David wusste beim besten Willen nicht, wie er Annie unterstützen sollte. Er hätte ja gerne etwas gesagt, irgendetwa, das die Situation entschärft hätte, aber da gab es nichts. Außer noch mehr Wahrheiten, die Woody und Jordan nicht gefallen würden.
"Sie sind unsere Nachbarn?", Jordan wusste nicht ob sie deswegen schockiert oder überrascht sein sollte. Schließlich waren sie seit gestern Abend hier und Garret dann wohl auch und sie waren sich noch nicht über den Weg gelaufen. Halt doch.. heute Morgen beim Bagles holen. Da hatte sie noch gedacht Abby gesehen zu haben... wenn sie das geahnt hätte... dann wäre sie ihr nachgelaufen und hätte Hallo gesagt und schon viel eher von ihrer Anwesenheit erfahren. "Wow...," Jordan sah kurz zu Woody, der nicht so glücklich wirkte. Sie verstand nicht wieso er so düster auf seinen Teller starrte. War doch kein Beinbruch? Dann waren sie eben Nachbarn.... hieß ja nicht, dass sie sich gleich zum Tee einladen musste, damit sie, Jordan, nachsehen konnte, ob mit Garret alles in Ordnung war, wenn er Abby einfach so 'verlor'. Aber vielleicht auf ein Bier... und vielleicht waren das genau die Gedanken, vor denen Woody Angst hatte? "Ich meine... uhm... also nein... so lange wie wir hier draußen wren ist niemand unten am Weg vorbeigekommen. Kommt darauf an wie lange ihr sie schon sucht... aber... sie ist einfach so wegegangen? Wegen ein bisschen Enge?," so ganz konnte Jordan das nicht glauben. Schließlich war doch Abbys Leben in Gefahr und da ging sie doch nicht einfach so weg?
Annie nickte nur, als Jordan wiederholte, was sie gerade selber gesagt hatte, und war ein bisschen erleichtert, dass Jordan sich so verhielt und nur daauf reagierte, was sie erfuhr und nicht darauf, warum und wann sie es erfuhr. Damit hatte Annie nicht gerechnet und es beruhigte sie ein wenig. Gleichzeitig hatte sie aber immer noch Angst davor, dass ihre schlimmsten Befürchtungen noch wahr werden würden und das Donnerwetter gleich losging. Aber da mussten sie jetzt wohl durch. Und lieber jetzt als später.
"Ich glaube nicht, dass es nur an der Enge lag", sagte Annie. "Das war sicher einer der Gründe, aber ... ich glaube, vieles lag auch einfach daran, dass Renee dabei war, dass Garret wieder überall gleichzeitig versuchte, Feuerwehr zu spielen und keins seiner Probleme wirklich richtig anpacken konnte. Und dann haben wir mit unserem Auftauchen gleich noch mehr Unruhe gebracht, weswegen wir ... auch erst nichts sagen wollten, weil wir ... weil ich Angst hatte, dass du Jordan gleich zu Garret laufen möchtest, um ihn zu sprechen und ihm zu helfen. Das wäre nur verständlich und logisch, aber in dem Fall würde es nur noch mehr kaputt machen. Weißt du, er und Abby hatten gerade ein wichtiges Gespräch, bei dem wir sie unterbrochen haben. Ich weiß nicht genau, was Abby gesagt hat, aber das, was sie schon gesagt hatte, kam ohne das, was sie noch sagen wollte, völlig falsch rüber und Garret ist seitdem beleidigt und weigert sich, mit Abby auch nur ein Wort zu wechseln. Das hat sie ziemlich mitgenommen. Na ja, und Renee ging es auch nicht mehr so gut. Ihr wisst schon ... die Schwangerschaft und die ganze Aufregung dabei. Garret saß da wieder in einem einzigen großen Scherbenhaufen und er wusste nicht, welche Vase er zuerst flicken sollte. Und helfen lassen wollte der alte Sturkopf sich natürlich auch nicht." Annie seufzte und schwieg einen Moment, während sie über das nachdachte, was sie gerade gesagt hatte. Im Prinzip war alles drin, bis auf die genaue Erklärung, wie sie und David gestört hatten, aber die wollte sie Jordan nicht geben.
"Vorhin, als wir gegangen sind, machte es aber den Eindruck, als wären zumindest Garret und Renee auf dem Weg aus dem dunklen Tunnel hinaus", fuhr sie fort. "Deswegen wollten wir nicht weiter stören und haben uns angeboten, nach Abby zu suchen. Und das war auch der Grund, warum wir ... ich beschlossen hatte, euch erstmal nichts zu sagen. Ich kenne dich, Jordan, und ich weiß auch, dass du es nur gut meinst mit Garret. Und wahrscheinlich denkst du nun auch - zurecht -, dass ich keine Ahnung habe, was Garret braucht und was nicht, weil du seine bessere Freundin bist und ich nur ... ich ihn nur so kurz kenne. Aber ich möchte dich bitten, mir da einfach zu vertrauen und die beiden noch ein bisschen in Ruhe zu lassen. Wenn ihr wollt, können wir ihnen ja erzählen, dass ihr auch hier seid und dann können sie selber entscheiden, wann sie so weit sind, euch zu treffen? Wäre das ... eine Idee?" Annie sah unsicher zu Jordan und senkte dann den Blick, wobei sie mit ihrer Hand nach David tastete und unter dem Tisch seinen Oberschenkel knapp über dem Knie erwischte. Eigentlich eine gefährliche Geste, aber in diesem Momemt brauchte sie einfach nur seine Nähe ...
Ja ich weiß gerade nicht so, wie Jordan reagieren soll *sigh*
13.20 Uhr, Jordan, David
Jordan saß ruhig auf ihrem Platz und hörte Annie zu. Innerlich war sie jedoch alles andere als ruhig. Sie fand Annies Schilderung, Erzählung, Erklärung für sehr, sehr verstörend und alles in ihr schrie danach direkt zu Garret zu gehen, um nachzusehen, ob wirlkich alles so 'in Ordnung' war, wie Annie gerade versuchte die Sache dazustellen, bevor sie sie bat, nicht zu Garret zu stürmen.... gerade deswegen wäre sie am liebsten gegangen. Aber dann hätte er wohl bemerkt, dass sie hier war und nicht zu Hause im Institut und dann würde Woody herausfinden, dass sie ihn angeschwindelt hatte, was das freie Wochenende anging und oh je.. nein das konnte sie nicht riskieren... aber wenn Garret doch HIlfe brauchte?
Annie nickte nur, als Jordan wiederholte, was sie gerade selber gesagt hatte, und war ein bisschen erleichtert, dass Jordan sich so verhielt und nur daauf reagierte, was sie erfuhr und nicht darauf, warum und wann sie es erfuhr. Damit hatte Annie nicht gerechnet und es beruhigte sie ein wenig. Gleichzeitig hatte sie aber immer noch Angst davor, dass ihre schlimmsten Befürchtungen noch wahr werden würden und das Donnerwetter gleich losging. Aber da mussten sie jetzt wohl durch. Und lieber jetzt als später.
"Ich weiß nicht, ob das eine Idee wäre," sie sah kurz fragend zu Woody, erhoffte sich ein bisschen Hilfe, war sich aber sicher, dass sie diese bei dem Thema nicht bekam. "Ich weiß nicht einmal ob wir Garret sehen wollen. Nach seinem letzten Hammer von gestern bin ich ein bisschen... sauer auf ihn," sie sah wieder kurz zu Woody. Sie hatten gestern nicht darüber geredet, wie ihr GEspräch mit Garret noch verlaufen war, aber wahrscheinlich konnte er erahnen, dass es alles andere als erfreulich gewesen war. "Und ... ich weiß nicht woher das mit der besseren Freundin jetzt herkommt, Annie, aber wenn du den Party-Abend meinst.. vergiß das bitte ganz schnell wieder ja? Ich, ich will nicht darüber streiten, wer Garret besser kenn oder nicht. Denn im MOment habe ich das GEfühl ihn nicht mehr zu kennen. Und will nur meine Ruhe und dabei zusehen, wie er in sein Unglück rennt, weil er das nämlich scheinbar so möchte... es ist.. also für mich ist es im Moment völlig okay, dass ihr die Sache erst einmal für euch behalten habt. Wirklich. Aber das mit Abby tut mir leid. Wenn ihr wollt, können wir euch helfen, sie zu suchen? Oder nicht, Woody?"
David rutschte während Annie erzählte ein paar Mal hin und her und rechnete fest damit, dass sie auch von seinem Überfall auf Garret erzählte, aber als sie es nicht, war er sich nicht sicher, ob er erleichtert sein sollte. So stand diese unangenehme Sache noch immer aus und so ruhig wie Jordan gerade reagierte, würde sie garantiert nicht mehr auf ihn reagieren... deswegen griff er ganz automatisch nach Annies Hand und drückte sie fest. Um ihr den Halt zu geben, den sie gerade suchte, aber auch um selbst ein bisschen Kraft zu finden, falls er gezwungen war gleich die ganze Wahrheit zu erzählen.
Woody hatte innerlich abgeschaltet und gar nicht so genau zugehört, was Annie da alles über Garret sagte; nicht, weil es ihn nicht interessierte, sondern einfach weil er sich mit dem Thema nicht beschäftigen wollte. Das war wie das Thema "Cal" oder das Thema "David" im Moment ein rotes Tuch zwischen ihm und Jordan und die Situation war schon angespannt genug. Jordan und er mussten sich auf ihre Beziehung konzentrieren und nicht auf die von anderen. Aber wie er schon erwartet hatte, was es Jordan wohl lieber, sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen, als mit den eigenen, weil das sicherer war, weil sie dabei nichts von sich preisgeben musste, weil sie ihm gegenüber dann nicht ehrlich sein musste, was ihre eigenen Gefühle anging. Aber er war deswegen nicht enttäuscht oder überrascht, dass sie sich jetzt um Abby kümmern wollte. Wenn er ehrlich war, war er eher überrascht gewesen, dass sie seit gestern nicht mehr über Garret hatte reden wollen. Deswegen zuckte er nur mit den Schultern. "Sicher", sagte er. "Wir wollten ja eh nochmal zum See. Dann können wir auch die Augen aufhalten."
Annie tat es ein wenig Leid, zu hören, dass Jordan die Hoffnung in Garret schon genau so aufgegeben hatte wie sie vorhin. Sie hatte immer noch gehofft, dass Jordan als seine beste Freundin zu ihm halten und ihn auffangen würde. Wenn es schon sonst niemand mehr tun wollte oder konnte oder erkennen konnte, dass es eigentlich das war, was er brauchte und verlangte. Aber vielleicht war es auch nur ein erster Impuls von Jordan, weil Garret irgendwas gesagt oder getan hatte. So wie sie ihm vorhin die Freundschaft hatte kündigen wollen. Im Grunde hatte sie das nicht getan und sie war sich auch sicher, dass Garret das wusste - wenn er denn mal Zeit hatte, darüber nachzudenken. Und sie musste es auch bei Jordan sein. Wenn sie nach Abby suchen wollte ... dann bedeutete das doch genau das, oder? Annie erwiderte den Druck, als David ihre Hand nahm und war ihm ungemein dankbar dafür, dass er hier war und zu ihr stand. Sie hatte ein wenig Angst gehabt, dass sie ihn überging, als sie anfing, von Garret zu erzählen, und ihn verwirrte, weil sie vorhin erst darauf bestanden hatte, zu schweigen und nun doch das Gegenteil tat. Aber da war etwas in seinem Blick gewesen, das ihr gezeigt hatte, dass er das Schweigen auch nicht mehr aushielt, und deswegen war es ihr lieber gewesen, das Schweigen zu brechen und zumindest das meiste zu beichten. Und da Jordan ihr am Ende sogar versicherte, richtig gehandelt zu haben, war sie noch mehr erleichtert. Auch über die Hilfe ... nur wusste sie nicht, was passieren würde, wenn sie Abby fanden und zurückbringen wollten. Würde Jordan dann mitkommen und erfahren, was noch passiert war? Oder würde Abby es ihr womöglich brühwarm erzählen? Und was war dann? Ging das Theater, was jetzt noch ausblieb, dann erst richtig los? Wahrscheinlich ...
"Wir ... ähm ... sicher könnt ihr uns helfen", sagte sie vorsichtig. "Wobei wir schon fast glauben, dass Abby nicht hier ist, sondern in die andere Richtung gelaufen ist. Sonst hätten wir sie doch schon gefunden oder eingeholt. Aber wenn ihr eh zum See wolltet, dann kommt ruhig mit. Nur ... wegen der Sache mit der Freundschaft: Ich bezog mich da nicht auf die Party, Jordan. Sondern auf vorgestern abend, als ihr bei uns ward. Da hast du mir vorgeworfen, Garret nicht so gut zu kennen wie du und dass ich nicht das Recht hätte, zu denken, besser zu wissen, was er braucht und was nicht. Und das kann ich nicht einfach vergessen. Aber ich will auch nicht darüber streiten. Ich akzeptiere es einfach."
"Da hab ich das auch gesagt?", fragte Jordan verwundert und hatte auf einmal das Gefühl, dass sie Annie verraten hatte, wie lange sie den Gdanken schon mit sich herumgetragen hatte. Wahrscheinlich hatte seit der Party darüber nur nachgedacht und es an dem Abend dann laut ausgesprochen. Nun, Verlegenheit gehörte nicht zu einer ihrer vorrangigen Eigenschaften, trotzdem fühlte sie sich ein wenig beschämt und zuckte mit den Schultern, um darüber hinwegzugehen.
"Nimm es einfach nicht zu ernst, okay? Manchmal bin ich recht... egoistisch und... eifersüchtig und direkt... aber das weißt du ja inzwischen... und nachdem was passiert ist, also gestern, glaub ich fast, ich bin die schlechtere Freundin und hab keine Ahnung mehr was er braucht... Aber das ändert ja nichts daran, dass wir nach Abby suchen können. Wir halten die Augen auf. Nur wenn sie in die andere Richtung gegangen ist.. ihr wißt schon, dass es da die Hauptstraße gibt und Abby längst... von hier verschwunden sein könnte?"
Annie winkte großzügig ab, als Jordan versuchte, sich auf ihre Art zu entschuldigen und tat so, als würde es ihr nichts ausmachen, obwohl sie schon ganz schön damit zu kämpfen gehabt hatte. Aber die Tatsache, dass sie bis eben gar nicht mehr darüber nachgedacht hatte, zeigte ihr auch, dass sie Jordan nicht so sehr böse sein konnte und es nur eine erste Enttäuschung gewesen sein musste, mit der sie leben konnte und die nur ab und an wieder hochkam. Wie gerade eben. Und deswegen war es schon okay und nichts, was zwischen ihnen stehen musste. Sie waren keine Konkurrenten und mussten sich gegenseitig um Garrets Freundschaft prügeln. Er konnte im Moment mehr Freunde gebrauchen, als er je hatte. Nur wusste er das nicht. "Ich glaube, der einzige schlechte Freund hier ist Garret", sagte sie ernst. "Weil er nämlich im Moment so dickköpfig und stur ist, dass er niemanden an sich heranlassen will, weil er nicht sehen will, dass man da ist, um zu helfen. Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich habe ihm eben selber die Pistole auf die Brust gesetzt und mich geweigert, meine Hilfe in ihn einzuprügeln und auf Granit zu beißen. Ich hoffe, das gibt ihm etwas zum Nachdenken und ihm wird klar, dass er viele Freunde hat, die immer wieder zurückkommen, damit er sie wieder wegschubsen kann, nur dass dieses Gummiseil an dem wir hängen mit der Zeit ziemlich ausleiert und wir immer länger Zeit brauchen, bis wir zurückkommen. Bis es irgendwann vielleicht reist ..." Annie seufzte leise und sah kurz zu David, der sich wie Woody ruhig verhielt, was sie im Moment sehr begrüßte. So verlief das Gespräch wenigstens ruhig und geordnet und es mussten keine Zwischenfragen beantwortet oder Bemerkungen verarbeitet werden. Oder schlechte Laune ausgehalten werden, fügte sie nach einem Blick auf Woody hinzu. "Und wir wissen, dass in der anderen Richtung die Hauptstraße liegt", sagte sie, um Jordans letzte Frage zu beantworten. "Nur sind das noch ein paar Meilen und Abby wird mit ihrem Gipsarm sicher nicht rennen. Außerdem ... Wir haben uns mit Renee und Garret geeinigt, ein bisschen Zeit vergehen zu lassen, bevor wir die Polizei einschalten. Renee hat da jemanden an der Hand, der ihr noch einen Gefallen schuldet und mit Milo im Nacken wird da schnell reagiert werden. Wir wollten nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen, weil doch vieles darauf hindeutet, dass Abby 'nur' weggelaufen ist, weil sie ihre Ruhe wollte."
"Ja, aber das wäre doch reichlich... egoistisch oder? Ich meine von Abby, wenn sie nur um ihre Ruhe zu wollen weggelaufen wäre? Garret macht sich doch schon wegen so vielem Sorgen," fragte Jordan nach und schüttelte innerlich ein wenig den Kopf über Abby. "Da braucht er doch nicht noch eine mehr? Wobei.. vorhin ist mal ein Pick-Up vorbei gefahren. FAlls Abby so dumm ist, per Anhalter zu fahren, könnte sie wirklich schon weg sein. Ich will die Sache nicht schwarz malen, aber möglich wäre es und wenn nicht... Woody könnte den Weg abfahren? Oder ich, wir zusammen, vielleicht holen wir sie noch ein? Und dann hüpfen wir mit Abby an unserem ausgeleierten Gummiseil zu Garret zurück und übergeben ihm seine unmögliche Tochter," sagte Jordan mti einem kleinen Grinsen, weil ihr Annies Vergleich gefallen hatte. Auch wenn es ein trauriger Vergleich war, der sehr viel Wahres beinhaltete. "Und dann kann er von mir aus versuchen wieder zu schubsen.. ich gehe erst, wenn ich mir sicher bin, dass alles in Ordnung ist."
„Aber damit würden wir doch das tun, was Annie nicht wollte, oder?“, fragte Woody, ohne richtig darüber nachzudenken, was er da sagte. „Ich meine, dass … dass du zu ihm fährst und ihn und Renee wieder störst. Wie die beiden es offensichtlich ja vorhin auch getan haben.“
„Richtig“, sagte Annie nickend und war dankbar für Woodys Rückendeckung – auch wenn sie befürchtete, dass er sich damit Ärger mit Jordan einhandelte. Aber er hatte Recht. „Das wäre wirklich genau das, was wir vermeiden wollten. Und mal ehrlich, Jordan. Du sprichst bei Abby von egoistisch und hältst es für abwegig, dass sie aus einem Impuls heraus handelt? Wirklich?“ Sie runzelte leicht die Stirn und schüttelte den Kopf. „Abby ist auf Entzug. Sie ist verwirrt und traurig und fühlt sich ausgeschlossen. Da denkt man nicht nach, da handelt man einfach. Ob man sich dabei egoistisch verhält oder den anderen nur noch mehr Sorgen bereitet, ist da erstmal vollkommen egal, und die Erkenntnis kommt dann vielleicht später. Und selbst wenn das bei Abby der Fall ist, hat sie doch zu sehr Garrets Dickkopf und Stolz geerbt, um deswegen zurück zu kommen.“
„Ich will sie doch gar nicht stören," sagte Jordan irritiert. "Nur Abby abliefern und k urz hallo sagen. Also wenn ich schon losziehe, um Abby zu suchen, dann möchte ich auch sicher gehen, dass sie heil ankommt. Ist das so schlimm?" Sie sah die drei fragend an und schüttelte dann den Kopf. "Und nein ich hab nicht vergessen, dass Abby drogensüchtig ist und auf Entzug. Ich dachte nur, sie würde an diesem Wochenende ien paar gute Vorsätze umsetzen oder so etwas ähnliches..."
"Uhm.. wenn ich auch etwas sagen darf?", mischte sich David vorsichtig ein, nachdem er nur zugehört hatte, es dann aber reichlich unfair hielt, dass Annie Abbys Verhalten auf ihren Drogenentzug schob. So war es ja dann auch wieder nicht gewesen. "Wegen Abbys Verhalten? Also wir können das unmöglich alleine darauf schieben, dass sie im Moment wegen den Drogen nicht ganz sie selbst ist. Es mag mitspielen, aber... ehm.. es sind Dinge passiert, die sie durcheinander gebracht haben und weswegen wir ein bisschen verstehen können,w ieso sie vielleicht einfach abgehauen ist. Irgendetwas ist zwischen Garret und ihr vorgefallen und dann hat sie mit ansehen müssen, wie Garret und ich... ach wie sag ich das jetzt nur am besten," sagte David verzweifelt, vermied es aber einen der drei anzusehen. Fragende Blicke von Jordan und Woody brauchte er ncht, um zu wissen, dass er weiterreden musste und Annie wollte er nicht ansehen, aus Angst sie käme ihm dann zur Hilfe, um schlimmes zu vermeiden. Das wollte er nicht. Er musste da alleine durch. "Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, die für Garret nicht so gut ausgegangen ist...wenn ihr versteht?"
"Ich hab es doch gar nicht alleine auf den Entzug geschoben", sagte Annie überrascht, aber auch ein wenig enttäuscht davon, dass David so dachte. Sie hatte nur aufgezählt, was alles mit Abby los war und mit dem Entzug angefangen. Aber das war doch nur eine willkürliche Reihenfolge gewesen und sie wollte damit niemandem auf den Schlips treten. David schon gar nicht. Und das, was David dann noch aufzählte, war doch nur das, was Annie auch schon gesagt hatte. Sie verstand wirklich nicht, wo das Problem lag und beschloss, einfach den Mund zu halten und ihn machen zu lassen. Deswegen schritt sie auch nicht ein, als er das Gespräch langsam auf das wirkliche Problem lenkte, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, wenn sie das hätten verschweigen können. Aber wenn er meinte, es sagen zu müssen, dann sollte er es tun ...
Woody verstand auch nicht so ganz, warum sowohl Jordan, als auch David Annie nicht richtig zugehört hatten und nur von Drogen sprachen. Die waren doch nur ein kleiner Teil von dem, was Annie gesagt hatte und ein großer Teil von dem, was sie nicht gesagt hatte, der ihnen aber mehr mitteilte, als alles andere. Nämlich dass sie auf keinen Fall davon ausgehen durften, dass bei den Macys etwas nach Plan oder rationalem Handeln lief. Dort war viel kaputt und alles lief aus der Bahn. Und wenn noch Einflüsse von außerhalb dazu kamen - und sei es nur Jordans Hallo sagen -, dann brach alles zusammen. Wieso Jordan das nicht sehen wollte, war ihm schleierhaft. Doch er konnte sie nicht darauf aufmerksam machen, weil David in dem Moment etwas zu sagen versuchte, was Woody erst verwirrte und dann ungläubig das Besteck senken ließ. "Was ... was meinst du mit Auseinandersetzung?", fragte er, obwohl sich langsam alle Puzzleteile zusammenfügten und der Aufzug der beiden ziemlich deutlich zeigte, was für eine Art von Auseinandersetzung es gewesen sein musste.
"Das hab ich doch auch gar nicht behauptet," sagte David, der eigentlich wirklich nur nach einem passenden Übergang für sein Geständnis gesucht hatte und den passenden Moment eben darin gesehen hatte, einzuhaken. Aber offenbar war er da bei Annie auf Unverständnis gestoßen. Weswegen, konnte er sich nicht erklären. Trotzdem schenkte er ihr ein entschuldigendes Lächeln, das gleich wieder verschwand, als Woody nachsetzte und David gezwungen war zu den beiden zurückzusehen.
"Oh, ich schätze, ihr habt ein paar schlagkräftige Argumente ausgetauscht, richtig? So von wegen gegen einen Ast gelaufen?" Jordan lief fast über und das konnte man ihr anhören. Garrets Hiersein zu verheimlichen war eines, aber sie anlügen wegen den Verletzungen war etwas ganz anderes. "Und du, Annie? Hast dich dazwischen geworfen? Von wegen Hügel hinabgestürzt?"
"Nein, das habe ich nicht getan", sagte Annie leise und senkte dabei den Blick; weil sie sich schämte, dass sie es nicht getan hatte und weil sie sich schämte, dass sie jetzt diesen hässlichen Streit bekamen und dem nächsten Paar den Urlaub verdarben ... ach, wären sie doch nie hergekommen. Nach Maine. Dann wäre nichts von dem passiert und alles wäre anders gelaufen. "Ich bin ... ich bin wirklich in den Dornen hängengeblieben und ..."
"Ich glaube, es wäre besser, wenn ihr jetzt geht", sagte Woody schnell, als Annie nicht mehr weiter wusste und bevor Jordan wieder über die beiden herfallen konnte. Und dabei dachte er noch nicht mal daran, die beiden rauszuschmeißen, sondern eher daran, sie vor Jordan zu schützen und eine weitere Prügelei zu vermeiden. Vielleicht dieses Mal zwischen ihm und David. Oder Jordan ging auf Annie los oder auf David. Verdient hätte er es ja irgendwie. Soviel zum Thema, dass David doch ein guter Kerl war ... Also hatte Jordan wohl doch recht gehabt und ihr Streit war völlig überflüssig gewesen ... Von wegen ein Ausrutscher auf der Party, der sich nicht mehr wiederholen würde. Woody schüttelte fassungslos den Kopf und konnte absolut nicht verstehen, was in Annie gefahren war, dass sie hier mit dem Mann saß, der ihren - angeblichen - Freund schon zweimal verprügelt hatte, und so tun konnte, als wäre alles in Ordnung. War sie David so sehr verfallen? War sie ihm etwas hörig? Schlug er sie auch und Annie hatte Angst? Nein, das konnte es nicht sein. Zumindest passte es nicht zu dem Glück, was er sah, immer wenn Annie ihn anlächelte oder verträumt ins Weite starrte. So etwas tat man nicht, wenn man Angst hatte und unterdrückt wurde. Und Annie war auch nicht der Typ, der sich so behandeln ließ. Aber was war es dann?
"Oh nein, Woody, so unhöfliche Gastgeber sind wir doch nicht," sagte Jordan voller Hohn und sah Annie und David scharf an. "Ihr bleibt schön sitzen und erzählt uns genau was passiert ist. Hat Garret Renee ein paar Mal zu wenig .. ich weiß nicht, mit Komplimenten überhäuft, einmal zu wenig ihr die Tür aufgehalten, oder wieder eine Bemerkung gemacht, bei der du nur die Hälfte mitbekommen hast?", dass annie darauf bestand, doch im Gebüsch gelandet zu sein, ignorierte Jordan. Vorerst. Sie war viel zu sehr enttäuscht und auch aufgebracht.
"Wißt ihr was," sagte David ungewohnt ruppig und laut und stand dabei auf. "Vielleicht hat Woody recht und wir sollten gehen. Ihr kennt nur die halbe Geschichte und es ist immer der arme Garret... und die böse Renee. Und egal was ich euch sagen werde, ihr findet Argumente um mir unter die Nase zu reiben wie unmenschlich, barbarisch mein Verhalten ist, wie verachtungswürdig und wie wenig ihr versteht, dass Annie noch zu mir hält und..."
"Halt mal schön die Luft an, David," sagte Jordan ungerührt und zeigte auf seinen Stuhl. "Setzen." Und überraschenderweise tat es David. "Und wenn du schon weißt wie wir reagieren werden, dann kannst du uns ja ruhig erzählen was Garre getan hat, dass du wieder zugeschlagen hast."
David sah zu Annie, halb entschuldigend für seinen kleinen Ausbruch von eben und hilflos dazu. Annie hatte ihm vorhin doch schon gezeigt, wie wenig Sinn es machte, sich zu erklären. Sie hatte alleine ohne Unterstützung tausend Gründe gefunden, die seine Argumente widerlegten und seine wichtigste Andeutung einfach ignoriert. Für was er vorhin dankbar gewesen war. Doch jetzt, wo Jrodan auf ihn verbal einschlug, wünschte er sich, er hätte vorhin alles raus gelassen und nichts zurückgehalten. "Er hat nichts getan, okay? Zufrieden? er hat nichts getan, ich bin einfach ausgerastet.. passt euch das besser ins Bild, als ein paar ungeschminkte und unschöne Vergangenheitsgeschichten aus der Familie Mellencamp, die euch dazu nichts angehen?"
Annie war schon halb aufgestanden und wäre Woodys Vorschlag nur zu gerne nachgekommen, doch sie musste machtlos wieder auf ihren Stuhl zurückrutschen, als Jordan sie fast mit ihrem Blick tötete und verlangte, alles zu hören. Dass sie dabei Garret nur in Schutz nahm und Renee als böse darstellte, missfiel Annie dabei so sehr wie es David missfiel. Und das hatte nicht nur etwas damit zu tun, dass sie sich mit Renee jetzt besser verstand, sondern einfach mit der Tatsache, dass Jordan ihre Wut auf David einfach auf Renee übertrug und sich damit ziemlich unfair verhielt. Sie sah hilflos zu Woody, der jedoch von Jordan in die Schranken gewiesen gar nichts mehr zu sagen hatte und nur noch finsterer in die Gegend starrte. Als ihre Blicke sich begegneten, sah Annie in seinen Augen so tiefe Enttäuschung, dass sie schlucken und den Blick schnell abwenden musste. Wie es schien, hatte sie gerade zwei Freunde verloren. Und das erschreckte sie fast noch mehr wie Davids Ausbruch, den sie nur halb mitbekam, weil sie viel zu sehr mit den Tränen kämpfen musste. Sie hörte zu, wie Jordan und David sich einen kleinen aber heftigen Schlagabtausch lieferten, wusste nichts zu tun, als David sie hilfesuchend ansah und schloss am Ende einfach die Augen. Wenn sie sich ganz weit weg wünschte, vielleicht hatte ja irgendjemand Erbarmen mit ihr ... Aber da hatte sie sich wieder mal zu viel gewünscht. Sie blieb wo sie war und musste sich dem eintretenden Schweigen irgendwie stellen. "Wir sollten ... vielleicht aufhören, uns anzuschreien", schlug sie leise vor. "Das ... das bringt doch nichts. Können wir nicht vernünftig über die Sache reden? Wenn wir schon nicht gehen dürfen und du, Jordan, verlangst, die ganze Sache zu erfahren? Dann solltest du auch wenigstens zuhören und nicht schon die Hälfte als bekannt voraussetzen. Und du, David, du solltest ... nicht so defensiv und ... patzig sein. Das bringt nichts. Nur noch mehr kaputte Nerven und noch mehr vergiftete Luft. Wir sind erwachsen und sollten uns auch so verhalten."
Jordan sah David ungerührt, ruhig und gelassen an, während er sich scheinbar abreagierte und alles andere nur nicht sich wie ein Erwachsener verhielt. Darum konnte sie Annie auch nur einen vielsagenden Blick zu werfen und mit den Schultern zucken. "Also ICH bin erwachsen, andere müssen wie kleine Jungs aufeinander losgehen. Da wird es schon schwieriger mir dem sich erwachsen verhalten, nicht?" Ihr Blick schoß auf David zu und sie verschränkte recht vielsagend ihre Arme vor der Brust. "Ich habe nichts dagegen, die Geschichten zu hören, wenn sie dazu führen, es besser zu verstehen."
"Vergeßt es einfach...," David stand wieder auf und schob den Stuhl weit zurück, als Zeichen, dass Jordan ruhig sooft sie wollte ihm befehlen kontne sich zu setzen - er würde es nicht tun. "Wir gehen vielleicht wirklich besser. Ich kann doch sagen was ich will... eure Meinung, deine Meinung steht doch schon fest, Jordan."
"Möglich... belehre mich. Erleuchte mich, David. Sag mir, wieso ich ruhig dabei zusehen soll, wie du auf meinen Freund einschlägst und meine Freundin mit einer rosaroten Brille durch die Gegend zu laufen scheint und dir noch helfend unter die Arme greift. Wärst du mein Freund, hätte ich dir dafür schon längst einen Trit verpasst.. und zwar raus aus meinen Bett und ab vor die Tür!"