"Ja, also wenn du das möchtest? Ihr das direkt sagen," sagte David gedehnt und sah Annie überrascht an. Er hätte auf jeden Fall seine Schwierigkeiten damit, wäre die Sache umgekehrt, ihm fiel ja schon eine Entschuldigung an Garret schwer. Nicht weil er dachte er hätte keine verdient, als viel mehr, weil ihm alles so peinlich war, sein Verhalten, die Gründe... "Meine ich. Also dagegen wird sie nichts haben. ich denke es wird sie sogar freuen. Und vielleicht ermutigt sie das ja auch für die Zukunft ein bisschen wieder offener zu werden. Aber apropos störrisch.. wie störrisch?", die Frage hatte er sich dann doch nicht verkneifen können und er musste auch ganz schön breit grinsen, als er sich vorzustellen versuchte, wie die beiden das erste Mal auf einander getroffen waren.
Dass es helfen konnte, dachte Annie auch. Deswegen ja die Idee, es Renee direkt zu sagen, statt es zu verschweigen und zu hoffen, dass sie es von sich aus merkte. Manchmal war zu viel reden ja zu viel, aber oft genug half es auch, wenn man Dinge laut aussprach, statt darauf zu bauen, dass der andere schon wusste, was man dachte. Und in dem Fall wäre es auch jeden Fall besser, wenn sie Renee diese Dinge sagte. Als David dann plötzlich zu breit grinste und versuchte, sie zu veräppeln, zog Annie die Stirn kurz kraus und boxte David leicht auf den Oberarm. "Was soll denn die Frage?", fragte sie. "Du weißt doch ganz genau, was ich damit meine. Dass ich beim Maldenfall einfach mein Ding gemacht habe, statt nach Renees Pfeife zu tanzen. Das hat ihr nicht gefallen. Und ich glaube, dass ich auf meine Weise auch noch Erfolg hatte, hat ihr noch weniger gefallen.
"Oh ich ärgere dich doch zu gerne," gestand David und sah dabei auf seinen Oberarm. "Das weißt du doch, aber hey, wenn du immer so zu schlägst, solltest du dir mal überlegen, ob du nicht doch trainieren gehen möchtest. Falls wir mal wieder bösen Jungs nachlaufen müssen...."
Annie brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass David sich nicht über den Schlag beschwerte, weil es ihm wehgetan hatte, sondern weil er viel zu leicht gewesen war. Etwas anderes wäre auch übertrieben gewesen, weil sie extra nicht feste geschlagen hatte, aber man wusste ja nie ... wenn er sie schon zu gerne ärgerte, dann vielleicht auch damit. "Ich bin ein Mädchen und schlage wie ein Mädchen", sagte sie. "Wobei das hier die ganz leichte Variante war. Ich kann auch fester. Aber das zeige ich dir nicht, sondern hebe es mir für die bösen Jungs auf. Du weißt schon ... Überraschungsmoment, weil ich harmlos aussehe, aber nicht harmlos bin. Und solche Dinge eben."
"Ohhhh, dass du nicht harmlos bist, weiß ich," sagte David mit einem Grinsen. "Aber ist okay, heb es dir sogar BITTE für die bösen Jungs auf. Sonst muss ich noch erklären, dass ich von meiner Freundin geschlagen werden."
"Und das wollen wir ja nicht riskieren", sagte Annie lächelnd, auch wenn das Thema gar nicht so zum Lächeln war und sie sich fast wünschte, sie hätten nicht davon angefangen. Das erinnerte sie nämlich nur wieder daran, was passiert war und was Jordan gesagt hatte und was sie nicht gesagt, aber ganz bestimmt gedacht hatte, und es ruinierte ihr ein wenig die Stimmung. "Wir können ja trotzdem endlich mal unseren Vorsatz umsetzen und zumindest schon mal mit Joggen anfangen",meinte sie, um ein wenig das Thema zu wechseln. "Wenn wir wieder fit sind, natürlich erst. Und dann wäre da immer noch der Kraftraum im PD, der von uns besucht werden möchte ..."
"Ach ja, die schönen Pläne," seufzte David. "Ich erinnere mich. Also dazu muss es uns aber erst einmal wirklich richtig gut gehen. Nicht nur "fit". Mein Rücken, dein Long Island... ich sehe uns da eher beim Zunehmen, während wir uns nach Dienstschluß vrewöhnen. Und apropos verwöhnen, da vorne ist wohl schon einmal das Kiosk..."
"Na, nur weil man nicht zum Sport geht, wird man doch nicht zwangsläufig dicker", meinte Annie vorsichtig, auch wenn sie sich da eigentlich nicht mal so sicher war. Sie hatte in den letzten Wochen garantiert ein bisschen zugenommen, aber das lag eher an dem regelmäßigen Essen abends mit David zusammen und nicht an mangelnder Bewegung. Die hatte sie ja eigentlich immer, solange sie nicht nur hinter ihrem Schreibtisch sitzen und dumme Berichte schreiben musste. Und soviel Bewegung wie sie heute schon gehabt hatten ... nein, davon würde sie garantiert nicht zunehmen. Selbst wenn sie heute eine ganze Schachtel Donuts verspeiste. Obwohl sie darauf absolut keinen Hunger hatte. Wie eigentlich auf gar nichts ... "Aber ich sprach ja auch nicht von nächster Woche. Solange du wegen des Rückens nichts unternommen hast, machen wir sowieso gar nichts."
"Das heißt dann also ich MUSS zum Arzt, oder?", fragte David und seufzte ergeben. "Versprochen hab ich es ja irgendwie nicht? Und doch... das sollte es schon heißen. Ich koch uns immer viel zu gut und viel zu oft und wenn du dich nur auf die Straßenarbeit verlässt... also ich bekomme in meinem Labor nicht so viel Auslauf, wie du... das könnte auf Dauer gefährlich werden. Vielleicht setzte ich uns ja auch auf Diät? Salate, Grünfutter..."
Annie nickte grinsend, als David sich die Antwort wegen des Arztbesuches selber gab, und hoffte, dass er sein Versprechen auch endlich halten würde. Sonst lag er wirklich eines Morgens im Bett und kam nicht mehr hoch. Oder schlimmer: Er saß im Wagen und konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen, baute eine Unfall und ... Annie war froh, als Davids Frage nach der Diät sie ablenkte und sie diese unschönen Gedanken erstmal beiseite schieben konnte. "Also auf Kaninchenfutter hab ich nicht unbedingt Lust", meinte sie und verzog dabei das Gesicht. "Außerdem bekommst du schon genug Bewegung. Auf den Einsätzen, zu denen ich dich immer mitschleppe und auch später nach Feierabend." Sie grinste kurz, sprach aber nicht aus, was sie in Wirklichkeit meinte, weil sie ja nicht immer nur bei diesem Thema landen wollten. "Außerdem ... findest du mich zu dick? Hab ich so viel zugenommen, dass du mich schon auf Diät setzen musst?"
"Ach Gott nein," sagte David schnell und entsetzt, als ihm bewußt wurde, welchen großen Fehler er in Gegenwart einer Frau gemacht hatte. "Nicht ein Gramm. Wirklich... du bist perfekt, wie an dem Tag, an dem wir uns am Tatort über den Weg gelaufen sind. Aber was die Bewegung nach Feierabend angeht...," er grinste frech. "Da könnten wir ein bisschen mehr tun..."
"Das sagst du doch jetzt nur, weil dir bewusst geworden ist, dass du einen Fehler gemacht hast", sagte Annie, schaffte es aber nicht, so ernst zu bleiben wie sie es geplant hatte. Dafür tat das Kompliment viel zu gut. Auch wenn sie wusste, dass sie keineswegs perfekt war, sondern doch das eine oder andere Gramm in den falschen Stellen zu viel hatte. "Aber danke, dass du lügst. Dafür hast du dir auch ... ein bisschen Bewegung nach Feierabend verdient. Was meinst du? Jeden Abend eine Runde durch den Park? Sollte für den Anfang reichen, oder? Oder lieber zwei Runden und das dann langsam steigern?"
"Du kannst von Glück sagen, dass du übersät bist von blauen Flecken udn Kratzern," sagte David mit einem breiten Grinsen, als Annie nicht verlegen um eine Retourkutsche war. "Sonst würde ich dich jetzt um den See jagen, Biest," sein Grinsen wurde noch etwas breiter und er gab Annie schnell einen kleinen Kuß, ehe er nach ihrer Hand griff und sie mit sich zog. "Und jetzt machen wir, dass wir an den See kommen...sonst wird es dunkel oder Renee und Garret rufen vorher an und wir haben wirklich gar nichts mehr von dem Tag."
"Dieses Biest hab ich kommen gesehen", meinte Annie grinsend und ärgerte sich überhaupt nicht über dieses Kosewort. Anfangs hatte es sie schon geärgert, aber mittlerweile fand sie es ganz schön und freute sich darüber wie über jedes 'Schatz' oder 'Honey'. Sie schloss die Finger um Davids Hand und folgte ihm zum See hin. Eigentlich hatte sie vermutet, dass er doch zum Kiosk wollte und Hunger hatte, aber so war es auch okay für sie. Sie war nicht hungrig und wollte nicht noch mehr Zeit verlieren, als sie ohnehin schon verloren hatten. "Hoffentlich haben wir mitten auf dem See Handyempfang", meinte sie nachdenklich und blickte auf die Uhr, um ungefähr einzuschätzen, wann Renee wohl anrufen konnte. In der nächsten Stunde wohl eher nicht, aber danach konnten der Anruf jede Minute kommen.
"Ach jetzt werde ich schon vorhersehbar," seufzte David gespielt leidend und ließ sich dann aber von Annies Handyempfang ganz verunsichern. "Denkst du wirklich das könnte passieren? Der See liegt doch inmitten von Ortschaften umgebene Landschaft. Ich glaube das Risiko gehe ich ein. Oder? Die zwei sind doch auch so gut wie eben erst losgefahren, das wird sicher noch dauern."