"Etwas anderes hatte dein Dad auch gar nicht sagen wollen, Abby", sagte Maggie und lächelte beruhigend, auch wenn sie sich nicht so sicher war, dass Garret nicht doch denselben Hintergedanken gehabt hatte, den sie auch hatte; dass Abby vielleicht doch Unsinn baute und ihr Vertrauen missbrauchte. Sie wollte zwar nichts mehr unterstellen, aber so ganz von ihrem pessimistischen Denken kam sie doch nicht weg. "Okay, dann gehen wir zusammen und ihr beide ruht euch auch", lenkte sie ab und sah abwechselnd zu Garret und Renee. "Geben Sie mir nur das Rezept, Renee, und den Rest erledigen wir schon."
Renee hatte bereits ihre Handtasche geöffnet, noch bevor Maggie nach dem Rezept verlangte und konnte es ihr so auch gleich schon nach vorne reichen. "Sicher, hier. Das ist aber nur meines. Garret?"
"Oh ja," Garret versuchte irgendwie gegen die Schmerzen anzukämpfen, als er sich leicht drehte, um in seiner Tasche nach dem Rezept zu kramen. Was er auch leicht verknittert gleich fand und es Maggie reichte. "Danke.", und eigentlich wollte er noch viel mehr sagen, aber dazu war der Wagen eindeutig nicht der richtige ORt. Aber er war sich auch so sicher, dass Maggie wusste, wie dankbar er wirklich war. Nicht nur für das EInkaufen, Fahren oder Rezept holen...
"Hey ich hab gar nichts anderes angenommen," sagte Abby während die Rezepte ihre Besitzer wechselten und stieg schon einmal aus.
Maggie wartete, bis Renee und Garret ihr die Rezepte gegeben hatten und griff in der Zeit nach ihrer Handtasche, die in Garrets Fußraum deponiert war. Sie steckte die Rezepte ein, ohne einen Blick drauf zu werfen und öffnete die Tür, um auszusteigen. Doch dann zögerte sie und sah ernst zu Garret und Renee. "Ich mach das gerne", sagte sie. "Ihr braucht euch nicht zu bedanken. Nur ... vertragt euch, ja? Ich hänge an dem Wagen und hätte ihn gerne weiterhin so unversehrt wie er ist. Also keine Rangeleien - welcher Art auch immer." Sie grinste ganz kurz und wartete, bis Abby außer Hörweite war. "Und drückt mir die Daumen. Wegen ... ihr wisst schon." Wegen Abby, mit der sie jetzt wieder alleine sein würde, wie Maggie in dem Moment bewusst wurde. Hoffentlich ging das gut und sie war es nicht, die mit Abby stritt, während die beiden hier im Wagen brav waren und Dinge klärten ...
Garret verdrehte bei Abbys Kommentar leicht die Augen, aber da sie schon am Aussteigen war, ersparte er sich einen Kommentar. Dafür kam von Maggie einen, der ihn zwar äußerlich grinsen ließ, soweit sein schmerzender Kiefer es zuließ, innerlich aber auch sehr traurig machte, weil doch so viel Wahrheit darin lag. Deswegen nickte er auch nur und schluckte einmal hart. Er hatte nicht wirklich lust darauf mit Renee alleine im Wagen zu bleiben, aber hatte er eine Wahl? Und das Renee reden wollen würde war ihm so klar wie etwas nur klar sein konnte.
"Ach, ein kleiner Dank kann nicht schaden. Und machen Sie sich keine Sorgen um ihren Wagen und Kranke und Verletzte schlag ich für gewöhnlich auch nicht," versuchte Renee die Situation ein wenig zu retten und war von sich selbst ganz überrascht. Normalerweise hätte sie nur ein Nicken und ein schmales Lächeln übrig gehabt, aber dieses vor sich selbst verstecken war heute irgendwie verloren gegangen. "Und wird schon schief gehen," fügte sie hinzu, als Abby ausgestiegen war und die Tür zufiel. "Ich meine sie ist doch ganz handzahm, und überraschend umgängnlich? Abgesehen wegen.. vorhin. Was mir wirklich schrecklich leid tut. Ich wollte daraus keine große Sache machen. ich dachte nur ich helfe, bevor mir wieder ein gewisser Herr Vorwürfe macht, die falschen Entscheidungen getroffen zu haben."
"Du weißt genau, wieso ich dir Vorwürfe gemacht habe," brummte Garret und starrte kurz finster vor sich hin. So sicher war er mal nicht, was Maggies Wagen anging. Wenn das so weiterging. "Und mit Abby ... das klappt schon. Wir haben auch schon unsere ersten 24 Stunden mit ihr überlebt. Mehr oder weniger."
"Handzahm und umgänglich. Ja, sicher", murmelte Maggie und blickte dabei finster an Garret vorbei aus dem Wagenfenster. Abby war alles andere als umgänglich und von überleben konnte wohl kaum die Rede sein. Doch sie wusste genau, warum Garret die Sache so runterspielte. Weil es ihm nämlich nur wieder ganz recht war, dass er Abby aus den Füßen hatte und sie bei jemandem wusste, der sich schon kümmern würde. Denn vorhin hatte sich das handzahm und umgänglich noch ganz anders angehört. Aber Maggie war zu müde um zu streiten und sie spürte auch, dass Garret seinen Streit jetzt noch bekommen würde. Von Renee. Und wenn keinen Streit, dann zumindest ein paar passende Worte, die er wohl auch verdient hatte. Warum sollte sie sich dann noch bemühen. "Beschwert euch aber hinterher nicht, wenn nichts mehr umgänglich und handzahm ist", sagte sie im Aussteigen und schlug einfach die Türe zu, ohne den beiden die Möglichkeit zu geben, noch etwas zu sagen. Auf Diskussionen hatte sie keine Lust. Die hielten nur unnötig auf und machten schlechte Laune. Wobei sie letztere sowieso schon wieder hatte ...
Renee sagte nichts mehr, als Maggie alles andere nur nicht so begeistert auf ihr gutes Zureden wegen Abby reagierte. Und da Garret gar nichts zu dem Thema sagte, beschloß sie alles weitere vorläufig für sich zu behalten. Es ging sie ja auch nichts an. Wobei... Maggie hatte ihr ja eben genug Tipps gegeben. Da hätte sie bestimmt auch mal das Recht dazu gehabt, aber irgendwie.. nein, wegen all den Dingen die eben passiert waren, wagte es Renee noch immer nicht auf diesem GEbiet vorzustossen. Als Maggie dann jedoch mit ihrer düsteren Drohung ausstieg, konnte Renee nicht anders als erleichtert aufzuatmen. Irgendwie war es gerade eben ziemlich stickig geworden... fand Renee. Ob Garret es auch so sah, würde sie gleich herausfinden.
"Ich weiß nicht wie es dir dabei geht, aber kann es sein, dass deine Ex-Frau in Bezug auf Abby ein wenig... ich weiß nicht.. zu pessimistisch die Dinge sieht? Und sich damit selbst kaputt macht? Sich und ihre letzte Bindung zu Abby?"
Garret hatte wegen Maggies Bemerkungen noch in sich hineingegrinst, ehe er ihr dann aber doch ein wenig mitfühlend nachsah, als sie Abby nach ging, die schon vorgelaufen war um einen der Einkaufswägen zu holen. Deswegen überraschte ihn Renees Frage ein wenig und er musste erst einmal kurz darüber nachdenken. Aber eigentlich sagte REnee nichts neues. Es war zwar traurig, dass dieses Thema dafür nötig war zu erkennen, dass sie ein paar elementare Dinge genau gleich sahen, aber es tat irgendwie gut. "Na ja, das versuche ich Maggie schon seit Wochen klarzumachen, aber sie blockt ab. Ich höre immer wieder nur, dass ich es falsch sehen würde, dass sie einfach nur ausgepowert wäre und alles beser werden würde, wenn Abby erst einmal in der Klinik sei. Und so lange läuft Maggie eben herum und sieht überall Schatten. Ich könnte darauf wetten, dass sie es mir krumm nimmt, dass ich vorhin nicht gleich über Abby wegen den Tabletten hergefallen bin, es im Gegenteil noch heruntergespielt habe."
"Das hast du auch meine Lieber," sagte Renee absichtlich eine Spur vorwurfsvoller. "Und ich denke wir wissen beide, dass du das nur getan hast, um selbst nicht vorgeworfen zu bekommen, im Glashaus zu sitzen und mit Steinen zu werfen. Vielleicht hast du dir aber auch nur aus diesem Grund nicht getraut mit Abby Klartext zu reden," lenkte Renee gleich wieder ein bisschen ein. "Aber ist ja auch egal. Was nicht egal ist, sind die Signale die Maggie aussendet. Ihr solltet darauf eingehen, du und Abby. Wenn sie euch schon sagt, dass sie nicht mehr kann und diese negative Stimmung alles verpestet? Ich kann zwar nur von mir sprechen, aber ich hab mich in den letzten Wochen genauso gefühlt, in Bezug auf uns beide. Worin das geendet ist, wissen wir."
"Maggie würde niemals... nein sie ...," Garret sah Renee kurz nachdenklich an, nachdem er sich mühsam im Sitz gedreht hatte und sah Maggie wieder vor sich, die im Bett lag, von Mike verletzt, mit Alkohol und Tabletten zugedröhnt... zu behaupten Maggie würde ihre Sorgen nicht in Alkohol und Tabletten ertränken wäre glatt gelogen gewesen. Aber tat sie das noch immer? Nein! Wobei... konnte er das so ausschließen? "Ich weiß nicht, denkst du... also ich meine nicht jeder muss unter enormen Druck stehen und dann zusammenbrechen, um Heilung in Tabletten zu finden."
"Oh, willst du damit sagen, ich hätte eine Wahl gehabt? Oder bin schwächer, als es den Anschein hat," fragte Renee ruhig, aber ihr Blick sprach eine andere Sprache und Garret bedauerte schon seine Worte.
"Nein, nein natürlich nicht," sagte Garret und seufzte leise. "Ich wollte nur damit sagen, dass nicht jeder auf dieselbe Art und Weise auf Streß reagieren muss. Und ich wüsste auch nicht... ich hab keine Anzeichen gesehen. Bei Maggie, meine ich."
"Du hast auch keine bei mir gesehen," murmelte Renee und sank wieder ins Polster zurück. "Das muss also nichts bedeuten."
Garret zuckte leicht die Schultern und sah etwas ratlos zu Renee. Sie hatte recht, ihm war auch bei ihr nichts aufgefallen und umgekehrt doch genauso nicht. Nicht das er deswegen jetzt einen Streit wollte, darum sagte er auch nichts mehr dazu, aber es ließ doch tief blicken wie wenig sie beide in den letzten Wochen eine funktionierende Beziehung geführt hatten. Vielleicht dachte Renee in dem Moment dasselbe, so nachdenklich und abweisend wie sie auf einmal wirkte und Garret sah mit wenig Hoffnung zum Supermarkt, in den Abby gerade erst verschwunden war. So schnell würden die beiden nicht zurückkehren, um sie beide aus der Situation zu retten....
Als keiner von ihnen beiden mehr etwas zu sagen zu haben schien und seinen Gedanken nachhing, vermeldete der Radiosender Stau auf dem Highway und Regen für morgen. Großartig. Nicht einmal das Wetter wollte morgen mehr mitspielen. Aber passte ja zu dem ganzen Wochenende. Fand Garret zumindest. Und seine Laune sank unter Null.
Nach weiteren, endlosen Sekunden des Schweigens gab er sich endlich einen Ruck, um das abgebrochene Gespräch von vorhin wieder aufzunehmen. Sie hatten sich im Krankenhaus wunderbar unterhalten, bevor Abby sie gestört hatte. Unabsichtlich natürlich, aber zu einem sehr unpassenden Moment. Und da Garret das Gefühl hatte, dass Renee noch längst nicht alles zu dem Thema gesagt hatte und er auch keine Lust hatte, über sich und sein Verhalten Abby gegenüber zu reden, noch sich vielleicht von Renee Beschwerden über Maggie anhören wollte, hielt er die mutige Lösung für ganz angebracht.
"Weißt du Renee, um auf vorhin noch einmal zurückzukommen," fing er zögernd an. "Darauf was du im Behandlungszimmer gesagt hast. Was machen wir, wenn ich es nicht schaffe mit meinen Problem fertig zu werden? es hängt schließlich nicht alleine von mir ab. Was wenn Abby die Therapie abbricht oder sie nicht hilft? Wenn Maggies Ex-Freund mit seiner Klage gegen mich Erfolge erzielt, dieser Schnüffler im Institut etwas findet... wie um alles in der Welt soll ich da erst mich und... und den Alkohol in den Griff bekommen? Ich möchte nicht ... ich möchte von anfang an dabei sein. Bei Abby war das immer... ich hatte nie Zeit. Die Schichten im Krankenhaus, die vielen Überstunden... ehe ich es mich versah waren die Zwillinge geboren und ich habe die 9 Monate davor komplett verschlafen. Du... du kannst mir das Recht nicht einfach so entziehen, mich vor so ein Ultimatum stellen und darauf hoffen, dass ich es akzeptieren werde."
Renee war als Garret anfing zu reden nervös auf ihrem Platz hin und her gerutscht und fühlte sich ziemlich unbehaglich unter dem Thema. Es wurde auch nicht unbedingt besser, als Garret in Frage stellte genug Anreiz zu haben, etwas an seiner Situation zu ändern. Noch unangenehmer wurde es für Renee, als Garret wieder Paralellen zu seinem Verhältnis zu Abby zog und ihr damit mehr als einmal deutlich vor Augen führte, dass er nicht unbedingt der idealste Vater war. Auch wenn er gute Absichten hatte und sein bestes versuchte und versuchen würde. Da war sie sich ganz sicher. Und seine letzteren Worte ließen sie dann sogar ein wenig lächeln, weil sie tief in ihr doch etwas berührten, was ihr gleich ein schlechtes Gewissen machte. Sie wollte Garret nicht ausschließen, nur unter Druck setzen. Anders funktionierte der Mann doch nicht!
"Du sollst ja auch gar nicht kampflos das Feld räumen," sagte sie schließlich nach dem sie über ihre Worte einen Moment nachgedacht hatte. "Es tut gut zu wissen, dass du um das Kind und mich kämpfen willst. Aber tu das bitte an der richtigen Stelle, Garret. Besiege deine Dämonen, dem Kind zu liebe und versuche nicht mir ein schlechtes Gewissen einzureden."
"Das tu ich doch gar nicht," wehrte sich Garret sofort und wusste, dass doch, dass Renee einen wunden Punkt berührt hatte. Deswegen sah er auch kurz zur Seite und sammelte seine Gedanken, ehe er sich traute wieder etwas zu sagen, nachdem Renee beharrlisch dazu schwieg und es ihm überließ zu ihren letzten Worten etwas zu sagen. "Ich meine, nicht absichtlich."
"Du tust es mit der Hoffnung, dir ein paar Steine aus dem Weg zu räumen. Aber du weißt selbst, dass es so leicht nicht ist. Ich mag ein schlechtes Gewissen haben, aber deswegen nehme ich von dem, was ich dir gesagt habe nichts zurück. Und bist nicht du derjenige, der ständig davon spricht, dass man für sein Handeln, für sein Tun die Verantwortung zu übernehmen hat? Dann lebe auch bitte danach, Garret. Und reibe deine weisen Sprüche nicht jedem nur unter die Nase. Wenn du Angst hast, dass Abby versagen könnte, dann sei ihr ein Beispiel und pack deine eigenen Probleme bei den Hörnern und löse sie. Zeig ihr, dass man diese Dinge geregelt bekommt, wenn man nur möchte. Was du ihr gerade vorlebst ist das Gegenteil. Du kannst ihr wirklich keinen Vorwurf aus dem erneuten Mißbrauch deines Vertrauens machen, wenn du selbst die halbe Hütte mit deinem Vorrat vollgepackt hast und ohne die Spur eines schlechten Gewissens von diesen Vorräten gebrauch machst. Und hör bloß auf mit mir deswegen eingeschnappt zu sein. Damit tust du dir und mir keinen Gefallen. Du weißt nämlich sehr gut, dass ich damit nur versuche noch zu retten, was uns geblieben ist, bevor es einer von uns völlig zerstört und der einzige Leidtragende in der Sache unser Sohn sein wird. Von mir aus kannst du weiterhin auf mir und auf meinen Gefühlen herumtrampeln, wenn es da ist was du brauchst, aber ich will dich nicht in dem Zustand, in dem du im Moment lebst, um unser Kind haben. Punkt aus. So einfach ist das."
"So einfach ist es also," fragte Garret erstaunt zurück, obwohl er Renee in allen Punkten still und heimlich recht geben musste. Aber er konnte nicht so einfach hinnehmen, was sie ihm da gerade alles vorwarf. Man konnte es falschen Stolz nennen oder Dummheit, und obwohl er es doch besser wusste, war er eingeschnappt! Ein bisschen zumindest. Die Wahrheit gesagt zu bekommen war nie schön. Er versuchte es trotzdem mit etwas mehr Fassung zu tragen, als er eben noch den Anschein erweckt hatte, seufzte leise und sah wieder nach vorne. "Dann habe ich mich also völlig grundlos von deinem Bruder zusammenschlagen lassen, ja?"
"Oh, Garret bitte. Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Ich schieß dich doch nicht in den WInd. Ich gebe dich nicht einmal auf. Ich kann dir nur nicht länger etwas von meiner Kraft abgeben. Ich habe nämlich keine mehr. Du weißt selbst ganz genau, was ich in den letzten Wochen durchgemacht habe. Und dazu jetzt noch die Schwangerschaft... ich kann dir nicht mehr länger aus deinen Tiefs helfen, in dem ich dir erlaube, mich herumzuschubsen. Verstehst du das denn überhaupt nicht?"
"Doch. Natürlich," sagte Garret bedrückt und senkte den Blick. Er wusste ganz genau was er sie meinte. Er wusste ganz genau, was er falsch gemacht hatte und noch viel besser wusste er und verstand er auch, was sie von ihm wollte. Es tat aber einfach zu sehr weh, um sich all diese Dinge einzugestehen. "Ich... es tut mir leid, Renee, wenn, also wenn ich in den letzten Wochen... also wenn ich dir das GEfühl gegeben habe, du kämst erst an zweiter Stelle und wärst mir nicht mehr wichtig und.. herumschubsen wollte ich dich auch nicht. Es... es ist schon okay. Ich versteh dich. Wirklich. Es ist nur so schwer zu akzeptieren, dass du... einfach gehst, das Feld räumst, nicht weiter kämpfst und mich vor die Wahl und Entscheidung stellst."
"Tja, ich schätze so etwas nennt man... Vernunft?," Renee schenkte Garret ein kleines Lächeln und langte nach vorne, um seine Schulter leicht zu berühren. "Ich liebe dich Garret. Das tue ich wirklich. Aber manchmal muss man aus Liebe eben auch Dinge tun, die weh tun und auf dem ersten Blick alles andere als fair wirken."
Garret sah nicht ganz so glücklich zu Renee zurück und bemühte sich erst gar nicht um ein Lächeln. Denn was Renee sagte, war durchaus richtig, aber es tat in dem Moment verdammt weh und er seufzte innerlich laut auf. Er wusste nicht, was er ihr darauf antworten sollte. Zudem war er viel zu verzweifelt damit beschäftigt mit dieser Situation klarzukommen, um jetzt noch vernünftig zu reden. Deswegen war er mehr als erleichtert, als in Maggies Tiefen ihres Handschuhfachs das Handy klingelte. Er hatte zwar nicht vor ihr nachzuschnüffeln oder gar ranzugehen, aber wenigstens kurz nachsehen wer anrief wollte er dann schon. Zum einen um von dem Gespräch abzulenken, zum anderen um Maggie wenigstens sagen zu können, wer angerufen hat. Wie zuvor quoll ihm Papier entgegen und er sortierte Kassenbelege, Strafzettel und Kreditkartenabrechnungen zur Seite, stutzte kurz, als er dabei auf zwei Rezepte stieß und fragte sich, wann Maggie krank gewesen war? In den letzten vier Wochen war nichts gewesen, aber beide eingelöste Rezepte waren von den letzten beiden Wochen. Und jedes Mal war es dasselbe schwere Medikament gewesen, das nach der Verschreibung länger als eien Woche hätte halten müssen. Auf jeden Fall handelte sich nicht um einfache Kopfschmerztabletten.
Ihm drängten sich wieder Renees Worte von vorhin auf, aber er wollte daran nicht einmal denken. Es gab dafür sicher einen Grund, und bestimmt auch für die leere Packung Aspirin, die ihm in dem Moment in die Hände fiel, als er glaubte das Handy erreicht zu haben. Er legte alles jedoch wieder zurück und griff nach dem Handy. Es war eine unterdrückte Nummer und ließ es frustriert zurück ins Handschuhfach gleiten und schloß die KLappe.
"Alles in Ordnung," fragte Renee, die Garrets längeres Einhalten in seiner Suche bemerkt hatte und deswegen ein wenig irritiert war.
"Ja, ja sicher. Ich hab das Handy nur nicht gleich gefunden. Und... Rufnummerunterdrückung," fügte er erklärend hinzu und hatte gar kein schlechtes gewissen wegen seiner kleinen Lüge.
Garret war in Gedanken noch immer bei seinem Fund in Maggies Handschuhfach. Er wollte den Rezepten nicht all zu viel Bedeutung schenken, aber er als Mediziner... wie sollte das gehen? Mit Renees Vermutung noch als Hintergedanke... er würde Maggie wohl einfach fragen müssen, wieso sie in so kurzer Zeit zwei Rezepte mit einem Beruhigungsmittel eingelöst hatte. Für was sie sie brauchte und... Garrets Gedanken überschlugen sich einen kurzen Moment, als er Abby aus dem Supermarkt kommen sah. Er wollte das eigentlich gar nicht denken, aber die Gedanken waren da. Jene, die ihn sich vorstellen ließen, wie Abby Rezepte fälschte, um auf den Namen ihrer Mutter an ein bißchen Lorazepam zu kommen... nein, das war absurd... und völlig aus der Luft gegriffen.
"Oh sieh mal, sie kommen zurück," sagte Renee erleichtert von der Hinterbank, der das Schweigen schon wieder gewaltig auf die Nerven ging. Sie hatten so vieles mehr zu besprechen, als ihre kleine Beziehungspause, aber Garret schmollte ja lieber und sah sein Heil in schweigsamer Flucht.
"Ja, ich seh's," nickte Garret selbst nicht ganz unfroh über die Rückkehr. Aber seine Gedanken waren noch immer bei Maggie und der Möglichkeit von gefälschten Rezepten, dass er gar nicht wirklich registrierte in welch großem Abstand Maggie ihrer Tochter folgte.