Jeffreys Schrei übertönte Lilys "Mein Hund!" fast noch und sorgte dafür, dass Lily aus ihrer Starre gerissen wurde und sie langsam alles um sich herum wieder wahrnahm: Die spielenden und lachenden Kinder, die Unterhaltungen der Erwachsenen, das Zwitschern der Vögel, die Blicke einiger weniger Passanten, die Zeuge des Überfalls geworden waren und nun neugierig zu ihnen sahen, ein Pärchen mit einem kleinen schwarzen Hund an einer Bank knapp zwanzig Meter von ihnen entfernt, und natürlich Jeffrey. Lily fuhr zu ihm herum, blickte aber ins Leere und brauchte dann wieder einen Moment, bis ihr Gehirn das Signal sendete, den Blick zu senken, was sie dann auch tat und einen ziemlich verwirrten Jeffrey im Gebüsch liegen sah, die Krawatte verrutscht, die Jacke zur Seite geklappt, die Brille nur noch an einem Ohr und schief auf der Nase ... "Mein Gott, Jeffrey", stieß Lily entsetzt aus und beugte sich zu ihm, um ihm aufzuhelfen. "Was ist passiert? Geht es Ihnen gut? Sind Sie verletzt?"
Gerry freute sich, dass Hana sein Angebot annahm. Doch dann überliess sie es ihm, wann sie sich treffen wollten und gerade wollte er antworten, als sie plötzlich eine Auseinandersetzung ganz in der Nähe mit bekamen. Da waren wieder Jugendliche und es war eindeutig, dass sie einen Hund stahlen und die Besitzer einfach um stiesse. Gerry wusste ja nicht, wer wer war, aber das war auch egal. Sie wurden Zeuge einer Straftat.
»Hinterher!!« rief er nur und setzte sich in Bewegung. Und Hana hatte es auch gesehen und als Joggerin war sie bestimmt auch voll in Form.
Und Gerry reagierte sofort. Ebenso wohl wie Hana. Er musste seinen kleinen Zorro einfach mit sich zerren, da es keine Möglichkeit gab, ihn jemanden zu übergeben. Aber Zorro schien Spass daran zu haben und rannte einfach mit.,
Der Mann, der zur Seite geschupst worden war, ignorierte Gerry. Er rannte, was das Zeug hielt. Hier war Gefahr im Verzug. Und es galt, einen Hund zu retten und eine Bande dingfest zu machen. Und Gerry war schnell. Er rannte was er konnte und verlor die Bande nicht aus den Augen.
Gerry sollte ihr die Antwort auf ihre Frage schuldig bleiben, denn auf einmal wurden sie Zeugen eines weiteren Überfalls. Einem jungen Paar, die ebenfalls mit einem Hund unterwegs waren, wurde eben jener entrissen. Gerry nahm sofort die Verfolgung auf und Hana lief hinterher und überholte Gerry wegen Zorro auch erst. Es dauerte aber nicht lange, bis er sie wieder eineholt, bzw. wieder überholt hatte. Hana war zwar fit, aber dadurch, dass Gerry auch längere Beine hatte, war es für sie nicht so leicht, mit ihm Schritt zu halten.
Aber sie waren der Bande auf den Fersen, das war ja schon mal gut. Sie durften sie jetzt bloß nicht verlieren. Kaum hatte Hana das gedacht, lockerte sich ihr Schuh auf einmal und sie geriet so ins Straucheln, dass sie sich auch noch gleich langlegte. "Verdammt!"
"Ouch," stöhnte Jeffrey nur und versuchte sich irgendwie zu erklären, was passiert war und wieso er in einem Gebüsh lag... und wieso Lily ihn so entsetzt anstarrte. "Ouch," wiederholte er, als er nach Lily grifff, um sich von ihr auf die Beine helfen zu lassen. "Die Frage wollte ich Ihnen auch gerade stellen, Lily. Was ist passiert?"
Als Jeffrey so stöhnte, verzog Lily das Gesicht, als hätte sie die Schmerzen und nicht er. Es tat ihr so unheimlich Leid, dass er in diesem Gebüsch lag und sie irgendwie die Schuld daran trug. Gut, sie hatte ihn nicht geschubst, aber irgendjemand hatte es getan. Und dieser jemand hatte ihr die Leine entrissen und Nameless entführt. Also war es doch ihre Schuld, dass Jeffrey dabei gestürzt war und nun Schmerzen hatte. Oh, man ... fühlte sie sich schlecht. Sie seufzte, half Jeffrey auf die Beine und zuckte dann mit den Schultern, ohne zu begreifen, dass ihr verschwommener Blick nicht vom Nebel kam, sondern von den Tränen, die in ihre Augen schossen. "Ich weiß es nicht genau", sagte sie leise. "Nameless ... mein ... Hund ... sie haben ihn ... weggenommen. Er ist weg. Gestohlen."
(OOC: @ Hana: Ich gehe davon aus, dass du dir nichts getan hast und mir entgegenkommst? Wenn nicht, sag Bescheid, dann ändere ich das um)
13.18 Uhr | Gerry und Zorro
Im leichten Laufschritt lief Gerry zurück und Hana entgegen, welche inzwischen wieder aufgestanden und ihren Schuh zugebunden hatte. »Alles in Ordnung?« fragte er leicht besorgt und etwas schneller atmend. »Hab sie leider nicht einholen können. Einer hatte per Handy telefoniert und dann kam ein Auto und holte sie ab. Eindeutig alles geplant ...« Gerry atmete erst einmal tief durch, während Zorro um ihn und Hanna herumsprang, da dass Rennen dem Heisssporn extrem gut gefallen hatte. Gerry biss sich auf die Lippe. Gleich würden sie der Frau, deren Hund gestohlen worden war, die schlechte Nachricht überbringen müssen.
Das Gerry Hana noch eine Frage schuldig war, darauf kam er im Moment nicht, da der Überfall und die Verfolgungsjagd dazwischen gekommen war.
Jeffrey ließ sich von Lily auf die Beine helfen und richtete erst einmal seine Brille aus, in dem er sie ganz abnahm, überprüfte ob alles noch heil war und sie dann auf die Nase setzte. Dann schien er erst zu begreifen was Lily ihm da gesagt hatte... "Nameless ist.. was. Gestohlen? Wie, warum... was?" Er sah sich nervös suchend in alle Richtungen um, aber er sah Lilys Hund nicht, niergends. Nicht einmal die Leine. Aber langsam verstand er was passiert war, der Stoß von hinten, die Stimmen um sie herum.. alles war so schnell gegangen...
"Ich weiß es nicht", sagte Lily leise und zog die Nase etwas hoch. "Das ... es ging alles so schnell. Der Stoß, dann hat jemand an der Leine gerissen und noch ein Stoß und dann ... dann war er weg. Ich glaube, es war eine Frau oder ein Mädchen. So ganz in schwarz und ein Mann. Oder auch zwei. Ich weiß es nicht. Sie sind ... sie waren so schnell weg. Dorthin sind sie gelaufen. Richtung Parkausgang und ... oh, nein. Mein armer Hund ... was mache ich denn jetzt nur, Jeffrey?" Lily wischte sich über die Augen und sah Jeffrey verzweifelt an, wobei ihr schon die nächsten Tränen in die Augen schossen und sie blinzeln musste.
"Eh.. ehm... äh...," Jeffrey sah in die Richtung, in die Lily zeigte konnte aber nichts entdecken, was seinen Einsatz von Nöten gemacht hätte. Und was hätte er schon tun können? Nachlaufen etwa? Da wäre er doch auf halber Strecke einem Asthmaanfall erlegen... "Ich weiß nicht... zur Polizei gehen? Immerhin war das ein tätlicher Angriff auf uns. Und ein Diebstahl..."
"Ja, das wäre wohl das Beste", sagte Lily, während sie sich erneut die Tränen mit dem Handrücken wegwischte und sich wünschte, sie hätte Jeffrey eben nicht alle Taschentücher überlassen. Eben, als ... als Nameless noch da gewesen war, dachte sie und musste erneut schwer schlucken. "Meinen Sie, man ... dass sie ... dass sie ihm etwas antun?", fragte sie mit erstickter Stimme und suchte in ihrer Tasche nach dem Handy, das sie aber zwischen Terminkalender, Geldbörse und diversen Hunderleckerchen nicht finden konnte.
Hana rappelte sich recht schnell wieder auf und wollte ihren Schuh wieder binden, da sah sie aber, dass der Schnürsenkel gerissen war. "Na super.", murmelte sie dann und klopfte sich den Staub ab, bevor sie Gerry hinterherlief. Nun aber deutlich langsamer, um nicht nochmal hinzufallen. Aber weit musste sie auch nicht gehen, da er ihr mit orro schon wieder entgegen kam. "Hey, ja alles okay, mir geht es gut.", meinte sie dann. Gerry hatte leider keinen Erfolg gehabt. "Ein Auto? Mist...wissen Sie noch was für eines, oder das Kennzeichen?" Mehr hatten sie momentan einfach nicht. Zorro sprang inzwischen um sie herum und machte Anstalten Gerry und Hana mit der Leine zu fesseln. "Ganz sicher, dass er kein Hase ist?", fragte sie und grinste etwas. Dabei war die Situation alles andere als lustig. Sie sollten es hinter sich bringen und der Frau Bescheid sagen
"Oh mein Gott, Lily, so weit wollen wir doch erst gar nicht denken... vielleicht... vielleicht wollen sie nur den Hund haben, weil sie selbst keinen bekommen...," okay, das klang wohl.. daneben, aber etwas besseres fiel Jeffrey im Moment nicht ein und er fühlte sich gerade nicht als besonders große Hilfe für Lily.
"Weil sie ... was?" Lily starrte Jeffrey entgeistert an und vergaß für den Moment, dass sie eigentlich nach ihrem Handy suchen wollte. Auf was für Ideen kam Jeffrey denn? Weil sie keinen Hund bekamen, nahmen sie sich einfach einen mit? Wo hatte er das denn her? "Nein, Jeffrey", sagte sie. "Das war kein dummer Jungenstreich und auch kein Zufall. Wenn diese ... Leute einen Hund wollen, dann können sie ins Tierheim gehen. Da gibt es genug Hunde, die auf eine Vermittlung warten. Dafür müssen Sie keinen klauen. Und schon gar nicht in einem Park, wo hunderte von Menschen herumlaufen und die Chance, geschnappt zu werden, groß ist." Nur dass sich scheinbar niemand darum gekümmert hatte, weil jeder zwar neugierig mal den Hals reckte, sich aber ansonsten heraushielt, wenn es ungemütlich wurde. Aber trotzdem wäre das Risiko für die Diebe zu groß gewesen, wenn sie nur mal eben so einen Hund stehlen wollten. Nein, da musste etwas anderes dahinterstecken. Eine Organisation oder eine Bande Hundequäler oder ... oder sonst was. Auf jeden Fall brutale Absicht und Planung. Das war keine spontane Sache ...
"Nun, dann, dann, dann sollten wir hinter her, nicht wahr? Oder denken sie der Vorsprung ist zu groß? Weil.. dann, dann sollten wir vielleicht jemanden anrufen den wir kennen? Det. Hoyt vielleicht?", schlug Jeffrey vor und fühlte sich so verdammt unnütze...
"Ach, die sind doch schon längst weg", sagte Lily und seufzte laut. Sie ließ die Schultern hängen und lehnte sich gegen Jeffrey, sodass dieser vor Überraschung und wegen ihres Gewichts ins Straucheln geriet und fast wieder in den Busch gefallen wäre. Aber dieses Mal hatte er bessere Reflexe und schaffte es, Lily zu halten und selber auf den Beinen zu bleiben - obwohl er vor Nervosität gleich Schweißausbrüche und nasse Hände bekam. Deswegen wagte er es auch nicht, Lily festzuhalten, sondern blieb einfach stehen, während sie kraftlos an ihn gelehnt dastand, den Kopf gesenkt, das Gesicht zu einer traurigen Maske verzogen. "Woody und Jordan sind in Urlaub", erklärte Lily nach einer Weile. "Außerdem ist er bei der Mordkommission. Was soll er schon tun? Wir haben nicht mal eine genaue Beschreibung von den Leuten. Oder haben Sie sie gesehen?" Jeffrey schüttelte den Kopf und Lily seufzte erneut, ratlos, was sie tun sollte, was sie sagen oder wie sie jetzt einfach weitermachen sollte. Ohne Nameless und mit diesem riesigen Scherbenhaufen, der sich Leben schimpfte. Egal, was sie anfasste, es ging zu Bruch oder es ging schief. Und selbst dann, wenn es den Eindruck erweckte, gut zu gehen, kam doch wieder der freie Fall und alles war noch schlimmer als zuvor ...