"Feigling", flüsterte Annie David noch grinsend zu, bevor sie nahe genug an den anderen angekommen waren, um diese Art von Gespräch beenden zu müssen. "He, Jordan", sagte sie. "Hi, Woody. Was macht ihr denn hier?"
"Dasselbe können wir wohl auch fragen", sagte Woody und stand wieder auf, als Annie durch ihre Frage gleich ziemlich deutlich machte, dass sie nicht gewusst hatte, dass er und Jordan hier waren. Dann konnten sie schon mal nicht schlechte Nachrichten überbringen wollen. Das war gut. Sehr gut. Allerdings fragte Woody sich wirklich, was die beiden dann ausgerechnet hier machten.
"Gar nicht," raunte David hinter Annie und grinste dann einfach nur, auch wenn das sicher auf Jordan udn Woody ein bisschen dämlich wirken musste.
"Ja, eh.. hab ich doch schon gefragt," sagte Jordan und legte ihre Zange zu den restlichen von Woody gerichteten Grillsachen. "Also wir machen hier Urlaub. Ihr wisst doch noch, Woodys Geburstagsgeschenk von mir." Und waren die beiden jetzt tatsächlich so überrascht sie hier zu sehen oder taten sie erst einmal nur so, bevor sie mit ihren schlechten Neuigkeiten herausrückten.
"Oh.. richtig," tat David völlig überrascht und versuchte mal nicht zu sehr auf Woody einzugehen, der ein bisschen.. abweisend klang. "Das Geschenk. Na ja, wir machen so etwas ähnliches. Urlaub. Ein Geschenk für Annie."
"Urlaub?", Jordan kniff die Augen zusammen und betrachtete sich ein paar Kratzer und Schrammen in Annies Gesicht genauer und David hatte da am Kinn auch eine kleine, blaue Beule hängen. "Ich weiß ja nicht.. ihr seht eher aus, als hättet ihr ein bisschen mehr nötig als nur Urlaub."
"Oh, und was zum Beispiel?", fragte Annie unschuldig. Sie hatte Jordans prüfendem Blick standgehalten und wusste genau, worauf sie anspielte, aber sie musste es Jordan ja nicht zu leicht machen. "Wir sind hier, um uns ein paar Tage zu erholen", erklärte sie. "Ihr wisst schon ... vom Stress in Boston und so. Genau wie ihr. Aber irgendwie scheint Boston ja doch auch hier zu sein. Mit euch hier, meine ich." Und mit denen in Hütte 5, aber das konnte sie gerade noch herunterschlucken.
"Einen Arzt zum Beispiel", meinte Woody vorsichtig, dem wie Jordan nicht entgangen war, dass die beiden ziemlich lädiert aussehen. "Habt ihr mit einem Bären gekämpft oder was? Jordan meint, es gäbe hier nur hustende Kaninchen, aber keine Bären. Aber wenn ihr einen getroffen habt, dann ... dann hätte sie unrecht, oder?" Er sah ohne ein Lächeln von Annie zu David und wieder zurück. So ganz traute er der Sache noch nicht. Annie hatte ihn schon einmal reingelegt - damals bei ihrer ersten Begegnung - und er wollte dieses Mal vorsichtig sein, statt sich wieder in Sicherheit wiegen zu lassen.
"Ja genau, einen Arzt," stimmte JOrdan Woody zu und musste dann aber wegen ihren hustenden Kaninchen grinsen. "Ist dir dein Pflaster... also du hast es verloren," sie deutete auf ihre Stirn.
"Also eigentlich ist uns nichts schlimmes passiert," sagte David und das entpsrach ja noch der Wahrheit. Wohl war ihm aber bei der ganzen Lüge absolut nicht. "Annie wäre fast einen Hang auf dem Weg zum See heruntergekullert und ich hab sie in letzter Sekunde gerade noch gerettet. Ihr wißt schon diese typische Touri-Unfälle 'kuck mak wie schön die Aussicht ist und wenn man ein bisschen da vorne weiter geht, dann sieht man mehr' und schon ist man abgerutscht..."
Annie nickte nur zustimmend, als David ihre kleine Notlüge zum Besten gab, und drückte dankbar seine Hand. So misstrauisch wie die beiden jetzt schon waren, wäre es sicher noch schlimmer geworden, wenn sie von Garret und Co. erzählt hätten. "Zu allem Überfluss bin ich noch im Unterholz stecken geblieben, hab mich in Dornen verfangen und mit einer Spinne gekämpft", fügte sie hinzu. "David hat mich gerettet. Bei Spinnen bekomme ich immer Panik, wisst ihr."
"Ja, das weiß ich", sagte Woody und musste dann doch leicht grinsen, weil ihm einfiel, wie er einmal zu Annie ins Büro gekommen war und sie auf einem Stuhl stand und den Boden beobachtete, wo eine kleine Babyspinne munter herumkrabbelte, die Woody dann retten durfte. Aber sein Grinsen war nur schwach und er blieb weiterhin vorsichtig und misstrauisch. "Habt ihr hier auch eine Hütte?", fragte er. "Hier in der Anlage."
Jordan sagte erst einmal nichts mehr. Sie musterte dafür lieber Annie und David mit dem geübten Auge eines Pathologen. Annie nahm sie ja gerade noch ab, dass sie sich zwischen den Zweigen verfangen hatte. Die Kratzer sprachen dafür und wahrscheinlich war auch ihr Pflaster an einem der Äste hängen geblieben. Aber David.. nein das an seinem Kinn sah ganz und gar nicht nach Rettung aus, sondern eher nach einer Prügelei. Entsprechen mißtrauisch geworden verengten sich Jordans Augen ein klein wenig, aber sagen tat sie noch immer nichts dazu.
"Oh ja, weiter vorne," sagte David, nachdem er ein wenig irritiert Jordans Blick aufgefangen hatte und dann lieber eilig zu Woody blickte um seine Frage zu beantworten. "Hütte 4. WIr wollten uns den See ansehen. Aber irgendwie haben wir uns mit der Entfernung völlig verschätzt."
"Wieso... setzt ihr euch nicht einfach oder du dich, David und Annie benutzt schnell unser Badezimmer, um sich ein bisschen frisch zu machen? Du siehst nämlich schrecklich aus, wenn ich ehrlich sein darf."
Woody nahm den beiden die Geschichte ebenso wenig ab, wie Jordan, aber wie sie schwieg er auch lieber und nickte nur, als Jordan eben ganz Jordan war und Annie offen ins Gesicht sagte, dass sie schlimm aussah. Sie hatte ja Recht. Vorgestern hatte Annie schon schlimm ausgesehen, aber heute ... das war noch ein ganzes Stück schlimmer. Und humpeln tat sie auch. Er fragte sich wirklich wie sie es bis hierher geschafft hatte.
"Ja, das wäre ... ähm ... nett, wenn das ginge", sagte Annie etwas unschlüssig. Sie hätte das Bad zwar gerne benutzt und fand das Angebot nett, aber sie wollte David nicht alleine lassen. Nicht mit den beiden und schon gar nicht mit Jordan. Dann da war wieder dieses Gefühl, dass Jordan etwas gegen David hatte und dass sie ihnen kein Wort geglaubt hatte. Sobald sie im Bad war, würde Jordan garantiert über David herfallen und das wollte Annie nicht. Sie fühlte sich eh schon schlecht, dass David ihr zuliebe hatte lügen müssen. "Möchtest du ... würdest du mitkommen?", fragte sie deswegen Jordan nach kurzem Zögern. Damit ließ sie David zwar immer noch alleine, aber nur mit Woody, und das würde sicher gut gehen. "Ich würde ungern alleine in euer Reich eindringen und auch eigentlich keine Umstände machen", fügte sie mit einem kleinen Grinsen hinzu.
"Also mich stört es nicht," sagte David, als er Annies Zögern spürte und sah fragend zu Woody, während Jordan abwägte, ob sie mehr Chancen hatte etwas herauszufinden, wenn sie sich aufteilten und sie Woody das Ausfragen von David überließ und sie sich dafür um Annie kümmerte.
"Okay, ich komme mit und zeig dir das Bad. Und da kann ich mich auch gleich um deine Stirn kümmern. Da muss ein Pflaster drauf. Unbedingt. Aber du brauchst dir keien Sorgen zu machen, was unser Reich angeht.. es ist aufgeräumt. Ich hab dafür ja Woody dabei," sie grinste ihn frech an und zeigte kurz zum Grill. "Und ihr Jungs passt mir auf mein Fleisch auf, sonst haben Woody und ich heute ein Problem mit dem Essen."
"Wird gemacht, Chef", sagte Woody grinsend sah dann zu David. "Setzt dich doch. Oder möchtest du für Jordan die Grillzange übernehmen? Sie ist nämlich heute mit 'Kochen' dran und ich habe frei." Wenn Jordan schon herausstellen musste, dass er die Hütte sauber hielt, dann konnte er auch ruhig betonen, dass Jordan sich um die Verpflegung kümmerte.
"Gut, dann ... danke", sagte Annie zögernd, auch wenn David ihr gesagt hatte, dass sie ruhig gehen konnte. Wohl fühlte sie sich deswegen immer noch nicht und es ging ihr auch gegen den Strich, dass sie Jordan jetzt noch Umstände machte und sich von ihr verarzten ließ. Aber dann musste sie daran denken, was sie vorhin erst Renee vorgeworfen hatte, und jeder Widerstand war gebrochen. Jordan war ihre Freundin. Und wenn sie anbot zu helfen, dann sollte sie das auch annehmen. Aber schlecht fühlte sie sich deswegen trotzdem noch. "Ich glaube, so schlimm wie es aussieht, ist es gar nicht", sagte sie, während sie neben Jordan herging. "Nur ein bisschen Dreck und ein paar Kratzer wegen der Dornen."
"Na du hast ja ein schönes Leben," sagte David bewundernd, grinste dann aber ein wenig. "Ich kann das gerne übernehmen. Kein Problem. Genieß deinen freien Tag," David trat an den Grill, nickte Annie kurz zu, damit sie ihm auch wirklich glaubte, dass es okay war.
"Ja trotzdem. Die Wunde ist frisch. Du gehörst eigentlich ins Bett und nicht nach Maine, auf eine Wanderung? Was hat sich dein David da nur dabei gedacht," fragte Jordan nicht ganz frei von Zweifel, als sie voraus in den Wohnraum trat.
Oh, David hat sich eben vertan: Hütte 3 ist die richtige - 4 ist die von Mr. X
]12.48 Uhr, Woody
"He, so war das auch nicht gemeint", sagte Woody überrascht, als David seinen Spaß für Ernst nahm und wirklich an den Grill tat. Er beeilte sich, ihm zu folgen und übernahm es dann selber, das Fleisch zu wenden. "Du bist hier Gast. Du musst nicht arbeiten. Wobei das ja keine wirkliche Arbeit ist. Aber das darf ich Jordan nicht sagen, sonst ist sie beleidigt. Sie denkt, dass sie sich hier gerade einen Freifahrtschein für die nächsten Jahre verdient und nicht mehr kochen muss. Möchtest du ein BIer? Oder was anderes? Wir haben auch Wasser, Saft, Cola ... Kaffee, aber den musst du dir dann drinnen holen gehen. Bedien dich ruhig."
"Oh.. nein... sag das nicht zu laut. Annie hat ein ganz schlechtes Gewissen, dass wir euch entdeckt haben und in eure Privatsphäre eingedrungen sind. Aber du hast ja Annie gesehen.. sie sieht furchtbar aus und brauchte dringend eine Pause.. sonst wären wir einfach weitergelaufen... also.. kein Gast. Nur Freunde die mal schnell hallo sagen. Aber gegen ein Bier hätte ich nichts einzuwenden."
Macht ja nichts Ist mir auch nur aufgefallen, als ich eben für Maggie nachschauen musste, welche Hütte ihre ist
12.50 Uhr, Woody
"Ach, das ist doch kein Problem", winkte Woody ab und reichte David eine Flasche Bier vom Tisch. "Ihr stört nicht. Wir wollten eh nur schnell essen und waren dann etwas verwundert, dass ihr auch einmal da ward. Ich meine, wir sind hier in Maine und wie groß ist da die Chance, auf andere Bostoner zu stoßen, die man auch noch kennt? Nicht besonders groß, oder? Und was ist denn passiert? Annie sieht wirklich aus wie ... ja, noch schlimmer als Donnerstagabend, als wir kurz bei euch waren."
David griff nach dem Bier und wich dann schließlich ganz vom Grill, als klar war, dass Woody ihn wirklich nicht 'arbeiten' lassen wollte. Dabei hätte er es gern getan, schließlich stand er auf ein gutes BBQ und am Grill stehen gehörte da mit zu den Dingen, die er daran liebte. Er lachte gequält, als Woody von der Wahrscheinlichkeit sprach... und seine Gedanken zu Garret und Renee wanderten... wenn Woody wusste, doch er nickte tapfer dazu und zuckte am Ende mit den Schultern. "Hab ich doch schon gesagt.. sie hat nicht aufgepasst, ist ausgerutscht und wäre fast den ganzen Weg zum See 'abgestiegen'. Ich hab sie gerade noch erwischt."
Ja, ansonsten hätte ich ja im Archiv gesehen, wo wer gepostet hat
12.50 Uhr, Woody
"Oh, da wäre ich gerne dabei gewesen", meinte Woody grinsend. Er legte die Grillzange beiseite und nahm sich ebenfalls ein Bier, bevor er sich neben David setzte und ihm zuprostete. "Annie ist manchmal ein richtiger Tollpatsch. Sie wäre besser Komikerin geworden oder ... ja, irgend sowas. Wenn es irgendwo etwas gibt, wo man drauf ausrutschen, was man fallen lassen oder falsches sagen kann, dann ist Annie gleich zur Stelle. Wie gut nur, dass du auch da warst. Sonst wäre sie womöglich noch in den See geplumpst und hätte ein paar Fische erschlagen." Es war zwar gemein, sich so über eine Freundin lustig zu machen und Woody war sich nicht sicher, ob es David gefiel, dass er es tat, aber er war so erleichtert darüber, dass die beiden keine schlechten Nachrichten brachten und wirklich nur Urlaub machten, dass er sich diese Frechheit einfach mal erlaubte.