Noch auf dem Weg nach oben zur Tür hatte Renee ihr Handy aus der Tasche gezogen und die Nummer zu Abbys Handy erneut an diesem Tag gewählt. Während sie dann kurz mit Annie sprach, war sie in der Hütte verschwunden, um gleich anschließend Andrew anzurufen. Es kostete sie etwas an Überredungskünste, um ein paar explizite Dinge zu erfahren, die sie mehr verwirrt zurückließen, als beruhigt. Sie hatte absolut keine Vorstellung davon, wie sie Garret und Abby die Sache erklären sollte.
Doch das würde erst einmal warten müssen. Garret und Abby hatten wichtigere Dinge zu besprechen oder auch nicht. Manchmal musste man nicht viele Worte machen, wenn sie die beiden da draußen auf der Treppe sitzen sah... wenigstens etwas schien zu funktionieren.
Renee legte ihr Handy ab und ging erst einmal ins Bad. Sie brauchte ein paar private Minuten um mit dem eigenen Mist klar zu kommen. Sie hatte immerhin nicht weniger Probleme als alle anderen auch. Und seit der erlösenden Nachricht durch den Arzt im Krankenhaus war schon wieder so vieles passiert, dass sie gar keine Zeit gehabt hatte, zu realisieren, wie nahe sie heute dran gewesen war, dass Kind zu verlieren und wie sehr ihr tatsächlich diese Vorstellung Angst machte.... da waren ihr Garret, Maggie und Abby im Moment ziemlich egal... sie konnte nur noch mit einem Zittern, das durch ihren Körper lief, auf dem Toilettendeckel platz nehmen und sich dazu zwingen tief durchzuatmen... bevor sie noch den Verstand verlor.
OOC: lol der Wald in Bones #11 sieht ganz nach dem Drehlot aus, an dem sie auch für CJ immer in den Wald gingen *gg*
17.25/28 Uhr, Renee
Renee saß noch immer auf dem Toilettendeckel und versuchte das Zittern in den Griff zu bekommen. Beruhigt hatte sie sich zwar inzwischen ein wenig, aber das änderte nichts an ihrem völlig erschöpften Zustand. Nur mit sehr viel Überwindungskraft konnte sich Renee am Waschbecken in die Höhe ziehen, um sich etwas kaltes Wasser über die Handgelenke laufen zu lassen, was zumindest half ein bisschen klarer denken zu können. Als sie dabei allerdings in den Spiegel blickte erschrak sie zu tiefst. Das sie fertig und am Ende war konnte sie fühlen, dass sie auch so aussah, hatte sie nicht gedacht. Mit einem seufzen griff Renee nach einem Handtuch und trocknete sich die nassen Hände ab, ehe sie das Handtuch einfach achtlos zu Boden fallen ließ, gegen ihre Gewohnheit und das Badezimmer wieder verließ. Vielleicht wäre es doch vertretbar, wenn sie ihre Tablettenreste in der Handtasche anbrach. In ihrem Zustand? Ganz automatisch hatte Renee bei dem Gedanken nach dem Tablettenblättchen gesucht, aber statt ihrem Verlangen nach zugeben ging sie damit zurück ins Badezimmer und brach jede einzelene aus dem Blättchen in die Toilette, um sie abzuspülen. Zum einen, um sie nicht elbst wieder aus dem Mülleimer zu holen und um sicher zu gehen, dass Abby sie nicht finden konnte. Danach fühlte sie sich überraschend besser. Nein, nicht besser. Stolz. Stolz auf sich selbst, weil sie doch besser war, willensstärker als Garret. Als Abby.
Weiß ich nicht mehr und hab auch nicht so drauf geachtet. Aber die drehen doch solche Szenen immer gerne in Griffith Park.
17.28 Uhr, Annie
Annie war ein wenig irritiert von David Erleichterung, die in seiner Stimme und auch in seinem Verhalten zu finden war, aber sie nahm einfach an, dass er Angst davor hatte, dass Garret etwas blödes sagen würde, oder dass er Angst um Renee hatte. Verstehen konnte sie beides, jedoch hoffte sie sehr, dass Renee ihm nicht gleich wieder einen Grund gab, wieder hinaus zu stürmen, um Garret die Meinung zu sagen - oder schlimmeres ... Was sie dann tun würde, wusste Annie nicht so genau, aber dass das Wochenende dann ganz im Eimer war und auch ihre Beziehung einen sehr tiefen Riss davontragen würde, war ihr klar. Und David hoffentlich auch.
Als die Hütte betraten, wo es noch genau so aussah wie vorhin, als sie aufgebrochen waren, war Renee nirgendwo zu entdecken und Annie sah irritiert zu David. Hatte Garret nicht gesagt, sie wäre hier?
"Renee?", rief sie laut genug, um in den hinteren Räumen verstanden zu werden, aber leise genug, um Renee nicht zu erschrecken oder zu wecken, falls sie sich gerade hingelegt hatte und eingeschlafen war. "Wir sind's. David und Annie."
Oh da war gerade ein Baum, der sah nach der Henkersfolge aus... und ein Stück nach der Calvin Folge. Hm, das ist ja merkwürdig. Ich hab den WMP aus, die Lautsprecher auf dem niedrigesten Punkt und auf einmal hör ich aus den Lautsprechen eine franz. weibliche Nachrichtensprecherin?? Wenn ich lauter drehe geht der Empfang weg....
17.28 Uhr, David, Renee
David folgte Annie stumm nach oben und betrat hinter ihr die Hütte, wo immer noch die Küchenanrichte Zeuge vom Frühstück war und Abbys mehr oder weniger weggeräumtes Bettlager deutlich zeigte, wem das Sofa gehörte. Aber von Renee war nichts zu sehen. Er wollte schon los gehen um im Schlafzimmer leise nachzusehen, aber da Annie gerade in dem Moment nach Renee rief, gab er den Plan gleich wieder auf.
Renee warf die leere Tablettenpackung gerade in den Mülleimer, als sie ihren Namen hörte und doch etwas zusammenzuckte. War das Annie? Waren die beiden etwa schon angekommen? Dann hatten sie vorhin gar nicht übertrieben, als sie meinten, gleich dazu zu sein. Irgendwie war Renee darüber erleichtert. Musste sie so doch nicht die nächsten Minuten alleine verbringen und ihren Gedanken nachhängen, die in keine gute Richtung drifteten. Bevor sie aber das Badezimmer verließ, sah sie noch einmal kurz in den Spiegel und übte schnell ein Lächeln. Als sie damit zufrieden war, ging sie aus dem Zimmer, am Schlafzimmer vorbei und begrüßte David und Annie mit dem aufgesetzten Lächeln.
"Entschuldigt, ich war gerade kurz im Badezimmer... aber.. hallo," fügte sie hinzu und konnte sogar ein wenig echter lächeln. "Seid ihr wirklich den ganzen Weg zurückgelaufen," fragte sie dann aber schnell, um von sich und ihrem Zustand gleich abzulenken, bevor einer der beiden eine BEmerkung machen konnte.
Irgendeine Werbung auf einer Webseite, die Du offen hast?
17.28 Uhr, Annie
"Nein, wir sind geflogen", antwortete Annie mehr aus einem Impuls und einer Art Hilflosigkeit heraus, weil Renees Anblick sie wirklich erschreckt hatte und sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Ganz offensichtlich wollte Renee ja nicht, dass sie etwas sagten oder dass es ihnen auffiel - sonst hätte sie kaum so schnell von sich abgelenkt. Aber andererseits ... das war doch nicht zu übersehen und zu dem 'Es ist alles in Ordnung' von eben am Telefon passte es auch nicht. Diese Frau gehörte in ein Bett oder sogar ins Krankenhaus, und es hätte Annie nicht gewundert, wenn Renee sich auf eigene Verantwortung dort entlassen und dem Arzt mit rechtlichen Schritten gedroht hatte. Annies kurzes Grinsen verschwand wieder und sie sah alarmiert zu David.
Dann würde es ja lauter werden und nicht verschwinden, wenn ich aufdrehe oder? Hm merkwürdig. Ist nicht das erste Mal.
17.28 Uhr, Renee, David
David verkniff sich dieses Mal einen Chicki-Kommentar a la fliegenden Seeungeheuer, weil ihn der Anblick seiner Schwester doch ziemlich mitnahm und er es alles andere als fair fand, dass sie so schnell ablenkte und das Gespräch in die richtung zwang, die sie gerne hätte. Aber nicht mit ihm...
"Solltest du nicht im Bett liegen," fragte er direkt und ging zur Spüle. "Oder etwas trinken, etwas essen? Irgendetwas, das dich stärkt? Du siehst aus, als ... furchtbar eben," war er ehrlich und suchte im Kühlschrank nach kaltem Wasser. Eine Flasche fand er sogar hinter zwei Six-Pack-Bier. Am liebsten hätte er die gleich rausgenommen und in den Müll befördert. Aber das ging ihn einfach nichts an und er wollte sich nicht schon wieder einmischen.
"Ich.. es geht mir gut. Den Umständen entsprechend," sagte Renee ein wenig von Davids Fürsorge genervt. "Aber wenn es dich beruhigt, setze ich mich und lass mich bedienen."
Annie war nicht böse darum, dass jemand auf ihren Kommentar reagierte. Sie hatte auch gar nicht damit gerechnet - und wenn dann eh nichts Gutes erwartet, weil sie selber wusste, dass es unangebracht war. Deswegen war sie froh, dass David die Sache gleich in die Hand nahm und dafür sorgte, dass Renee sich endlich hinsetzte, während er sich um etwas zu Essen kümmerte. Und da sie selber einen Platz zum Sitzen gerade gut vertragen konnte, ging sie zum Sofa und setzte sich, wobei sie Abbys Decke ein wenig beiseiteschob und die Zähne zusammenbiss, weil Long Island sich wieder meldete. "Was hat der Arzt denn gemerkt?", fragte sie Renee mit leicht besorgtem Unterton.
"Ja, das beruhigt mich," sagte David gelassen und kehrte mit zwei GLäser zurück, von denen er eines gefüllt Annie reichte und das zweite Renee in die Hand drückte. "Ihr beide gehört eigentlich ins Bett. Nein halt... alle gehört ihr ins Bett. Das schließt Annie und Abby mit ein. Am besten mache ich ein Krankenhaus über das Wochenende auf. Wobei.. Annie hat recht, was genau hat der Arzt gesagt?"
"Aber das hab ich euch doch schon am Handy gesagt," sagte Renee mit einem Seufzen, weil sie jetzt doch da waren wo sie nicht sein wollte.. bei ihrem Zustand und dem von Garret. "Mir geht es gut, dem Kind geht es gut. Meine alte Wunde sieht dahin gegen übel aus und ich muss mich darum kümmern, aber das war es schon. Und Garret.. ihr habt ihn ja gesehen. Kein Kieferbruch, keine gebrochene Rippen..."
Annie nahm das Glas mit einem leisen "Danke, David", entgegen und nippte gleich daran. Der Weg hatte sie doch müde gemacht und durstig. Schlafen konnte sie momentan ja nicht, aber das Wasser löschte wenigstens den Durst und beseitigte ein Übel. Sie lehnte sich etwas zurück und blickte zu Renee, als diese ziemlich genervt wirkte wegen der Fragen, und dann doch antwortete. Im Prinzip hatte sie ihr das eben am Telefon wirklich schon gesagt, aber es nur zu hören war doch etwas anderes, als die beiden jetzt zu sehen. Nach gut gehen sah das bei niemandem aus. Und dass Garret keine schlimmeren Verletzungen hatte, war nur ein kleiner Trost. "Habt ihr Medikamente bekommen?", fragte sie. "Salbe für die Wunden oder Schmerztabletten?"
"Sicher, ja," nickte Renee und hatte dabei David dann doch mit einem kleinen, dankbaren Lächeln das Glas abgenommen. Davon trinken tat sie allerdings nichts. "Wir haben alles was wir brauchen. Garrets Ex-Frau war so nett und hat uns auch noch gleich zur Apotheke gefahren."
David hatte für einen Moment geschwiegen und sich Renees Worte kurz durch den Kopf gehen gelassen, ehe er sich wieder dazu durchrang direkt zu sein. "Gut... das ist schön. Ich meine das ihr versorgt seid und wir wissen wie es euch medizinisch geht. Aber wie geht es euch wirklich?"
Renee verdrehte erneut die Augen bei Davids Hartnäckigkeit alles zu erfahren, was wichtig war und gab seufzend auf irgendetwas noch zu beschönigen. "Das sieht man doch, David. Muss ich da wirklich noch viel dazu sagen?"
Obwohl Annie mittlerweile ja durchaus wusste, dass Renee eigentlich nicht der kalte Gerichtsdrache war, erstaunte es sie immer noch, wie leichtes Spiel David mit seiner Schwester hatte und wie wenige Worte und Hartnäckigkeit es doch kostete, um sie zu knacken, sodass sie endlich zugab, dass es ihr nicht gut ging. "Habt ihr denn ein wenig reden können?", fragte sie. "Du und Garret? Oder hast du ihm wieder die Zeit für Abby gebenen, statt selber darauf zu bestehen, dass ihr das klärt, was euch davon abhält, okay zu sein?"
Ja, sieht man, dachte David verkniff sich aber den entsprechenden Kommentar dazu. Er war ja schon froh, dass er Renee zu Antworten bewegen konnte, da wollte er sich nicht verärgern und zum Verstummen bringen. Zudem war Annie auch schon dabei neue, ebenso wichtige Fragen zu stellen, die ihm selbst durch den Kopf gegangen waren. Während er aber eher damit rechnete, dass Renee darauf nichts zu sagen hatte, ging er zurück zur Küchenzeile um sich ein Bier von Garret zu holen. Besser er trank es, als Garret...
Renee hatte bei Annies Frage erst genickt. Denn ja, ein bisschen hatten sie ja geredet. Nicht gerade erfolgreich, aber sie wussten jetzt beide woran sie waren. Als sie dann aber etwas ansprach, was sie geschickt verdrängt hatte, verzog sie verräterisch leicht das Gesicht und sagte darauf erst einmal nichts. Ehe dann doch ein leiser Seufzer über ihre Lippen kam und sie Annie mit einem traurigen Lächeln ansah.
"Was für eine Wahl hab ich denn? Die beiden brauchen die Zeit dringender, bevor alles noch in einer ... in einer Katastrophe endet. Abby wollte doch tatsächlich vorhin per Anhalter von hier abhauen und unterwegs hat sie sich bei jemanden Tabletten erschwindelt. Wie viel sie genommen hat, hat sie nicht gesagt, aber es hat gereicht, dass mir etwas aufgefallen ist. Und die Rückfahrt vom Krankenhaus war die reinste Hölle. Es haben ein paar gut gemeinte Worte gereicht und schon war irgendwie.. ach ich weiß auch nicht,w as das war. Aber Abby braucht jetzt Garret mehr als ich."
"Man hat immer eine Wahl, Renee", sagte Annie leise, auch wenn das, was Renee erzählte, ziemlich schockierend klang und Annie sich ärgerte, dass sie vorhin einfach nicht auf Abby geachtet hatte. Vielleicht hätten sie dann das alles hier verhindern können. Gut, dann würden die beiden da draußen vielleicht immer noch nicht reden, aber zumindest hätte Renee bessere Chance gehabt und müsste sich nicht zurückziehen. Annie seufzte leise und verzog das Gesicht. "Du brauchst Garret doch genau so", sagte sie. "Ihr beide braucht ihn. Lass dich nicht immer verdrängen."
"Hmm..," machte Renee nachdenklich und sah Annie nicht unbedingt glücklicher an. "Ich weiß. Und sicher... man hat immer eine Wahl. Meine Wahl bestand darin, auf Garret zu verzichten, damit er sich um eine Abby kümmern kann, die Gefahr läuft dank ihrer Eltern und ihrer eigenen Dummheit wieder rückfällig zu werden, oder aber auf Garret zu bestehen und dann damit leben zu müssen, dass Abby wieder weggelaufen wäre oder etwas anderes Dummes gemacht hätte. Also hab ich mich wohl für das kleinere Übel entschieden," fügte Renee mit einem leisen Seufzen hinzu. "Und verdrängt fühle ich mich schon eine ganze Weile. Da kommt es auf eine Stunde mehr auch nicht an. Letztendlich muss ich damit klar kommen, dass Garret in nächster Zeit sowieso keine... ROlle spielen kann und darf und ich mit allem alleine klar kommen muss."
"Ja, aber ..." Annie hätte Renee fast unterbrochen, beschloss dann aber doch, sie ausreden zu lassen. Im Grunde hatte sie ja gar nicht das Recht, ihr vorzuschreiben, was sie tun sollte, aber sie hatte auch Angst, dass David Renees Selbstaufopferung nur wieder zum Anlass nehmen würde, nach draußen zu eilen und Garret zur Rede zu stellen. Verstanden hätte Annie das ja mit dem Wissen, das sie jetzt hatte, schon. Aber trotzdem ... Renee tat das alles eher freiwillig. Oder war Resignation? Annie wusste es nicht, wollte aber auch kein Urteil abgeben und schwieg deswegen, bis Renee zuende gesprochen hatte. "Ich hoffe, Garret weiß das alles so", meinte sie. "Dass er ... keine Rolle mehr spielen soll, meine ich."