"Argh..," Jordan hatte Mühe nicht einfach zu explodieren, als Woody einfach weiter damit machte, alle Schuld von sich zu weisen, um ihr das schlechte Gewissen zu machen. Aber da musste er schon früher aufstehen... sie hatte weder ein schlechtes Gewissen, noch bereute sie eine ihrer Entscheidungen. Und wenn sich Woody lieber selbst Steine in den Weg legen wollte, in dem er aus dem Einfach auf einmal ein Kompliziert machte... bitte. Dann fuhr sie wirklich alleine zurück. Sie hatte ihm die Wahl gelassen, weil es ihr wirklich egal war, ob er mit ihr schmollt oder mit ihr reden wollte. Sie hätte beides ihm zu liebe akzeptiert. Aber nicht einmal das konnte er sehen... "Mach doch was du willst," sagte sie aber am Ende doch noch und ging dann einfach weiter, Richtung Parkplatz.
Froh, dass Annie ihm im ersten Moment seine Worte nicht krumm nahm, nickte er zustimmend und bewegte ein wenig das Ruder, um vom Ufer wegzutreiben, ehe er ganz langsam in Annies Tretbewegung einfiel. Aber die beiden am Ufer nahmen sowieso keine Notiz mehr von ihnen und würden wahrscheinlich gar nicht einmal bemerken, dass sie sich aus dem Staub gemacht hatten..
"Ich werde mich übrigens hüten, was anderes zu wollen. Jordan ist ein Pulverfaß und Woody ein kleine Idiot. Jordan hat ihm alle Türe geöffnet und er hat sie eben alle wieder mit seiner Gegenfrage zugeschlagen. Wenn ich eines in den Jahren gelernt habe, dann das - nie die Frage einer Frau mit einer Gegenfrage beantworten. Das führt immer in.. so etwas eben," er zeigte zu den beiden am Ufer. "Gefährliche Sache."
"Mach ich auch", murmelte Woody leise und kickte wütend einen Stein Richtung Wasser, ehe er auf dem Absatz kehrtmachte und Richtung Kiosk lief. Langsam hatte er echt die Nase voll - von Jordan, von sich, von Maine, von allem ... er wollte nur noch aufwachen und über diesen blöden Albtraum lachen. Doch er wusste auch, dass das hier kein Albtraum war, aus dem man einfach so erwachte. Das hier war Realität und ändern konnte man sie nur, wenn man daran arbeitete. Doch was nutzte es schon, wenn er hier der einzige war, der sich bemühte und von Jordan nichts weiter kam, als das Signal, dass ihr alles egal war, was er tat, und sie sich lieber um andere kümmerte? Das rannte er doch gegen Windmühlen an. Und für so etwas fehlte ihm einfach die Kraft. Im Moment zumindest ...
"Ich denke mal, er ist einfach verunsichert und enttäuscht, weil Jordan nicht unbedingt den Eindruck erweckt hatte, dass sie ihn im Wagen haben wollte", meinte Annie nachdenklich. "Da ist es doch nur natürlich, dass er nachfragt. Wenn Jordan vorhin wirklich einfach abgehauen ist. Ich meine, Woody ist zufällig dazu gestoßen, ohne zu wissen, ob er erwünscht ist oder nicht. Wenn er einfach den Wagen gestiegen wäre, dann hätte er sich aufgedrängt, ohne dass Jordan es vielleicht nicht wollte. Ich hätte an Woodys Stelle auch nachgefragt. Das hat nichts mit Idiot zu tun, sondern einfach mit Unsicherheit." Annie sah Woody seufzend nach, als dieser unglücklich davon lief und blickte dann zu Jordan, die in die entgegengesetzte Richtung lief und irgendwie auch nicht zufrieden wirkte. Annie hätte gerne irgendwas gemacht, aber David hatte Recht: Einmischen machte alles nur noch schlimmer.
"Findest du? Also meiner Meinung nach, hat sie ihm eine normale Frage gestellt, auf die man eine normale Antwort erwarten könnte. Wenn ich die frage, wollen wir Boot fahren oder nicht... hörst du da auch hervor, was ich lieber machen würde und was nicht?," David zuckte leicht mit den Schultern und sah nachdenlich zurück ans Ufer, wo Woody und Jordan gerade in unterschiedliche Richtungen davonstürmten. "Zudem ist Jordan doch jemand die sagt, was sie will. Hätte sie ihn nicht im Wagen gewollt, hätte sie ihm die Frage wohl erst gar nicht gestellt," und wahrscheinlich war Annie noch viel zu sauer auf Jordan um zu erkennen, dass Jordan vielleicht auch verunsichert gewesen war und nicht nur Woody.
Annie dachte kurz über Davids Worte nach und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich denke, ich wüsste dann nicht, was du möchtest und würde nachfragen", sagte sie. "Aber das wohl mehr aus dem Grund, weil ich zu gut für die Welt bin und es dem anderen Recht machen möchte, bevor ich das tue, was ich selber mag. Aber ... das kann man nicht vergleichen. Wenn du die Frage stellt, ist das etwas anderes, weil wir vorher nicht so wie die beiden gestritten haben oder geflüchtet sind. Aus dem Grund war Woodys Frage schon gerechtfertigt, finde ich. Auch wenn Jordan sagt, was sie will ... ich hätte an seiner Stelle nachfragt. Eben weil ich mich nicht aufdrängen wollte. Und um zu erkennen, was der andere - also Jordan - wirklich will. Ob es ihr ernst damit wäre, wieder Kontakt zu haben, wo sie vorher doch noch alles getan hat, um zu flüchten und nicht mit Woody zu reden ... Damit hat sie Woody schon verunsichert und es ist nur logisch, dass er deswegen verunsichert nachfragt, um sich abzusichern." Annie seufzte und sah zu David zurück Aber lass uns deswegen nicht streiten, ja?", bat sie. "Denn sonst mischen wir uns ja doch in die Angelegenheit der beiden ein. Und das wollten wir doch nicht. Sag mir lieber, was wir wegen der Leiche und Renee jetzt unternehmen. Wolltest du sie selber anrufen oder gar nicht? Weil du vorhin einfach so behauptet hast, Renees Nummer nicht zu kennen. Und das war glatt geschwindelt, nicht?"
"Nein, deswegen streiten möchte ich auf keinen Fall mit dir," sagte David mit einem charmanten Lächeln und trat etwas fester in die Pedalen des Bootes. "Geht uns ja auch gar nichts an, was die beiden für Probleme haben. Und ja," David grinste auf einmal breit, ertappt und doch überhaupt nicht verlegen. "Mit Renee habe ich ganz frech gelogen. Aber ehrlich gesagt weiß ich gar nicht was ich will. Jordan hat zwar schon recht, dass wir sie informieren sollten, aber was, wenn sie damit gar nichts zu tun hat? Dann regt sie sich in ihrem Zustand nura uf. Hat sie etwas damit zu tun und erfährt hinter her davon, macht sie uns die Hölle heiß, weil wir ihr nichts davon erzählt haben... das ist eine verdammte Zwickmühle. Und darauf hoffen, dass Jordan später mit ihrem Handy Renee anruft, können wir a uch nicht. Dann bekommen wir auch die Hölle heiß gemacht, wenn wir zum BBQ auftauchen und ganz unschuldig tun."
"Und genau das haben wir ja eben schon erlebt", sagte Annie seufzend. Einerseits war sie froh, dass David so widerstandslos auf ihren Themenwechsel angesprungen war, aber als sich herausstellte, dass das neue Thema genau so frustrierend war wie das andere, bereute sie es fast wieder, die Sache angesprochen zu haben. Denn eine Lösung hatte sie auch nicht dafür. "Meinst du, wir ... wir sollten sie einfach anrufen und erstmal fragen, wie es ihr geht?", schlug sie vorsichtig vor. "Und je nachdem wie die Antwort ist, können wir immer noch entscheiden, ob wir etwas sagen und was wir sagen?"
"Ich hätte eher vorgeschlagen wir warten damit, bis sie sich meldet, so wie vereinbart und dann sehen wir weiter. ERgibt sich die Gelegenheit erzählen wir ihr davon und wenn nicht... dann, dann überlegen wir uns etwas neues," schlug David vor, einfach um noch etwas Zeit und Luft zu gewinnen.
"Ach, stimmt", meinte Annie. "Sie wollte sich ja melden. Richtig ... deswegen auch meine Befürchtung, hier auf dem See keinen Empfang zu haben." Irgendwie war heute nicht ihr Tag oder die Dinge, die ihr im Kopf herumschwirrten, waren einfach zu viel geworden ... auf jeden Fall warf sie alles durcheinander. "Ja, dann warten wir einfach und hoffen, dass sie sich bald meldet. Denn sonst ... sonst kann sie uns auch böse sein, weil wir nicht direkt etwas gesagt haben, oder?"
"Genau, deswegen vorhin die Sorge, um den Empfang," sagte David mit einem Nicken und lächelte nachsichtig. "Wir können immer noch den fehlenden Empfang auf dem See als Ausrede benutzen, falls sie verärgert sein sollte. Und müssten dabei nicht einmal lügen."
Das Woody gar nichts mehr sagte, oder ihr gar hinter her lief, fand Jordan enttäuschend. Wo er doch immer so viel Wert auf "daraum kämpfen" und "zueinander halten" legte. Zueinander halten, egal was kam. Ja, wie gut, dass sie heute gesehen hatte, wie weit es bei Woody mit diesen Dingen am Ende war. Nämlich nicht anders wie bei all den anderen Männern zuvor auch - sie wurde kompliziert und schwierig und mann klemmte seinen Schwanz ein und lief weg um seine eigenen Wunden zu lecken. Gut, fein, dann hatte sie sich also doch in Woody getäuscht. Er war doch nicht anders. Und Woody schien endlich aufgewacht zu sein und hatte kapiert, dass sie nicht die Märchenprinzessin seiner Träume war...
"Du bist ganz schön gerissen, Mr. Mellencamp", sagte Annie grinsend, obwohl sie nach der ganzen Sachen gar nicht so zu Scherzen aufgelegt war, wie noch vor ein paar Minuten, als sie ausgelassen über Chicki debattiert und waghalsige Zukunftspläne geschmiedet hatten, ohne zu ahnen, dass die Stimmung bald wieder durch eine Leiche, durch Angst und zwei streitende Freunde - oder Kollegen, Bekannte - ruiniert sein würde. Und wie jedes Mal vorher auch hatte sie sich von der Idylle trügen lassen und war auf die Nase gefallen. Wann wurde sie nur endlich erwachsen? "Meinst du, dieser Mann ... der FBI Agent war hier, um Renee zu beschützen?", fragte sie ernst. "Ich meine, wenn er ... wenn er dafür hier war, warum hat er dann Jordan und Woody beschattet? In Boston? Warum nicht Renee?"
"Ja nicht? Ich bin schon ein helles Köpfchen," David grinste zurück und war froh, dass sie aus der verpesteten Luftzone geflohen waren und hier mehr Richtung See wieder lockerer wurden. Bei ihrer Frage musste er allerdings kurz die Stirn runzeln und dann wieder mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung... ich meine für was braucht Renee Schutz? Wegen diesem Drogenbaron? Vielleicht arbeiten ja Woody und Jordan doch an etwas und durfte es nur nicht erzählen?"
"Vielleicht", meinte Annie nachdenklich, während sie zum Ufer zurückblickte, wo in der einen Richtung Jordan gerade verschwand und in der anderen Woodys vormals energische Schritte wieder langsamer und unsicherer wurden. Sie hätte sich wirklich gewünscht, dass das Treffen der beiden anders verlaufen wäre. Aber andererseits konnte sie schon verstehen, warum es nicht funktioniert hatte. Bei den vielen Schwindeleien und offenen Mißverständnissen, über die die beiden nicht sprachen ... das konnte ja nur in die Hose gehen. Annie seufzte und blickte wieder zu David. "Ich würde es dir gerne glauben, aber ... warum wollte Jordan dann unbedingt Renee anrufen? Wenn es ein Fall war, an dem sie und Woody gearbeitet haben. Das passt doch nicht. Und dieser Milo ... der ist doch hinter Abby her und damit auch hinter Renee. Irgendwie. Das würde schon passen. Nur was die Beschattung in Boston zu bedeuten hat, verstehe ich nicht. Und wieso FBI?"
"Ich weiß nicht. Und ich weiß auch nicht, ob Milo auch Renee bedroht. Gesagt hat sie nichts davon. Aber wir wissen ja beide, wie mitteilsam Renee sein kann," seufzte David und verdrehte die Augen. "Es würde mich nicht wundern, wenn dem so wäre. Aber ich bin mir auch nicht sicher ob das FBI unbedingt zuständig für eine Personenbewachung in diesem Fall wäre. Nein, wahrscheinlich schon, aber wie du sagst, ist der Haken wohl Jordan und Woody. Ich befürchte fast, wir müssen doch mit REnee reden. Wenn sie etwas weiß, sind wir klüger, wenn nicht, ist sie zumindest vorgewarnt, dass etwas nicht stimmt."