"Ach so", sagte Maggie, schulterzuckend und sah weiterhin nachdenklich zu Garret, statt ebenfalls Anstalten zu machen, endlich einzusteigen. Sie war von Jordans Kurzauftritt noch etwas verwirrt und fragte sich schon die ganze Zeit, ob Jordan immer schon so gewesen war. Erst damals bei Renee, dann ließ sie Lily einfach bei ihnen sitzen. Jetzt das hier ... Irgendwie war ihr das zu hoch und sie kam nicht mehr ganz mit. "Na ja, sie hätte ja auch ... anrufen können, oder? Statt so zu rasen und fast ein paar Leute zu überfahren und Woody alleine zu lassen. Und was war da mit Annie und ihrem Freund? Sollten wir die nicht anrufen und ihnen sagen, dass Abby wieder da ist? Sie suchen doch nach ihr, oder?"
"Ja, das hätte sie können. Vielleicht kennt sie mich aber auch zu gut und weiß dass ich sie abgewimmelt hätte. Keine Ahnung. Wir reden später darüber. Also Jordan und ich. Dann weiß ich vielleicht mehr darüber. Und ja, die beiden sollten wir anrufen. Die suchen nach Abby am See und eigentlich ist Annie viel zu angeschlagen um so viel zu laufen. Ich mach das gleich vom Wagen aus," und damit stieg er wieder ein. Allerdings nicht ganz so schnell wie geplant. Aber er kam auf dem Sitz an und konnte sogar die Tür zuschlagen. "Alles klar bei euch dahinten?", fragte er dann, ohne sich im Sitz zu drehen. Das schaffte er dann doch nicht mit seinen Rippen. "Oder störe ich gerade bei etwas?"
"Nein, alles bestens," sagte Renee und warf Abby einen auffordernden Blick zu, den diese zu ignorieren versuchte. "Soll ich mal David anrufen? Die armen laufen sonst um den ganzen See, während wir hier mit Abby sitzen?"
Ja, daran hätte sie denken müssen, dachte Maggie und musste innerlich grinsen, als Garret gerade zugab, wie furchtbar er doch war und wie gut er lügen konnte. Und wie gut man ihn kennen musste, um zu erkennen, dass er log und man besser vorbeikam. Das klang logisch und Maggie gab sich mit der Erklärung zufrieden. Auch dass Garret versprach, Annie anzurufen gefiel ihr. Dass die Polizisten ja verletzt war, war ihr vollkommen entfallen, aber jetzt hatten sie erst recht einen Grund, die beiden zu informieren, damit sie ihre Suche abbrachen. Sie öffnete ebenfalls die Tür, als Garret einstieg und bekam noch mit, dass Renee anbot, ihren Bruder zu informieren. Sie drehte sich halb im Sitz um und grinste Renee an. "Können Sie Gedanken lesen oder haben wir so laut gesprochen?", fragte sie. "Dasselbe haben Garret und ich nämlich gerade auch beschlossen. Brauchen Sie ein Handy? Meins liegt ... irgendwo hier im Wagen rum."
Ehe Garret Renee versichern konnte, dass das eine gute Idee war, auf die sie eben auch schon gekommen waren, tat dies Maggie und Renee musste auf der RÜckbank ein wenig grinsen. "Nein, eigentlich nicht. Aber es erschien mir logisch... und danke, nein. Ich hab ja dank Abby meine Handtasche und das Handy.. oh... ich hab Abbys Nummer nicht im Speicher," korrigierte sich Renee im lauten Gedankengang und sah von ihrer Handtasche wieder auf. "Falls du Garret dein Handy nicht eingesteckt hast, bräuchte ich wohl doch ihres. Annie hat nämlich Abbys Handy mitgenommen. Alles schrecklich kompliziert bei uns," seufzte sie und ließ ihr Handy wieder in die Tasche plumsen.
"Oh an das Handy hab ich nicht gedacht. Das hätte ich mal tun sollen," sagte Garret mit einem Seufzen.
"Kompliziert und schrecklich scheint es gut zu treffen", meinte Maggie. Sie runzelte die Stirn und versuchte erst gar nicht, hinter die Logik zu kommen. Was für sie zählte, war, dass ihr Handy gebraucht wurde. Und das war ... "Ich glaube, ich hab mein Handy vorhin mal im Handschuhfach verschwinden lassen", meinte sie und lehnte sich etwas vor, um das Fach zu öffnen. Leider fielen erstmal ein paar Straf- und Werbezettel heraus, dann rettete sie ihre Sonnenbrille vor demselben Schicksal, zog ein Taschenbuch und den Umschlag mit den Reiseunterlagen - ach, da hatte sie die - hervor und fand schließlich ihr Handy. "Hab ich dich", murmelte sie und stopfte alles, bis auf den Umschlag wieder zurück, drückte die Klappe zu und hielt das Handy hoch. "Wer möchte?"
Garret seufzte leise, als Maggie ihm wegen des Kompliziertseins recht gab und nahm seine Knie dann ein wenig zur Seite, als sie anfing ihr Handschuhfach zu durchwühlen. In Punkto Ordnung war er da eigentlich von Maggie ganz anderes gewohnt, musste er feststellen, als sie einen Berg Papiere zu Tage förderte.
"Gib es bitte Renee, ich glaube... sie ist eher in der Stimmung mit Annie oder David zu reden," sagte Garret, als Maggie endlich das Handy gefunden hatte.
"Ja ist gut, ich mach das gerne," sagte sie ein wenig schärfer und mit einem bösen Blick in Garrets Rücken. "Lügen werde ich aber über deinen Zustand nicht," sie beugte sich dabei etwas nach vorne um MAggie das Handy abzunehmen. "Wenn Annie fragt. Und das sie fragt steht ja außer Frage."
"Ja, ist ja gut. Das verlange ich ja gar nicht von dir," sagte Garret leise und war sich sicher, dass Renee eher über ihren Zustand lügen wollte so aber gezwungen war, darüber zu reden. Anders konnte er sich ihren Ton nicht erklären. Aber sie konnte kaum von ihm verlangen am Ende noch mit David zu telefonieren, wenn er ranging.
"Gut," sagte Renee knapp und versuchte sich mit Maggies Handy anzufreunden. Es dauerte einen Moment ehe sie das Telefonbuch fand und Abbys Nummer darin. "Und so lange ich telefoniere... ich glaube Abby hat euch etwas zu sagen," sie hielt sich das Handy ans Ohr und sah Abby auffordernd an, die das Gesicht verzog. Gut, dann hasste sie sie jetzt aufs Neue... damit konnte Renee leben. Hauptsache sie bekamen das jetzt endlich über die Bühne und Abby war ehrlich zu ihren Eltern, bevor sie doch noch etwas bemerkten und sie erst richtigen Ärger alle miteinander bekamen.
Maggie reichte das Telefon nach hinten durch, als die beiden sich darauf 'einigten', dass Renee den Anruf erledigen sollte, wobei sie versuchte, sich keine Gedanken über die Argumente zu machen, die sowohl Garret, als auch Renee vorbrachten. Das ging sie nichts an und solange sie nicht genau wusste, was passiert war, würde sie dazu auch keine Meinung haben oder etwas sagen. Und eigentlich ging sie davon aus, dass Renee sich nur Abbys Nummer aus dem Speicher suchen und dann ihr eigenes Handy benutzen würde - wobei es ihr aber dann gleichzeitig merkwürdig vorkam, weil es doch viel einfacher gewesen wäre, wenn Abby Renee die Nummer diktiert hätte -, doch als sie im Rückspiegel sah, dass Renee wählte und sich dann das Handy ans Ohr hielt, drehte sie sich verwundert um und wollte Renee eigentlich warnen. Wenn Annie sah, dass von ihrem Handy aus angerufen wurde, würden sie bestimmt nicht rangehen, weil sie entweder davon ausgingen, dass das Gespräch für Abby und damit privat sein würde, oder sie würden Angst haben, ihr eklären zu müssen, warum sie Abbys Handy hatten. Und beides würde wohl dazu führen, dass Renee auf Abbys Mailbox landete und sie keinen Schritt weiter waren. Doch Renees Andeutung, dass Abby ihnen etwas mitzuteilen hätte und Abbys Blick, ließen Maggie ihre Warnung schnell vergessen und sie sah fragend zu ihrer Tochter. "Was hast du uns zu sagen?" Sie traute sich fast gar nicht zu fragen und hatte auch ziemliche Angst vor der Antwort, aber sie wusste auch, dass Abby nie freiwillig etwas sagen würde, ohne nicht noch extra aufgefordert zu werden.
Na Gott sei Dank hat REnee mit ihrem Zustand eine entshuldigung für den logischen Patzer *g*
13.54 Uhr, Abby
"Eh... also... eigentlich hab ich nicht wirklich... ich meine, ehm... fällt irgendetwas an mir auf," fragte sie vorsichtig, um etwas Zeit zu gewinnen, bevor sie mit der Wahrheit dank Renee herausrücken musste. Und falls niemand etwas bemerkte, dann war es ja auch gar nicht so schlimm, zu gestehen, dass sie drei vier Tabletten auf einmal genommen hatte.
Garret hatte versucht sich im Sitz etwas zu drehen, als Renee so geheimnisvoll wegen Abby tat, aber leider machten seine Rippen nicht mit und das Schmerzmittel auch nicht. Darum musste er es leider Maggie überlassen, sich nach Abby umzusehen und auch als sie ihre Frage stellte, konnte Garret nicht darauf reagieren, weil er eindeutig zu eingeschränkt war, um nachzusehen. Aber vorhin am Wagen... nein, da war ihm nichts aufgefallen. Er hatte sie aber auch nicht so genau betrachtet, weil er noch immer wegen ihres Gesprächs sauer und enttäuscht war. Darum schüttelte er auch nur kurz mit dem Kopf, um Maggie zu signalisieren, dass er keien Ahnung hatte von was Abby sprach.
Maggie seufzte frustriert auf und musste einen Moment warten, bis sie reagieren konnte. Sie musste erst ihren Frust runterschlucken und die leichte Wut, die sich in ihr schon wieder breit machte. Außerdem war da plötzlich wieder diese gehässige Stimme in ihrem Kopf, die ihr eine lange Nase machte und ihr sagte, dass sie gleich gewusst hatte, dass der Schritt vorwärts von vorhin gleich wieder drei Schritte rückwärts nach sich ziehen würde und dass sie viel zu naiv gewesen war, weil sie daran nicht gedacht hatte. Sie ließ Garret Zeit, zu reagieren und sah dann ernst zu Abby. "Du weißt, dass ich es hasse, wenn du Fragen mit Gegenfragen beantwortest", sagte sie ruhig, aber dennoch war ihre Stimme ziemlich kühl und distanziert. Der Grund lag dabei nicht mal unbedingt daran, dass sie auf Abby sauer war, sondern vielmehr, dass sie sich in ihr Schneckenhaus zurückzog und die emotionale Schutzmauer wieder aufbaute, um sich von dem, was auch immer kam, nicht schutzlos verletzen zu lassen. "Und wir haben hier keine Zeit für und keine Lust auf Spielchen. Also ... was ist los?"
"Ehm..," Renee nahm das Handy vom Ohr, als nur die Mailbox ranging. Im ersten Moment hielt sie das für ziemlich merkwürdig. Die beiden wussten doch, dass sie anrufen würden, falls etwas war und dann ging keiner ran? Sie wollte gerade Garret fragen, was sie tun sollte, als ihr die angespannte Stimmung im Wagen auffiel und zeitgleich der eigene Fehler. Das war nichts was man laut aussprechen sollte. Er war so schon peinlich genug und sie war froh, dass niemand im Moment auf sie konzentriert war, als sie ihr Hand doch aus der Handtasche zog und die Nummer aus Maggies Telefonbuch in ihr eigenes Übertrug, um die Nummer noch einmal anzuwählen.
--> Renee erneut Handy Annie (Abby) *g*
Abby seufzte, als die Stimmung im Wagen so schnell umschlug und ihre Mutter auch alles andere als geduldig klang. Und dazu auch noch.. ja, wieder distanziert. Ganz wie vorhin, als sie sie am Straßenrand aufgegabelt hatte. Hervorragend. REnee hatte es geschaft alles zu ruinieren, was in der letzten halben Stunde ganz zaghaft aufgeblüht war. Oder nein, halt, nicht Renee. Sie selbst. Sie hatte alles verbockt, weil sie getrieben von den ganzen Umständen des Tages einen Fehltritt gemacht hatte. Einer, der gleich ganz schön weh tun würde. Es war also nicht gerecht, wenn sie Renee die Schuld gab.
"Ich will doch gar keine Spielchen spielen, Mom. ich wollte nur sicher gehen dass, also das ihr seht, das alles in Ordnung ist und ich völlig normal bin. Weil, also, vorhin, als ich zur Straße gelaufen bin, hab ich mich von der Familie aus Hütte eins mitnehmen lassen und die Fahrt war ganz schön ungemütlich auf der Laderampe. Mir ist ständig was gegen den Arm gestoßen und alles hat weh getan. Ich hab mir dort erst einmal etwas gegen die Schmerzen geben lassen und... und na ja, das hätte ich wohl nicht tun sollen. Weil eine Tablette hat nicht gereicht. Aber es waren höchstens vier und wirklich gewirkt haben sie gar nicht und ich, ich hab auch nicht vor mehr zunehmen.... ach was soll's, ich hab Mist gebaut, ich weiß. Aber ich hatte wirklich Schmerzen und einfach die Chance ergriffen einen Fehler zu machen," seufzte Abby und sank zurück in das Polster, in Erwartung was gleich über sie hereinbrechen würde.
"Du hast was?", Garret hatte sich ruhig angehört, was Abby zu erzählen gehabt hatte und als sie sich langsam der Sache genähert hatte, und ihnen ganz direkt sagte, was passiert war, hatte er keinen Moment gebraucht um alle Kraft aufzubringen sich im Sitz zu drehen - es war ganz automatisch passiert und er klang auch ziemlich aufgebracht, wütend und enttäuscht, so dass er die protestierenden Rippen gar nicht wirklich spürte.
„Das ist jetzt ein Scherz, oder?“, fragte Maggie, nachdem sie Garret den Vortritt gelassen hatte, als erstes auf Abbys Geständnis zu reagieren. Sie war viel zu aufgebracht und enttäuscht, um vernünftig zu reagieren und am liebsten hätte sie Abby aus dem Wagen geschmissen. Sie war enttäuscht. Richtig enttäuscht und verletzt. Abby hatte sie die ganze Zeit lang hintergangen und so getan, als wäre nichts gewesen. Sie hatte nicht nur die dumme Idee gehabt, per Anhalter zu fahren, nein, sie hatte auch noch Tabletten geschluckt und mal wieder bewiesen, dass sie absolut unzuverlässig war und dass sie vorhin zu unrecht ihre Sorge abgemildert hatte, als sie Abby davon überzeugen wollte, dass sie nicht nur mitfahren musste, weil sie Angst hatten, Abby könnte sich über die Tabletten hermachen. Denn damit hatte sie wohl voll ins Schwarze getroffen und hätte die Sache gar nicht erst beschönigen oder für sich eine Entschuldigung finden müssen. Toll … Warum machte sie das Ganze hier noch mal?
Enttäuscht und traurig drehte Maggie sich wieder nach vorne, startete den Motor und schnallte sich an. Je schneller sie das hier hinter sich brachte, desto eher hatte sie ihre Ruhe und musste sich nicht damit auseinandersetzen oder ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie es nicht tat. Sie wendete den Wagen und fuhr vorsichtig – damit niemand der Anwesenden zu sehr durchgeschüttelt wurde und wegen Schmerzen auf Tabletten angewiesen war – den Weg zurück, den sie vorhin erst gekommen war.
"Nein, leider nicht, Mom," sagte Abby kleinlaut von ihrem Sitz aus und wich dem Blick ihres Vaters aus, der sich langsam wieder nach vorne drehte und dabei leise aufstöhnte. Abby verzog schmerzhaft das Gesicht dabei und ihr schlechtes Gewissen wuchs ins Unermessliche. "Ich... es war doch nur... also die ganze Situation hier... alles was passiert war und du wolltest nicht..."
"Oh bitte, hör auf Abby," fiel ihr Garret ins Wort und atmete ein paar mal durch. Zum einen wegen den Schmerzen, zum anderen um ruhig zu bleiben. Laut zu werden half wohl im Moment niemand. "Egal was du anführst, es ist kein Argument dafür dass du so dumm warst und wirklich getan hast, was du uns da gerade gebeichtet hast. Du bist..," er musste sich gewaltig auf die Zunge beißen um sie nicht doch in Grund und Boden zu stampfen, in dem er losbrüllte und sie beschimpfte. Sie war süchtig. Sie war verdammt noch einmal süchtig... und wenn er sich das immer wieder vorsagte, dann würde er es vielleicht schaffen ruhig zu bleiben. Und nicht zu enttäuscht von ihr sein. Sie hatte schließlich ihr bestes zwei Wochen lang versucht und das mit recht gutem Erfolg. Wer war er schon, sie anzuklagen? Wo er doch im Glashaus saß. "Wir wissen beide, dass du ... dass du gegen eine Sucht ankämpfst,"§ fuhr er dann doch erstaunlich ruhig fort. "Du brauchst uns keine Gründe aufzählen, wieso du schwach geworden bist. Erstens.. ich war selbst dabei, zweitens... ich weiß was passiert it und das es zu viel für dich war und drittens... wenn wir jemanden die Schuld dafür geben wollen, dann mir," immerhin hatte er wohl entscheidend dazu beigetragen in dem er Abby vorhin so von sich gestoßen hatte. "Hörst du Maggie?", Garret sah mit einem Stirnrunzeln zu Maggie, die auffallend schweigsam geworden war, und sich auffällig stark auf das Fahren an sich konzentrierte. Sicher, sie war enttäuscht, dsa war er auch. Aber es wäre falsch von Abby an sich enttäuscht zu sein. Wo sie sich wirklich bemühte....