondern riß den Rezeptzettel ab und reichte ihn ihr.
"Ich hab ihnen alles aufgeschrieben. Das ist ein starkes Schmerzmittel für ihren Mann und eine Salbe die gegen seine Schwellungen hilft. Und die anderen Dinge sind für sie. Ein verträgliches mildes Schmerzmittel für die Schwangerschaft, die WUndheilsalbe und etwas, das ihnen helfen könnte, sich zu entspannen, rein Pflanzlich, versteht sich.
Nachdem sich Renee bei Dr. Torres für seine Mühe bedankt hatte und ihm mehrmals versichert hatte, dass sie und Garret ein Krankenhaus aufsuchen werden, war er bereit zu gehen. Vorher hatte sich Renee jedoch bestätigen lassen, dass Garrets langes Wegbleiben kein Grund zur Sorge war. Es irritierte sie zwar zu hören, dass Garret mit zwei Frauen auf dem Weg stand und sich unterhielt, aber das klang nicht gefährlich. Hoffte sie zumindest.
Doch Dr. Torres lenkte sie ab, als er sich verabschiedete und zur Tür ging. "Also, passen sie auf sich ab jetzt ein bisschen auf und ich hoffe, ich wünsche ihnen nicht um sonst noch einen schönen Tag."
Renee verkniff sich einen Kommentar, auch das Augenrollen, allerdings zuckte ihr Mund gefährlich. Sie war mehr als erleichtert, dass Dr. Torres endlich ging und wollte nicht noch einen Streit mit dem Mann anfangen. Darüber wo er sich seine blöden BEmerkungen hinstecken konnte. "Wir werden sehen," sagte sie statt dessen laut und nickte dem Mann mit einem gezwugenen Lächeln zu, als er schließlich ging. Sie wartete noch kurz, ehe sie sich mühsam mit ihrem neuen Verband, über den sie vor Wochen froh gewesen war, dass sie ihn endlich los gehabt hatte, aufstand und ihre Bluse zurecht zog. Mit mehr Schmerzen als ihr lieb war, ging sie zum Fenster, um selbst nachzusehen mit wem Garret sprach und war dann doch überrascht zu sehen, dass Garret mit seiner Ex-Frau recht behalten hatte. Und Abby! Gott sei Dank!
Abby lief gerade an Dr. Torres mit einem Nicken vorbei und trat auf die Veranda als sie Renee am Fenster stehen sah. Sie rang sich ein kleines Lächeln ab, dass Renee müde erwiderte und dann vom Fenster zurücktrat, um nicht von der Tür erschlagen zu werden, die Abby öffnete und eintrat. Renee war erleichtert, dass sie sich gerade eben noch 'angezogen' hatte. Mitleid brauchte sie nämlich keines.
Abby sagte erst einmal nichts und stand ein wenig unschlüssig da. Sie hatte trotz allem ein schlechtes Gewissen, weil sie die beiden alleine gelassen hatte, in ihrem Zustand und dazu noch Sorgen bereitet hatte. "Ehm... Dad sagte, ihr müsst in ein Krankenhaus? Und ihr braucht jemand der euch fährt? Also Mom wäre bereit das für euch schnell zu tun... ich... wollte dir nur bescheid geben," sagte sie schließlich weil ihr nichts bessers einfiel und Renee nicht reden wollte. Aber zumindest hatte sie zweimal genickt um jetzt überrascht auszusehen.
"Deine Mutter möchte was tun?"
"Euch fahren. Ich glaube es ist ihr ernst. Also wenn du willst... kommst du einfach ja?"
Renee atmete laut hörbar durch und zog nachdenklich die Unterlippe ein und sah zum fenster Richtung Wagen, auch wenn sie den von hier aus nicht sehen konnte, ehe sie ein bisschen verzweifelt über diese neue Situation zu Abby zurück sah. "Das kann ich unmöglich annehmen, dass weiß sie doch. Und du doch auch. Ich... ich kann David anrufen. Er hat dein Handy mitgenommen. Er kann mich fahren, ja? Wenn du und Garret mit Maggie fahren wollt, dann ist das okay, denke ich. Das gehört wohl dazu, wenn man... ein paar Dinge in Zukunft nicht mehr gemeinsam macht," und was redete sie da eigentlich gerade für einen Mist? Ging Abby das überhaupt etwas an? INteressierte sie das überhaupt? War es Garret überhaupt recht, wenn sie mit Abby darüber sprach? Oder hatte Abby nicht sogar ein Anrecht auf Aufrichtigkeit? "Darum.. sag ihr danke von mir und fahrt."
"Renee, dass ist doch völliger Unsinn. Da draußen wartet jeder auf dich und wir können fahren. Sofort. Und ich glaube Dad und du braucht das auch dringend. Das krankenhaus meine ich und Mom macht es nichts aus und... warte mal.. was hast du gesagt?", Abby sah Renee irritiert an. Hatte sie eben da angedeutet sie und Dad... "Dad und du... was ist denn passiert?" Na kein Wunder war er so muffig und verstimmt gewesen. Hoffentlich fiel er gerade nicht doch über Maggie her, jetzt wo sie als Wachhund weg war.
Renee lächelte ein trauriges Lächeln, als Abby ihr vesicherte, dass die Fahrt zum Krankenhaus kein Zwang war und sie dann wohl doch ganz gut verstanden hatte und leider nachhakte. "Nichts ist passiert. Schätze ich."
"Das versteh ich nicht... ich dachte... ihr zwei... oh," Abby ließ sich auf die Sofalehne sinken und seufzte laut durch. Die beiden hatten Schluß gemacht? Sie wollten doch heiraten? Okay, ihr Dad wollte heiraten... Renee nicht?
"Ja, oh," sagte Renee zynisch, sah dabei aber ganz traurig zum Fenster hinaus, wo Garret und Maggie noch miteinander redeten und wagte es nicht zurück zum Sessel zu laufen, um Abby nicht zu deutlich zu zeigen, wie dringend sie ein Krankenhaus brauchte. Garret konnte sich wieder ausheulen.. reden... schön. All die Dinge die er hier bei ihr nicht konnte. Oder nur gezwungen. Jedenfalls fühlte sich das immer danach an. "Was macht deine Mutter eigentlich hier?"
"Urlaub," sagte Abby automatisch, grinste dann aber ein bisschen. "Rein zufällig. Ursprünglich mit ihrem Ex gebucht und jetzt alleine hier. Ist verrückt nicht? Erst wir, dann dein Bruder, jetzt Mom... bin mal gespannt wen wir noch treffen... aber lenk jetzt nicht ab," sagte sie sanft mit einem Lächeln. "Wir sollten ... fahren. Mit dir. Keine Widerrede, keine Ausrede... du kannst ja mit mir hinten sitzen, wenn du nicht neben Dad sitzen willst. Dasa will ich nämlich auch nicht..."
Renee seufzte und rang mit sich. Die Entscheidung stand eigentlich fest... aber das was Abby am Ende noch gesagt hatte, konnte sie so nicht stehen lassen. "Ihr solltet reden. Du und Garret. Ich weiß er meidet dich und will nicht reden. Dann zwing ihn. Egal wo es hinführt, aber ihr müsst das klären. Ich... ich hab deinem Dad 'freigegeben' auf unbestimmte Zeit, um seine Probleme zu regeln. Ihr solltet die Zeit nutzen... und tu mir einen Gefallen.. so lange du ein paar verrückte Drogenkiller auf deinen Fersen hast.. tu so etwas dummes nie wieder, ja?"
Abby hatte mit sehr viel Widerstand gerechnet. Dass Renee aber gar nichts dazu sagte und auf einmal davon sprach, dass sie, Abby wohl der Grund für das Auseinandergehen war, stieß Abby unangenehm auf. Sie wollte nicht die Schuldige sein. Den Schuh hatte sie sich vor ein paar Jahren schon einmal angezogen und kämpfte jetzt mit den Altlasten aus dieser Zeit. Es überraschte sie aber, dass Renee offenbar gerade tatsächlich versuchte ihr klar zu machen, dass sie in Sorge um sie war und es begrüßen würde, wenn Abby keine Dummheiten mehr machen würde. Irgendwie fand Abby das gar nicht nervig. Nicht mehr. nicht nach heute. "Ich bemüh mich, okay?", sagte sie mit einem kleinen Grinsen und wurde dann wieder ernst. "Aber was auch immer hier passiert ist, ich will nicht schuld sein, nicht mal indirekt, okay? Sonst spricht Dad nie wieder mit mir." Sie stand von der Lehne wieder auf und ging zu Renees Handtasche, mit der sie zu Renee ging und sie ihr in die Hand drückte. "Also such dir bitte einen anderen Grund für eine Trennung, wäre das möglich?"
"Oh glaub mir, du bist nicht der Grund, Abby. Das wollte ich nicht damit sagen. Es gibt so viele andere Gründe... entschuldige, wenn das so geklungen hatte... dsa war... ungeschickt, nicht wahr? So wie heute Vormittag die Sache mit... mit deinem Bruder? Ich wusste nicht, dass du hinter uns warst, sonst hätte ich doch viel lieber gewartet. Heute ist wohl so vieles daneben gegangen...," fügte sie mit einem Seufzen hinzu und fühlte sich von Abby schon zur Tür gedrängt. "Aber ich sollte wirklich David anrufen," versuchte sie es deswegen noch einmal...
"Du rufst David lieber nicht an, weil meine Mom ihm sonst die Augen auskratzt. Nachdem sie Dad gesehen hat...," sagte Abby und drängte Renee weiter zur Tür, besser gesagt schob sie sie sanft in die Richtung. sie wusste ja nicht, wo es Renee überall weh tat. "Ist das wohl auch kein Wunder. Und was das andere angeht.. vergiss es einfach, ja? Es ist... schon okay. Es ist passiert und nicht mehr zu ändern. Und das du... das ihr einen Jungen bekommt ist ja nicht deine Schuld," sagte Abby großzügig und fühlte gleichzeitig, dass dem nicht so war. Es machte ihr mehr aus, als sie sich selbst eingestehen wollte. Aber sie wollte darüber jetzt nicht reden müssen oder gar näher darüber nachdenken müssen. Es gab andere Probleme, Sorgen... "Und vielleicht kannst du mir ja später erzählen, was mit Dad und dir passiert ist. Falls du reden möchtest und niemanden hast, außer mir, weil Dad sich wieder im Schlafzimmer versteckt oder erst gar nicht mehr mit fährt... man weiß ja nie..." Abby brach ab, als REnee in der Tür angekommen stehen blieb und sich zu Abby herumdrehte und sie kurz nachdenklich ansah.
"Weißt du manchmal könnte man glatt vergessen, dass du Drogen nimmst und dich gerne wie ein verzogenes Kind aufführst.. und das ist jetzt als Kompliment gemeint und keine Kritik," sagte Renee mit einem kleinen Lächeln und hätte Abby in dem Moment fast in den Arm genommen. Einfach weil sie zu schätzen wusste, was Abby gerade versuchte - aufzumuntern, da zu sein... all die Dinge, die sie von Garret erwartet hätte, aber der hatte sich ja lieber zu seiner Ex gerettet. Aber sie entschied sich dann doch dagegen aus Angst zu weit zu gehen. Noch hatten Abby und sie ihre Probleme, noch hatten sie nicht wirklich darüber geredet... und dann war da so etwas in Abbys Augen, das ihr so bekannt vorkam... "Und du solltest dafür sorgen, dass weder Garret noch Maggie dir direkt in die Augen schauen...", damit drehte sie sich wieder herum und versuchte die paar Schritte auf die Veranda mit Würde zu machen, wä hrend Abby gleich zweimal überrumpelt von Renees Worte stehen blieb und ihr nachsah. Ehe sie sich einen Ruck gab und ihr folgte.
"Ich weiß nicht so ganz was du meinst..."
"Oh, wirklich nicht? Ich bin erstaunt, dass es noch niemand aufgefallen ist. Schon vergessen? Als ich dich mit zu mir genommen hatte? Als du nichts besseres zu tun hattest, als mein Medizinschränkchen zu durchsuchen? Da hattest du denselben, entrückten Glanz in den Augen... woher hattest du die Tabletten?"
"Ehm...," ertappt spürte Abby wie sie rot anlief und fand es mehr als peinlich, dass es ausgerechnet Renee war, der etwas aufgefallen war. Gut, ihr Dad sah sie ja nicht einmal mehr an und ihre Mutter hatte auf die Straße und auf den Weg sehen müssen.... "Von einer netten Familie... mein Arm tat weh und ich hab.. die ganze Packungen genommen..."
"Bist du völlig übergeschnappt," sagte Renee ein wenig hart, aber auch gepresst, weil sie die Luft anhalten musste, um die Treppen nach unten zu nehmen. "Du wolltest damit doch aufhören? Und hast es schon fast geschafft gehabt? Und wenn Garret etwas merkt, bringt er dich eigenhändig um... na ja, zumindest wird er druchdrehen," und sie wollte sich nicht vorstellen, was er dann tun würde. So wie er drauf war?